Sport Kommentar: Vorsprung durch Taktik

Die Handball-Nationalmannschaft hat einen großen Sieg erzielt. Das Auftreten der jungen Auswahl war vorbildlich.

Was für ein Wochenende. Erst gewann die Tennisspielerin Angelique Kerber den Titel bei den Australian Open, dann zogen die Handballer gestern mit dem EM-Titel in Krakau nach. Vielleicht hat das ja Signalwirkung in diesem Olympia-Jahr. Die deutschen Handballer haben sich vorbildlich geschlagen. Das war ein astreiner Auftritt. Auch neben dem Feld. Die ersatzgeschwächte Mannschaft ist von Spiel zu Spiel stärker geworden. Sie wurde stabiler. Abgeklärter. Sie hat innerhalb von 15 Tagen einen unglaublichen Reifeprozess durchgemacht. Sie hat sich durch die schwerwiegenden Verletzungen von Steffen Weinhold und Christian Dissinger nicht unterkriegen lassen. Das Team bestach durch Teamwork – mit einem am Ende herausragenden Hauptdarsteller: Torhüter Andreas Wolff. Das einzig flatterhafte Spiel, das Halbfinale gegen Norwegen, überstand die Mannschaft mit viel Willen und Leidenschaft. Aber auch mit ein bisschen Glück. Nach dem verpassten Olympia-Turnier 2012, der versäumten EM 2014 sowie der sehr glücklichen Teilnahme per Wildcard bei der WM in Katar hat der deutsche Handball wieder die Kurve gekriegt. Die Mannschaft hat einen Altersdurchschnitt von 24,6 Jahren. Sie kann noch einiges bewegen. Die Bundesliga jubiliert. Die Arenen und Hallen werden in zwei Wochen beim Start der Rückserie voll sein. Ein Glücksfall war die Verpflichtung von Trainer Dagur Sigurdsson. Der Isländer ist ein überragender Fachmann. „Meine leichteste Entscheidung“, formulierte DHB-Vize Bob Hanning. Will heißen: Da konnte er nichts falsch machen. Sigurdsson hat bei diesen Titelkämpfen alles richtig gemacht. Motto: Vorsprung durch Taktik. Sigurdsson ist ein großer Trainer. Einzig: Er hätte den zweiten Torhüter Carsten Lichtlein im Finale noch einmal einsetzen können für ein paar Minuten. Das hatte der Routinier sich verdient.

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