Rheinpfalz 2300 Tonnen Asphalt in zwölf Stunden

Die B 10 ist dicht. Schon wieder – am dritten Wochenende hintereinander. Während der Verkehr ab Hinterweidenthal in Richtung Dahn abgeleitet wird, herrscht auf der Bundesstraße dennoch ein reges Treiben.

Lastwagen an Lastwagen hat sich rund um die „Felsnase“ bei Hauenstein positioniert; bereit, um ihre dampfende Fracht in den großen Schlund eines großes weißen Ungetüms zu kippen. „Ein Beschicker“, klärt Sebastian Staab, der Fachgruppenleiter Bau des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Kaiserslautern, auf. Der Beschicker hat die Aufgabe, den 150 Grad heißen Asphalt, der aus dem Mischwerk bei Landau angeliefert wird, durchzumischen und auf eine einheitliche Temperatur zu bringen. Dann befördert ein großes Förderband die heiße Masse in die beiden Fertiger, die das Gemisch exakt 3,5 Zentimeter hoch auf der Fahrbahn verteilen. Nur Sekunden später rollen die ersten Walzen über die noch dampfende Schicht. Wenig später verteilen weitere Straßenwalzen feinkörnigen Sand auf der Fläche, der späteren Haftung wegen. Ein Techniker prüft mit einer Sonde den Verdichtungsgrad der neuen Deckschicht. Passt. Und schon ist die Kolonne der Markierungsfirma zur Stelle, um mit langen Schnüren, großen Eimern und Pinseln den künftigen Verlauf der Fahrbahnmarkierungen anzuzeichnen. Währenddessen sind noch ein Stückchen weiter auch die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Dahn zu Gange. Sie erledigen jetzt, während der Vollsperrung, alle Arbeiten, die sie sonst im laufenden Verkehr kaum durchführen können – vom Säubern der Straßenabläufe über die teilweise Erneuerung von Leitplanken bis hin zur Reinigung von Verkehrsinseln und Fahrbahnteilern. „Wir haben ein sehr kleines Zeitfenster. Da ist alles eng getaktet. Das macht die Sache so schwierig“, erläutert Staab zu den Bauarbeiten. Schwieriger jedenfalls als solche Arbeiten auf einer Autobahn. Denn dort kann der Verkehr auf die Gegenfahrbahn umgeleitet werden. Auf der B 10 geht das nicht. Da rollt der Verkehr durch die Dörfer, zum Leidwesen der Anlieger. Eine Alternative gibt es nicht. „Hätten wir einen vierspurigen Ausbau, könnten wir den Austausch des Asphalts, der etwa alle 20 Jahre ansteht, anders regeln“, sagt der Leiter des LBM Kaiserslautern, Richard Lutz. So aber gehen die Blicke aller Beteiligten immer wieder zum Himmel. Hält das Wetter? In der Nacht zum Samstag, gerade als der Bitumenkleber auf die Binderschicht aufgebracht worden war, um der späteren Deckschicht einen entsprechenden Halt zu geben, gab es einen Regenschauer. Nur kurz. Aber es reichte, um die vorherige Arbeit zunichte zu machen. Dennoch war bis zum Morgen um 6 Uhr, als die Asphaltierungskolonnen ihre Arbeit begannen, alles hergerichtet. 2300 Tonnen Splitmastixasphalt, eine besonders belastbare Mischung aus gebrochenem Gestein und dem aus Erdöl gewonnenen Bindemittel Bitumen, werden an diesem Samstag eingebaut. „Damit kommt das Werk in Landau an seine Grenzen“, verdeutlicht Lutz diese Dimension. Andere Baustellen können an diesem Tag von dort nicht mehr beliefert werden. 20 Sattelzüge wurden für den Transport geordert. Jeder muss vier bis fünfmal fahren, um die Asphaltmenge von der Vorderpfalz in den Wasgau zu bringen. Ab Hauenstein geht dies nur im Rückwärtsgang, sonst klappt es später nicht mit dem Befüllen des Beschickers. Der wiederum ist in der Lage, eine komplette Lkw-Ladung in seinem Bauch zwischenzuspeichern. Und auch die Fertiger können eine gewisse Menge auf Vorrat speichern. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die Fahrbahndecke nahtlos und ohne Unterbrechungen aufgebracht werden kann. Das verlängert die Haltbarkeit der Straße. Dennoch: Kurz vor der Felsnase muss „umgespannt“ werden. Einer der großen Fertiger muss weichen. Dafür kommt nun ein kleinerer Fertiger zum Zug. „Hier haben wir nur 7,80 Meter Einbaubreite. das ist für zwei große Fertiger zu schmal“, erläutert Staab. Ohnehin ist die Felsnase das Problemkind der 2,4 Kilometer langen Straßensanierung, die in diesem Jahr bis zur Einmündung Hauenstein reicht. Beim Abfräsen der alten Fahrbahn, was bereits am vergangenen Wochenende passierte, stellte man fest, dass durch Feuchtigkeit die darunter liegende Binderschicht beschädigt war. Die Schadstellen wurden mit Asphalt- und Betonplomben verschlossen. Darüber hinaus soll eine neue Betonplatte zwischen Felsen und Fahrbahn verhindern, dass zu viel Feuchtigkeit in den Straßenaufbau einsickert. Sollte dies dennoch passieren, wurden an mehreren Stellen Schotterpakete eingebaut, über die das Wasser abfließen kann. Geplant waren diese Arbeiten eigentlich nicht. Dennoch konnte zeitgerecht am vergangenen Montagmorgen die B 10 wieder freigegeben werden. Das wird auch heute so sein. Ob dann aber die Arbeiten abgeschlossen sind, stand gestern noch buchstäblich in den Wolken. Denn wenn der angekündigte Regen wirklich kam, konnte die Fahrbahnmarkierung nicht aufgebracht werden. Dann würden die Autofahrer in dieser Woche mittels Warnbaken aneinander vorbei geleitet – bis auf die Felsnase. Dort ist die Fahrbahn zu schmal für Baken. Der LBM hat deswegen teure Spezialfarbe für diesen Abschnitt bestellt, die auch bei Nässe aufgetragen werden kann. Voraussichtlich am nächsten Sonntag wären dann die restlichen Markierungsarbeiten fällig. Die B 10 müsste dann nochmals für einige Stunden gesperrt werden. Das wäre dann aber die letzte Sperrung für dieses Jahr, betonte Lutz. Im nächsten Jahr müssen sich aber Verkehrsteilnehmer und Anlieger aber auf eine erneute Sperrung einstellen. Dann steht die Sanierung des Abschnitts vom Frauenstein zum Katharinenhof an. Auch der Bereich zwischen Hauenstein und Wilgartswiesen muss noch saniert werden. Dies aber voraussichtlich erst 2017, da nach Aussage von Richard Lutz im Jahr 2016 voraussichtlich die Ortsdurchfahrt Busenberg ausgebaut wird und dann die B 427 nicht als Umleitungsstrecke zur Verfügung steht. Der LBM-Leiter blickt derweil noch weiter in die Zukunft: Wie mehrfach berichtet, soll die unfallträchtige Felsnase entschärft werden. Der Verkehr in Richtung Pirmasens wird dann über eine neue, fünf Meter höher liegende Fahrbahn über den Felsen geführt, während der Verkehr in Richtung Landau auf der bisherigen Trasse verläuft. Die Planung dieser Bauarbeiten, für die es im kommenden Jahr Baurecht geben soll, ist die nächste große Herausforderung für den LBM. Lutz befürchtet schon jetzt: „Es wird noch die eine oder andere Vollsperrung auf der B 10 geben müssen.“ Aber wenigstens wird dieser Abschnitt so geplant, dass er später auch vier Spuren aufnehmen kann.

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