Corona im Sport Wenn der Piks zur Bedingung wird

Auch weil er viel reist, hat sich Sebastian Vettel impfen lassen. Hier spielt er mit Formel-1-Kollege Mick Schumacher in Austin
Auch weil er viel reist, hat sich Sebastian Vettel impfen lassen. Hier spielt er mit Formel-1-Kollege Mick Schumacher in Austin das Geschichlichkeitsspiel Jenga – auf Abstand und mit Mundschutz.

Welche Sportler scheinen beim Thema Impfen besonders zögerlich? Welche Folgen drohen Ungeimpften? Über wen wird diskutiert? Ein Überblick anlässlich der Debatte um Bayern-Star Joshua Kimmich, wie in anderen Sportarten mit diesem Corona-Thema umgegangen wird.

Für hitzige Debatten rund um die Corona-Impfung im Sport hätte es die Aussagen von Joshua Kimmich nicht gebraucht. Mit dem Druck durch Gehaltsverluste wie in US-Ligen, mit klaren Nachteilen für Ungeimpfte, gibt es Themen genug.

Diskussionen im Tennis

Im Tennis wird besonders heftig diskutiert. Eine solche Klarheit wie jetzt bei Nationalspieler Kimmich, der am Samstag einräumte, bislang nicht gegen Corona geimpft zu sein, würde sich beim Topstar Novak Djokovic mancher wünschen. Der Weltranglistenerste, genesen von einer Corona-Erkrankung 2020, will seinen Impfstatus nicht offenbaren und gibt Rätsel auf: Ist er tatsächlich ungeimpft oder längst geimpft? „Das ist eine Privatsache“, erklärte der 34 Jahre alte Serb. Die Frage danach sei unangemessen. Dass man über Ungeimpfte nichts erfährt, ist nicht ungewöhnlich. So ist es beispielsweise auch in der Formel 1 oder bei Klubs der Fußball-Bundesliga. Kimmich redete erst nach einem Medienbericht.

Im Tennis rückt diese Frage immer stärker in den Fokus je weiter das Jahr voranschreitet, weil die Reise zu den Australian Open näher kommt. Ob Djokovic seinen Titel ohne Anti-Corona-Piks verteidigen kann, ist fraglich. Ob Ungeimpfte am Grand-Slam-Turnier, das am 17. Januar beginnt, überhaupt teilnehmen dürfen, ist möglich, aber noch nicht offiziell entschieden. Die Auflagen wären wohl streng: Eine strikte zweiwöchige Hotelquarantäne wäre ein gewaltiger Nachteil.

Vettel hat sich impfen lassen

„Ich habe das Problem nicht“, bekräftigte Alexander Zverev und ließ seinen Geimpften-Status durchblicken. Auch der Olympiasieger hält die Impfung für ein privates Thema. Formel-1-Pilot Sebastian Vettel sagte: „Na ja, wer bin ich, dass ich das beurteilen kann? Ich meine, ich habe mich impfen lassen. Offensichtlich reise ich viel.“ Entscheiden müsse das jeder selbst, es betreffe den eigenen Körper. „Aber ich denke auch, dass es teilweise nicht nur eine Entscheidung ist, die man für sich selbst treffen muss, sondern auch für andere Menschen, und aus Solidarität sollte man sich vielleicht impfen lassen.“

Fällt ein Rennfahrer der Formel 1 aus, wirkt sich das auf die WM-Wertung aus und könnte seinem Team Millionen-Einnahmen kosten. Bei Djokovic steht neben dem Preisgeld Tennis-Historie auf dem Spiel. Eigentlich will er mit Grand-Slam-Titel 21 an Roger Federer und Rafael Nadal vorbeiziehen. Der Druck zur Impfung ist hoch. Ebenso wie für die Olympia-Teilnehmer. Denn für die Winterspiele in Peking, die am 4. Februar eröffnet werden sollen, sehen die Regeln für Ungeimpfte eine dreiwöchige Quarantäne nach der Ankunft vor. Wie im Tennis wäre die unmittelbare Vorbereitung auf die Wettkämpfe empfindlich gestört.

Großteil deutscher Olympioniken ist geimpft

Ein Großteil der deutschen Olympioniken sei bereits vollständig geimpft, sagte der Vorstand Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbunds, Dirk Schimmelpfennig. Im Tennis ist die Quote (noch) gering. Top-Spieler wie der letztjährige US-Open-Gewinner Dominic Thiem aus Österreich haben angekündigt, sich impfen zu lassen. Insgesamt sind bisher rund ein Drittel der Herren auf der ATP-Tour und um die knapp 40 Prozent der WTA-Tour der Damen ungeimpft.

In anderen Sportarten lief es deutlich besser. In der Fußball-Bundesliga ist Kimmich natürlich nicht der einzige ungeimpfte Profi, gehört aber bei einer Quote von mehr als 90 Prozent unter Spielern und Trainern der Ersten und Zweiten Liga zu Ausnahmen. In der Basketball-Bundesliga war nur ein Spieler vor Saisonbeginn bekannt, der nicht den 2G-Status hatte (99 Prozent). In der Deutschen Eishockey-Liga erhöhte sich der Anteil auf 93 Prozent.

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