Kultur Südpfalz Das Börsengeschehen in Tönen

Die sprichwörtlich letzten Mohikaner der untergehenden Musik an der Universität Landau haben für ihre Abschlussarbeiten noch einmal mächtig in die Tasten gehauen, Saiten geschrubbt und herzhaft oder sanft in Blech und Holz geblasen. Das klangvolle Ergebnis der Kompositionen von und mit Spiel, Spaß und Spannung begeisterte beim Abschlusskonzert im Haus am Westbahnhof ein erlesenes Publikum.

Die letzten Studierenden im Masterstudiengang Musik haben sich im Wintersemester mit ihrem Dozenten Michael Schuhmacher auf das Experiment eingelassen, das Thema „Spiel“ in Form von Konzeptmusik zu bearbeiten. Diese Art der Neuen Musik stellt eine Beziehung zu etwas her, das nicht ursprünglich Musik ist. Der Komponist Johannes Kreidler beispielsweise hat das Steigen und Fallen der Aktienkurse vertont. Schon Telemann im Barock hat ein Stück über die Börse komponiert. Clarissa Heigel zum Beispiel hat sich eine Spieluhr-Melodie ausgedacht, die im Kontext eines Traumes in Konkurrenz mit bekannten Schlafliedern tritt. Im musikalischen Wettstreit gewann die schlichte kurze Tonfolge den „Battle“ gegen Mozarts Wiegenlied auf der Gitarre, die wehmütig von der Klarinette angestimmte Titelmelodie des Märchens „Drei Nüsse für Aschenputtel“ sowie das vom Saxofon herzerweichend interpretierte Wiegenlied von Brahms (Guten Abend, gute Nacht). Zur Erheiterung des Publikums trugen die Musiker dazu Schlafmützen. Im Stil dramatischer Filmmusik nach Hans Zimmer präsentierte Philip Wilson als Computerspiel-Anhänger ein musikalisches „Heldenmärchen“ und schaffte es, dem Projektensemble aus wenigen Zufallsinstrumenten den Klang eines sinfonischen Blasorchesters zu entlocken. Ramona Schaupeter setzte Spielzeug und Spielmaterial wie Becher und „Mensch-ärgere-dich-nicht“-Figuren als Instrumente ein und ließ ihre Kommilitonen rhythmische Sprechgesänge repetieren. Felix Holzhauser charakterisierte mit Saxofon, Trompete und Klarinette die Kandidaten bei der Fernseh-Kuppelschau „Herzblatt“. Jan Kornelsen inszenierte eine spannende Pokerpartie der Saxofone. Daniel Niederl ließ die Computer-Spielfigur „Super Mario“ über den Gameboy-Bildschirm hüpfen. Michael Völpel verpackte ein Kinder-Klatschspiel in melodiöse Klangwolken und ließ das Schlagzeug den Rhythmus immer schneller werden. Steffen Jung setzte gleiche und nicht passende Bilder des „Memory“-Spiels in Instrumentalspiel um und warnte das Publikum vor „schiefen“ Klängen, wenn die Mitspieler, die große Tafeln gebastelt hatten, ungleiche Karten aufdecken. Katharina Bonk machte in Songwriter-Manier die „Spielsucht“ zum Thema ihrer Komposition, Dennis Michael Müller ließ klanggewaltig Schwerter tanzen. Für den „Spielleiter“ des Seminars, Michael Schuhmacher, war das Konzert der letzten Masterstudenten gleichsam ein Abschiedskonzert. Ab dem kommenden Semester wird er Studierende an der Musikhochschule in Mainz unterrichten. In Landau dagegen wird die Musik nach und nach leiser und in wenigen Semestern für immer ganz verklungen sein. (srs)

x