Sport Das Spiel seines Lebens
Krakau. Dieser Wolff war nicht böse, dieser Wolff war grandios. Andreas Wolff machte das Spiel seines Lebens und sorgte dafür, dass die deutsche Nationalmannschaft gestern zum zweiten Mal Europameister wurde. Gegen die chancenlose Auswahl von Spanien gab es in Krakau einen 24:17 (10:6)-Finalsieg. Und: Deutschland ist für die Olympischen Spiele qualifiziert.
Kurz nach 19.30 Uhr bekamen die jungen Unberechenbaren den Siegerteller, feierten im Konfettiregen. Der Jubel-Reigen begann schon in der Schlussminute des Spiels, bei 24:16 war alles klar. „Oh, wie ist das schön“, sangen die vielen deutschen Zuschauer. Und als der Abpfiff erfolgte, rannten alle Spieler Richtung Tor – zu Andreas Wolff. Der Keeper der HSG Wetzlar war der Matchwinner. Von 33 Würfen parierte er 16, das ist eine unglaubliche Quote. Wie ein Magnet zog er die Bälle an. Die Spanier verzweifelten an dem 24 Jahre alten Torhüter, dem Bundestrainer Dagur Sigurdsson den Vorzug vor Silvio Heinevetter gab. Längst ist klar, warum das so war. „Wir haben ein tolles Turnier gespielt. Wir haben das heute souverän über die Runden gebracht. Das war das wichtigste Spiel, es galt, konzentriert zu bleiben. Das haben wir geschafft“, sagte Wolff, der Torhüter der jüngsten Turnierauswahl. „Das lässt sich noch nicht in Worte fassen. Davon hätte ich nicht zu träumen gewagt“, kommentierte der nachnominierte Kai Häfner den Coup. Mit sieben Treffern war er der erfolgreichste deutsche Werfer. Wie gut, dass er da war. „Ich brauche einen Moment, bis ich das realisiere“, meinte Finn Lemke. Der Schüssel zum Erfolg? „Dagur hat uns wieder perfekt eingestellt. Wir hatten einen perfekten Matchplan“, meinte der Magdeburger. Aus der Niederlage im Gruppenspiel gegen Spanien zog Sigurdsson die richtigen Schlüsse: Die Abwehr stand defensiver und legte noch einmal eine Meisterleistung aufs Parkett. „Fantastisch, damit hatte keiner gerechnet. Dass wir so deutlich gewinnen … Das ist unbeschreiblich“, betonte Hendrik Pekeler. Im Angriff spielte das deutsche Team sehr geduldig. „Überragend! Unsere Abwehr und unser Torhüter waren unglaublich stark. Wir haben in dem Turnier die richtige Welle erwischt. Nach der Auftaktniederlage haben wir uns von Spiel zu Spiel gesteigert“, erklärte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Die Spanier resignierten mehr und mehr. Es hatte schon etwas von purer Verzweiflung, nach der Pause vor allem auf den zweiten Kreisläufer Rafael Baena von den Rhein-Neckar-Löwen zu setzen. In der zweiten Halbzeit baute die junge deutsche Auswahl den Vorsprung deutlich aus. „Sieben, acht Minuten vor Schluss habe ich mir gedacht: Das kann Spanien eigentlich nicht mehr aufholen“, sagte Pekeler. „Es ist wirklich hart in diesem Moment. Sie waren besser. Sie waren die bessere Mannschaft“, resümierte Spaniens Abwehr-Ass Viran Morros und Joan Canellas räumte ein: „Wir haben alles versucht, aber es war unmöglich.“ Und so ging’s am Abend zur Party ins „La Grande Mamma“, Am Hauptmarkt 26, Krakau. Um 13 Uhr fliegt die Mannschaft heute Richtung Heimat. Die Landung am Flughafen Berlin-Tegel ist für 14.20 Uhr geplant. Von dort fährt die Nationalmannschaft direkt zum Fanfest in die Max-Schmeling-Halle. so spielten sie Deutschland: Wolff - Wiede, Fäth (3), Strobel (1) - Reichmann (3), Dahmke (4) - Pekeler (2) - Lemke, Schmidt (1), Häfner (7), Kühn (1), Kohlbacher (1), Ernst, Sellin (1/1), Pieczkowski Spanien: Sterbik - Maqueda, Entrerrios (5), Garcia (2) - Tomas (4/3), Rivera (1) - Aguinagalde - Gardiola, Morros, Canellas (1), Duschebajew (3), Ugalde (1), Baena, Gurbindo Spielfilm: 4:1 (8.), 7:2 (14.), 9:4 (20.), 12:6 (33.), 14:9 (42.), 16:9 (44.), 18:11 (49.), 21:13 (53.) - Zeitstrafen: 8/4 - Siebenmeter: 3/1 - 6/4 - Beste Spieler: Wolff, Häfner, Dahmke - Sterbik, Tomas, Entrerrios - Zuschauer: 14.500 - Schiedsrichter: Gjeding/Hansen (Dänemark).