Rheinland-Pfalz Kein Zuschuss für die Neumühle

Solche Metallkörbe bewahren in der Neumühle die Mutterschweine davor, ihre erst vor kurzem geborenen Ferkel zu erdrücken. Das kö
Solche Metallkörbe bewahren in der Neumühle die Mutterschweine davor, ihre erst vor kurzem geborenen Ferkel zu erdrücken. Das könnte nämlich passieren, wenn sich die massigen Tiere hinlegen.

«NEUMÜHLE/MAINZ.»Das Mainzer Wirtschaftsministerium wird sich an der Modernisierung der Lehrwerkstatt für Schweinehaltung bei der „Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle“ nicht finanziell beteiligen. Dies hat Staatssekretär Andy Becht (FDP) im Landwirtschaftsausschuss des Landtags bekräftigt.

Die Neumühle ist eine Einrichtung des Bezirksverbandes Pfalz, besitzt aber auch landesweite Zuständigkeiten. So ist ihre Lehrwerkstatt für Schweinehaltung Bestandteil des überbetrieblichen Ausbildungsangebotes für angehende Landwirte im Bereich Viehhaltung. Jährlich nehmen es 80 bis 85 junge Leute aus Rheinland-Pfalz und etwa zehn aus dem Saarland in Anspruch. Das Gebäude für die Schweinehaltung wurde Ende der 60er-Jahre errichtet. Veterinäre hätten schon vor längerem darauf hingewiesen, dass es heutigen Anforderungen nicht mehr genüge und deshalb modernisiert werden müsse, so der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder (CDU) auf Anfrage. Laut einer Schätzung des Bezirksverbandes würde sich die Investitionssumme auf 789.000 Euro belaufen, teilte ein Ministeriumssprecher gestern mit. Diesen „hohen Kosten“ stehe die Tatsache gegenüber, dass die Schweineproduktion in Rheinland-Pfalz seit vielen Jahren stark rückläufig sei. Aktuell würden nur noch 0,7 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schweine in rheinland-pfälzischen Ställen stehen. In den Nachbarländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg seien große Ausbildungs- und Versuchsbetriebe vorhanden. Gerade in der überbetrieblichen Aus- und Fortbildung sollte ein, so der Ministeriumssprecher, „Über den Tellerrand schauen“ angestrebt werden. Dies könnte das Bewusstsein für eine wettbewerbsfähige Schweinehaltung schärfen. Umgekehrt würden angehende Landwirte und Winzer aus anderen Bundesländern zur überbetrieblichen Ausbildung in den Bereichen Wein und Gemüse nach Rheinland-Pfalz kommen, weil dieses Bundesland stark in diesen Sonderkulturen sei. Würde die Neumühle ihr Ausbildungsangebot in der Schweinehaltung aufgeben, dann würde das die Existenz des gesamten Ausbildungsbereichs Tierhaltung in Frage stellen, befürchtet der Bezirkstagsvorsitzende Wieder. Denn zur überbetrieblichen Ausbildung eines angehenden Landwirts gehören neben der Schweinehaltung auch die Bereiche Mutterkuh- und Milchviehhaltung sowie in gewissem Umfang auch die Schafhaltung. Dieses Gesamtpaket werde in einem dreiwöchigen Kurs vermittelt. Würde die Schweinehaltung aufgegeben, dann würde der landwirtschaftliche Nachwuchs tatsächlich, wie es das Ministerium formuliere, „über den Tellerrand schauen“. Und dann nur noch dort hingehen, wo es das Komplettangebot gibt. Hinzu kommt, so Wieder, dass die Neumühle im Jahre 2010 mit einem Aufwand von 2,5 Millionen Euro in den Ausbildungsbereich Milchvieh investiert hat. Wenn das Ministerium für das Thema Tierhaltung an der Neumühle keine Zukunft sehe, dann hätte man schon damals dies sagen müssen. Auf all diese Zusammenhänge seien Minister Volker Wissing (FDP) und Staatssekretär Becht bei Vor-Ort-Terminen hingewiesen worden. Auch der Bauernverband habe sich für den Standort Neumühle ausgesprochen. Für die Modernisierung der Schweinehaltung habe sich der Bezirksverband einen Zuschuss von 50 Prozent der Kosten vom Land erhofft, fügte der Bezirkstagsvorsitzende hinzu. Er werde nicht zulassen, „dass der Ausbildungsstandort Neumühle liquidiert wird“. Das Thema werde er nun auf die Tagesordnung der nächsten Bezirksvorstandssitzung setzen. Als bemerkenswert bezeichnete es Wieder, dass er vom Ministerium bisher nicht über dessen Entscheidung informiert worden sei. Die beiden CDU-Landtagsabgeordneten Christine Schneider (Südpfalz) und Simone Huth-Haage (Donnersbergkreis) warnten gestern vor einem „Kahlschlag“ bei der Neumühle. Die Mainzer Pläne seien „ein fatales Signal in den Berufsstand, wenn für die Landesregierung die Schweinezucht in Rheinland-Pfalz keine Zukunft hat“. Sie setze den kompletten Standort aufs Spiel und treibe die Auszubildenden in andere Bundesländer, wo es noch die Möglichkeit einer umfassenden Ausbildung gebe. Einwurf

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