Rheinpfalz Bei der Nahwärme wird es frostig

Die größten Kontroversen zwischen beiden Bewerbern gibt es beim Thema regenerative Energien/Nahwärme. Heute würde er verhindern, dass die Projekte (Biogasanlage Höheinöd, Strohheizkraftwerk Hermersberg, Hackschnitzelheizkraftwerk Steinalben) zeitlich so geballt zu realisieren wären, sagt Krämer. Die Projekte seien ambitioniert gewesen, unterschätzt habe er die Aufgaben aber nicht. Es sei allerdings zu viel schief gegangen, „durch Einflüsse, die wir nicht in unserem Hause steuern konnten“, sagt er. Vom Grundsatz her seien die Projektideen in Ordnung, deshalb habe er sie mitgetragen, erklärt Weber. Aber die Umsetzung sei „einfach schlecht, teilweise katastrophal“ gewesen. „Was mich gestört hat, war, dass Wirtschaftlichkeitsberechnungen fehlen“, sagt Weber. Für ihn mit ein Grund, warum er als Verbandsgemeinderatsmitglied die vergangenen Haushalts- und Wirtschaftspläne abgelehnt habe. „Da wurden wir als Ehrenamtliche an der Nase herumgeführt“, sagt Weber. Dem widerspricht Krämer. Das Thema sei intensiv im Rat behandelt worden. Weil eigene Fachleute gefehlt hätten, seien externe Büros beauftragt worden. Die Zahlen lägen auf dem Tisch. Von manchen Problemen, sagt Weber, habe er erst aus der Zeitung erfahren. Das sei keine Kommunikation und Information, wie er sie sich vorstelle. Wie es weitergehe, hänge zum einen davon ab, welche Vorschläge möglicherweise von den Fraktionen kämen, und zum anderen davon, was die Kommunalaufsicht fordere, sagt Krämer. Dass es noch Jahre dauern kann, bis etwa geklärt ist, ob die Versicherung für Einnahmeverluste aus dem Rührwerkschaden in der Biogasanlage aufkomme, räumt er ein. Ebenso, dass es fraglich, weil unsicher sei, wie sich die Preise für Anschlussnehmer der Nahwärme entwickeln und ob sich in Zukunft noch viele Interessenten an die Nahwärme anschließen lassen. Krämer ist aber überzeugt davon, dass die geplante Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) für Energieprojekte der VG trotzdem startet. „Die AöR ist tot“, steht hingegen für Weber fest. Die Verbandsgemeinde und die Ortsbürgermeister könnten in diesem Bereich gar nicht mehr leisten als bisher, weder zeitlich noch fachlich. Weber hält Kooperationen über Verbandsgemeindegrenzen hinweg, wie beim Wasserzweckverband Sickingerhöhe-Wallhalbtal, für sinnvoll. Bevor Entscheidungen getroffen würden, „müssen aber immer alle Zahlen auf dem Tisch liegen“. Ein ganz schwieriges Thema sei derzeit die Zusammenarbeit der Verbandsgemeinde und der Gemeindewerke Waldfischbach-Burgalben, sagt Krämer. Nicht nur wegen der kaufmännischen Entwicklung. Er bekennt, weniger Probleme erwartet zu haben, nachdem die Abrechnung an eine Fremdfirma gegeben worden sei. Zu der umstrittenen Entscheidung, auf das teure SAP-Programm umzusteigen, stehe er nach wie vor. Migration, also die Überspielung von Daten auf neue Systeme, „kostet einen Haufen Geld“, sagt Krämer. Die Entscheidung, sukzessive mit den Daten umzuziehen, sei richtig gewesen. Es sei Verhandlungssache, wie sich die Zusammenarbeit künftig darstellen könne. Dass die Verbandsgemeinde, auch personell, und er selbst sich im Hinblick auf Aufgaben im regenerativen Energiebereich übernommen habe, verneint Krämer. Unabdingbar ist für beide Kandidaten der Erhalt des Autobahnanschlusses Höheinöd. Derzeit werde in Berlin ein Gutachten geprüft. Wie wichtig der Anschluss der A 62 sei, zeige das Beispiel eines Gartenbaubetriebs, der sich für das Gewerbegebiet der Verbandsgemeinde als Standort interessiere. „Der würde sofort kommen, wenn der Autobahnanschluss erhalten bleibt“, sagt Weber. In Höheinöd selbst sei, seit der Anschluss gesperrt wurde, kein Haus mehr verkauft worden. Ärgerlich aus Sicht beider Kandidaten : Es gab im Vorfeld keine Informationen über die Ausbaupläne und damit auch keine Einspruchsmöglichkeit. Hätte es im Vorfeld Gespräche gegeben, sagt Weber, hätte vieles geklärt werden können. Das Teilstück, das jetzt ausgebaut wird, sei unnötig, hier werde Geld verschwendet, das etwa beim B-10-Ausbau sinnvoller angelegt wäre, so Weber. Für den ländlichen Raum, betroffen seien ja weitere Gemeinden, wäre es „verheerend“, wenn die Auffahrt nicht mehr geöffnet würde. Eine Prognose zur Zukunft der Auffahrt wagt Weber nicht. Krämer zeigt sich optimistisch: „Ich glaube, dass sie erhalten bleibt.“ Was sonstige Verkehrsprojekte anbelange, stehe die Verbandsgemeinde ständig im Gespräch mit den betreffenden Stellen, sagt Krämer. Ein großes Problem beim Straßenausbau sei minderwertiges Material, das verbaut werde, sagt Weber. Hier müsse geschlossen mehr Druck aufgebaut werden. Der Erhalt bestehender Straßen sei wichtig. Was den geplanten Umbau des Bahnhaltepunkts Steinalben anbelangt, „fehlt uns noch die offizielle Bewilligung der Zuschüsse“, sagt Krämer. Noch nicht vom Tisch sei ein neuer Bahnhaltepunkt Burgalben. Keine große Entwicklung habe es in den vergangenen acht Jahren im Bereich Arbeitsplätze gegeben, resümiert Krämer. Der Stand sei relativ unverändert, auch wenn es Verschiebungen gegeben habe. Im Burgalber Gewerbegebiet Schorbach gebe es nach wie vor etwa 800 Arbeitsplätze. Was dort fehle, bestätigt Krämer, sei ein Baumarkt. Gespräche gebe es. Der Filialbetrieb eines Baustoffhändlers sei eine denkbare Alternative. Es müsse alles getan werden, um Leerstände zu beenden und neue Nutzungsmöglichkeiten für das Gewerbegebiet in Höheinöd zu finden, sagt Weber. Jeder ungenutzte Quadratmeter koste Geld, zum Beispiel für Pflege. Aus Sicht von Weber ist es wichtig, den Kontakt zu den großen Unternehmen zu suchen. Dabei sei eine Zusammenarbeit auf Kreisebene geboten. Die Kontakte, die bereits in der Verbandsgemeinde ansässige Unternehmen haben, zu nutzen, hält Krämer für einen guten Ansatzpunkt. Positiv wird die Arbeit des Verbundes „Zentrum Pfälzerwald“ von beiden bewertet. Einig sind sich beide Bewerber, dass die Themen Wandern und Radwandern die erfolgreichsten Tourismusbereiche seien. Einige Lücken im Radwegenetz gelte es noch zu schließen, sagt Krämer. Für Weber steht mit Blick auf den Tourismus fest: „Im Pfälzerwald haben Windräder nichts zu suchen.“ Krämer bedauert, dass die Region beim Thema Nationalpark nicht zum Zuge gekommen sei. Bei Windrädern sei er ein Befürworter konzentrierter Windparks. Ein klares Nein zu Windkraft im Pfälzerwald gibt es von ihm nicht. „So lange wie möglich freihalten“, sagt er. Die Verbandsgemeinde habe bei den drei Grundschulen schon vieles konzentriert. Bis auf den Standort Burgalben, der auch mit Blick auf die kommende Ganztagsschule in Waldfischbach aufgelöst wird, blieben alle Standorte erhalten. Bei der Ganztagsschule laufe die Abstimmung mit der ADD, was Umbaumaßnahmen und Ganztagskonzept betrifft, erläutert Krämer. Auch Weber ist davon überzeugt, dass die übrigen Schulstandorte erhalten bleiben können. Die Schülerzahlen entwickelten sich entsprechend. Erstaunt sei er über den Zustand mancher Schule. „Schimmel und solche Sachen, das geht gar nicht“, sagt Weber. Es sei viel in die Feuerwehr investiert worden, sagt Krämer. Große Aufgabe werde sein, was am Standort Waldfischbach-Burgalben mit dem Gebäude passiere, das nicht mehr den Anforderungen entspreche. Ob Umbau, Neubau, Umzug – alle Optionen gelte es zu prüfen. Kleine Wehren zu erhalten ist für beide wichtig. Die Feuerwehr sei sicherheitstechnisch, aber auch gesellschaftlich ein bedeutender Faktor für eine Gemeinde. (add)

x