Rheinpfalz „Dann bewirb dich“

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Bundestagsabgeordnete erhalten monatlich Diäten in Höhe von derzeit 9321,21 Euro. Dazu eine steuerfreie Aufwandspauschale von monatlich 4.305,46 Euro. Für die Büroausstattung stehen jährlich bis zu 12.000 Euro zur Verfügung. Außerdem bekommt ein Abgeordneter eine Netzkarte der Deutschen Bahn; nochmals knapp 20.000 Euro gibt es monatlich, damit der Parlamentarier Mitarbeiter beschäftigen kann, die ihm helfen. Summa summarum ist Bundestagsabgeordneter also nicht der schlechteste Job. Normalerweise rangeln deshalb häufig mehrere Interessenten um die Kandidatur. Aber in der Regel ist solch ein Posten nur über die knallharte Ochsentour in einer Partei zu ergattern. Viele Abgeordnete haben sich hartnäckig und über lange Jahre hinweg hochgearbeitet: vom geduldigen Plakatekleber im Ortsverein über ein Beisitzeramt im Kreisvorstand und viel kommunalpolitische Arbeit bis in den Bundestag. Der SPD-Kreisverband „Eifelkreis /Bitburg-Prüm“ hat diese altbewährte Auslese nach dem Grad der geleisteten Kärrnerarbeit aber jetzt über Bord geworfen. Er sucht seine Kandidatin oder seinen Kandidaten für die Bundestagswahl 2017 per Stellenanzeige. Das Anforderungsprofil verlangt weder Abitur noch Studium, selbst die Mitgliedschaft in der SPD wird nicht vorausgesetzt. Stattdessen kommt es dem Kreisverband eher auf die Motivation an. Die Stellenanzeige, die auf der Internetseite des Kreisverbandes zu finden ist, stellt dazu ein paar einfache Fragen: „Du bist motiviert, aufgeschlossen und politisch interessiert? Du setzt dich für die ,Sache’ ein und kannst mit ,Gegenwind’ umgehen? Du hast Lust und den Willen etwas anzupacken und zu gestalten?“ Wer das mit „Ja“ beantworten kann, dem ruft die Eifel-SPD erwartungsvoll zu: „Dann bewirb dich bis zum 15. Dezember 2016.“ Lange Jahre war das Gesicht der SPD im Bundestagswahlkreis Bitburg die umtriebige Abgeordnete Elke Leonhard (67). Allerdings konnte auch sie trotz all ihrer Ämter in Berlin den Wahlkreis nie direkt gewinnen, sondern zog jeweils über die SPD-Landesliste in den Bundestag ein. Denn die Eifel ist Stammland der CDU. Doch dass dies nicht für immer so bleiben muss, zeigte im März bei der Landtagswahl Nico Steinbach. Der 32-Jährige jagte dem alten CDU-Schlachtross Michael Billen das Direktmandat ab. Mit einer pfiffigen Idee: Er warb damit, dass Billen ja über die CDU-Landesliste ohnehin abgesichert sei und so den Platz im Landtag bereits in der Tasche habe. Die SPD hatte dagegen für Steinbach nur einen aussichtslosen, hinteren Listenplatz übrig gehabt. Die Botschaft seiner Erststimmenkampagne lautete deshalb: „Gewinne ich das Direktmandat, hat die Eifel zwei Landtagsabgeordnete.“ Auf die Art schafft Steinbach die Sensation, er überflügelte Billen um fast 1600 Stimmen. Jetzt versucht Steinbach den nächsten Coup. Denn als SPD-Kreisvorsitzender in der Eifel ist er es, der die Stellenausschreibung für die Bundestagswahl eingefädelt hat. Wer das Anforderungsprofil genau liest, könnte stutzig werden: Das passt eigentlich genau auf Steinbach, den Zupackenden, Aufgeschlossenen und Gegenwinderprobten. Bewirbt er sich am Ende selbst? Hier für Steinbach und alle anderen die Bewerbungsadresse: info@spd-eifelkreis.de.

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