Kultur Südpfalz Alle Jahre wieder neu

Die längst zur Tradition gewordene Weihnachts-Tournee des Bläserensembles „Rennquintett“ ist – welche ein Freude – ein Dauerbrenner, der sich nicht aufzuzehren scheint. Am Sonntag in der überfüllten Bad Bergzaberner Marktkirche jedenfalls beschenkten die fünf fabelhaften Blech-Virtuosen ihr Publikum erneut mit einem geschmackvoll arrangierten, vielfarbigen und höchst unterhaltsamen Programm.

Und sie nicht allein: Nach guter Sitte waren Gäste aufs Podium geladen; diesmal der mehrfach preisgekrönte Frauenchor „ex-semble“ aus Münchweiler mit seinem Leiter Christoph Haßler. An der Orgel wirkte mit zwei eindrucksvollen Beiträgen Maurice Antoine Croissant, Kantor an der Marktkirche. Schon das Entree wurde zum Ereignis: Mit Pachelbels berühmtem Kanon – einem der schlichtesten und zugleich wirkungsvollsten Stücke der Musikliteratur überhaupt – bewegte sich die Schar der Akteure sukzessive, sich stetig vergrößernd zum Altarraum; was für ein Auftritt. Und um nochmals etwas dem Erfolgsrezept des mittlerweile seit Jahrzehnten aus dem weihnachtlichen Veranstaltungszyklus nicht wegzudenkende Konzertmarathons nachzuspüren: Es ist wohl die brillante Mixtur aus charmanter Conference von Peter Leiner, Programmen, die weihnachtliche Literatur ohne Klischee-Attitude, dafür mit sehr viel Spiel- und Innovationsfreude bedienen, und der inspirierenden Partnerschaft mit wechselnden Ensembles und Solisten der Extraklasse. Der Frauenchor „ex-semble“ etwa ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Die knapp 30 jungen Frauen haben sich auf Profi-Standard hochgesungen und untermauerten auch in Bad Bergzabern ihr exorbitantes Können. Makelloser Chorklang – auch im Unisono absolut schlackenfrei –, stets hellwacher Kontakt zu den pointierten Gesten von Pult und eine reiche Skala an musikalischen Gesten sind die Tugenden des Ensembles. Dieser Chor, das spürte man in jeder Nuance, ist stimmbildnerisch aufs vorzügliche präpariert. Obendrein ist er stilistisch trittsicher und dabei auch in Extremlagen von einer unglaublich glasklaren Intonation. Die musikalische Visitenkarte des Rennquintetts – Peter Leiner und Uwe Zaiser (Trompeten), Uwe Tessmann (Horn), Jochen Scheerer (Posaune und Ralf Rudolph (Tuba) – selbst leuchtet ungetrübt in goldenen Lettern. Es ist müßig, die fünf Virtuosen am goldenen Blech erneut mit Lorbeer zu bekränzen. Die kongenialen Wiedergaben der bearbeiteten Werke, Präludium und Fuge D-Dur von Bach und Presto aus Haydns Streichquartett op. 76, Nr. 5, seien trotzdem genannt. Wie oben schon erwähnt: Das übrige Programm changierte wohlabgeschmeckt zwischen Klassik und modernem Sound, zwischen „Puer natus“ und Song-Medley. Die weihnachtliche Melodienseligkeit – mal ganz klassisch pur, mal in modernem Sound und flottem Rhythmus, zuweilen im weihevollem Klang – wurde immer wieder augenzwinkernd mit ein bisschen Klamauk versehen (etwa bei Humperdincks „Wir woll’n endlich schlafen geh’n“). Man durfte unbeschwert eintauchen in ein wohliges emotionales Wechselbad. Durfte sich den schwungvollen, tanzseligen Eskapaden der Orgel bei Thomas Rieglers Variationen über „Freu dich Erd’ und Himmelszelt“ oder dem von Maurice Croissant prächtig intonierten Presto aus Mendelssohns zweiter Orgelsonate ebenso hingeben wie dem peppig aufbereiteten „Amazing grace“ oder der schnipsig flotten „Fröhlichen Weihnacht“. Und dann waren da die ganz ausnahmsweisen Momente zum Atemanhalten: Beim A-cappella-Gesang der jungen Frauen etwa mit Mendelssohns „Hebe Deine Augen auf“ oder dem schönen „Ave Maria“ von Franz Biebl, dass die Protagonistinnen gemeinsam mit den Bläsern um das Mittelschiff verteilt als überwältigendes Raumklangerlebnis servierten. Es gab Beifall, frenetisch, etliche Zugaben und – wen wundert es – die prompte Einladung der Kirchengemeinde Bad Bergzabern und der mitveranstaltenden VR Bank Südliche Weinstraße für 2015. Der Erlös des anschließenden Glühweinverkaufs kam diesmal der Flüchtlingshilfe im Haus der Familie zugute.

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