Rheinpfalz „Ach du Sch..., den gibt’s ja wirklich?!“

Ja, er hat auch einen Vornamen: Denis. In Zweibrücken und vielen anderen Flecken der Erde ist der 27-Jährige schlichtweg als „de Seibert“ bekannt. Nicht, dass er es jemals darauf angelegt hätte. „De Seibert“ ist wider Willen zu einer Kultfigur geworden. Mittlerweile hat sich der Zweibrücker damit abgefunden: „Es wäre ein Kampf gegen Windmühlen gewesen“, sagt er.

Wie konnte der 27-Jährige so berühmt werden? Er kann es sich selbst nicht erklären. „Ich hab’ früher schon Gott und die Welt gekannt“, sagt er. Er ist gesellig. Richtig los ging es dann im März 2011, auf der Heimfahrt im Bus des FCK-Fanclubs „Lautrer Jungs“. Einer erkundigte sich bei einem Dritten, wer er ist. „Irgendwie hab’ ich ,des is de Seibert’ gemurmelt“, erzählt er. „Auf einmal sang der ganze Bus ,des is de Seibert’ zu irgendeinem Scha-la-la-Lied.“ Ein 22-sekündiges Video davon verbreitete sich rasch im Internet. Die Seibert-Hysterie begann. Ein Kumpel entwarf Aufkleber mit Seiberts Konterfei. Erst klebte einer am TSC-Sportheim, dann gingen sie um die Welt. An etlichen Zweibrücker Laternenpfosten pappen welche, außerdem auf Mallorca im „Bierkönig“, gerade touren einige durch Australien und Neuseeland, auch in der ehemaligen Gefängniszelle von Nelson Mandela wurde schon ein „Des is de Seibert“-Aufkleber fotografiert. Wenn Seiberts Anhänger reisen, reisen die Sticker mit. „Ich hab’ den Überblick verloren, wo ich überall klebe“, sagt Seibert. An den meisten Orten war er jedenfalls selbst noch nie. Was die Leute an ihm finden? „Keine Ahnung. Ich bin halt einfach ich selbst. Manchmal ein bisschen verrückt, aber wer ist das nicht?“, antwortet Seibert. Unheimlich war ihm der Wirbel um seine Person zu keiner Zeit. Aber unangenehm, wenn auch nur kurz. „Am Anfang kam mir das schon etwas komisch vor. Aber dann war’s mir egal. Ich dachte, ich mach’ das Beste draus“, wie er es immer versuche. „Mir war klar: Das ist ein Riesen-Gag. Kein Mobbing“, erzählt er. Deswegen habe er auch nie versucht, die ganze Sache zu stoppen. „Das hätte eh nichts gebracht.“ Hätte er an der einen Stelle einen Aufkleber abgerissen, hätten anderswo fünf neue geklebt, ist er überzeugt. Was auf der Facebook-Seite gepostet wird, die ein Kumpel für das Seibert-Phänomen einrichtete, hat er immer im Blick. Sollte ihn etwas stören, würde es gelöscht. Wobei Seibert froh ist, dass sein Kumpel die Seite betreut. „Wer weiß, wie das wäre, wenn irgendjemand eine Seite über mich gemacht hätte.“ Denis Seibert, der in Ixheim wohnt und gerade Arbeit als Bürokaufmann sucht, bezeichnet sich selbst als Z-Promi. „Wobei Z für Zweibrücken steht, versteht sich.“ Fast alle kennen „de Seibert“, und sei es nur von den Aufklebern her. „Ach du Sch..., den gibt es ja wirklich?!“, reagierte mal einer, als Seibert ihm vorgestellt wurde. „Manchmal bin ich direkt froh, wenn ich mal wohin komme und man kennt mich nicht“, sagt Seibert und lacht. Wobei ihm sein Promi-Status mal eine kostenlose Taxifahrt beschert hat. „Der Taxifahrer wollte einfach nur einen Aufkleber von mir, sonst nichts.“ Seine Mutter, Isolde Seibert, werde als Ortsvorsteherin des Zweibrücker Stadtteils Rimschweiler auch auf ihren bekannten Sohn angesprochen. Und der hat sogar schon eine Autogrammstunde abgehalten: beim 25. Geburtstag des FCK-Fanclubs. Außerdem holen ihn die Musiker der Band „Riggehoor“ regelmäßig bei Konzerten auf die Bühne. „Das Publikum gibt ja sonst doch keine Ruhe“, sagt Seibert. Wobei seine Freunde mittlerweile eine gute Technik entwickelt hätten, mit dem Trubel umzugehen: „Die sagen dann zum Beispiel beim Stadtfest ,Ja, er isses, aber wir müssen jetzt weiter’.“ Es gibt sogar T-Shirts mit seinem Gesicht drauf. „Ich hab’ auch eins im Schrank liegen“, sagt „de Seibert“, „aber das zieh’ ich natürlich nie an. Ich weiß doch, wie ich aussehe.“ (sbn)

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