Kultur Südpfalz Aufstrebendes Potenzial

Das zweite Konzert des Palatinischen Frühlings in Bad Bergzabern bot sich äußerst ausdrucksstark dem Publikum im Haus des Gastes. Vier junge, hochrangige Streichersolisten, vereint seit 2007 als Schumann-Quartett, interpretierten Werke von Joseph Haydn, Anton von Webern und Franz Schubert. Sie bezeugten darin ihr enormes musikalisches Potenzial.

Der Name Schumann-Quartett bezieht sich nicht auf den berühmten gleichnamigen Komponisten, sondern auf die drei Brüder Erik, Kenn und Mark Schumann (Violinen und Cello), die mit der ausgezeichneten Bratschistin Liisa Randalu dieses aufstrebende Quartett bilden. Internationale Wettbewerbe in Bordeaux, Graz, Italien und Japan haben sie bereits mit Bravour gewonnen. Ein ganz besonderes Merkmal ihrer hohen Kunst war bei allen Werken die plastische Profilierung, deutliche Gliederung, geschärfte Kontrastierung, der markante Bogenstrich und die präzise Übereinstimmung in allen Details hinsichtlich Tempo, Dynamik und Akzentuierung. Natürlich spürte man die führenden Vorgaben des Primarius Erik Schumann, aber ebenso souverän und selbstbestimmt entwickelten Zweite Violine (Kenn Schumann) und Bratschistin Liisa Randalu ihre Parts. Dem Cellisten Mark Schumann fielen zudem viele prägende Soli zu, die er grandios meisterte. Etwa zur gleichen Zeit, in der Haydn seine Schöpfung schrieb (1796 bis 1798), entstand auch sein spätes Quartettwerk op. 76, woraus die Nr. 5 in D-Dur zu hören war. Zu dieser Zeit hatte der Komponist die Höhen seiner schöpferischen Entwicklung erreicht, die schon in das 19. Jahrhundert wiesen. Das Schumann-Quartett kam diesen Vorgaben beeindruckend nach. In straff rhythmisiertem und energischem Zugriff wurde das auftaktige Thema des Eingangsallegros in präziser Punktierung und wechselvoller Dynamik intoniert, dann in reizvollen und markanten Variationen in unterschiedlicher Führung der Instrumente vielfältig entwickelt. Das verinnerlichte Largo betörte in weich singender Kantabilität. Thematisch verwandt sprang dann schwungvoll und tänzerisch pointiert das Menuett auf, unterbrochen von einem pastoralen Trio. Stürmisch angerissene Spritzigkeit, Nuancenreichtum und Virtuosität begeisterten dann im Presto. Bei den fünf Miniaturen aus op. 5 des modernen Komponisten Anton von Webern – Schüler von Arnold Schönberg und konsequenter Entwickler der Zwölftonmusik – mussten die Zuhörer ihre Ohren schon etwas umstellen. So behutsam und finessenreich aber, wie das Streicherensemble diese naturhaft schillernden Stücke vorstellte, empfand man die Atonalität schon fast wieder harmonisch. Mit Fahlklängen, Pizzicato, Flageolette wurden Stimmungen wie Geisterraunen und elementare Geräusche durchleuchtet und gefärbt. Es entströmte dieser Musik meditative Ruhe in verhauchendem Piano. Nach der Pause dann vier Sätze von Franz Schubert mit dessen letztem Streichquartett G-Dur op. 161. Dieses reife Werk ist nicht mehr so stark von liedhafter Schlichtheit geprägt, sondern von der Zerrissenheit mit extrem geschärfter Tongebung. Bei aller Erregung aber dennoch ungemein musikalisch in kraftvollen und zierlichen Schattierungen. Die spannungsgeladene Intensität in Klang und Bogenmarkanz verband sich zu spieltechnischer Ausdrucksgestaltung. Ein wunderzartes Adagio von Robert Schumann erklang als Zugabe. (imw)

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