Rheinland-Pfalz Durchsetzungsstark in Machtkämpfen

Mit der AfD-Spitzenfrau Alice Weidel: Nicole Höchst.
Mit der AfD-Spitzenfrau Alice Weidel: Nicole Höchst.

Die Pfalz ist mit fünf neuen Abgeordneten im Bundestag vertreten – diese Serie stellt sie vor. Heute: Nicole Höchst, die als Direktkandidatin des Wahlkreises Bad Kreuznach ins Parlament einzieht.

„Natürlich war ich neugierig, wie sich der Abgang von Frauke Petry auswirkt“, sagt Nicole Höchst aus Speyer, die auf Platz vier der AfD-Landesliste in den Bundestag gewählt wurde. Nach dem öffentlich inszenierten Auftritt der Bundesvorsitzenden haben sich die verbliebenen 93 Abgeordneten zum ersten Mal getroffen. „Von Lagern habe ich nichts wahrgenommen“, sagt die 47-Jährige, die alleinerziehende Mutter von vier Kindern im Alter zwischen drei und 15 Jahren ist. Die Arbeitsatmosphäre sei gut gewesen, die Beteiligung rege. „Es gab schließlich viele Begehrlichkeiten.“ Am Ende standen eine Fraktionssatzung und eine Fraktionsspitze. Auf innerparteiliche Streitigkeiten reagiert Höchst zurückhaltend. „Laute Töne sind nicht mein Ding.“ Als im Frühjahr über das Parteiausschlussverfahrens gegen den Thüringer Landeschef Björn Höcke gestritten wurde, sprach sich der rheinland-pfälzische Landeschef Uwe Junge dafür aus. Seine Gegner traten daraufhin mit dem Anstecker „Höckianer“ auf dem Landesparteitag auf. Höchst sagte nur: „Ich huldige niemandem.“ Machtkämpfen geht sie aber nicht aus dem Weg. Landeschef Junge favorisierte sie als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl und lobte ihre Arbeit in der Bundesprogrammkommission. Das empfanden Anhänger der Vize-Landeschefin Christiane Christen aus dem Rhein-Pfalz-Kreis als Affront. Christen wollte selbst Spitzenkandidatin werden. Aus dem Frauenduell ging überraschend Sebastian Münzenmaier als Sieger hervor. Höchst schaffte es auf den vierten Platz, Christen unterlag in der Stichwahl. Bei der Direktkandidatur benötigte Höchst auch zwei Anläufe: Im Wahlkreis Neustadt-Speyer war sie unterlegen, in Bad Kreuznach gewann sie gegen einen örtlichen Bewerber. Bei der Bundestagswahl holte sie 10,8 Prozent der Erststimmen. Das Zweitstimmenergebnis für die AfD lag in Bad Kreuznach bei 11,7 Prozent, 1,2 Punkte unter dem Bundesergebnis. Vor der Konstituierung des Bundestages räumt Höchst ihren Schreibtisch beim Pädagogischen Landesinstitut in Speyer. Seit 2009 arbeitet sie als Fachreferentin in der Lehrerfortbildung. Dass sie am Bildungssystem einiges auszusetzen hat, und in You-Tube-Videos gegen die Sexualerziehung unter dem AfD-Kampfbegriff „Frühsexualisierung“ zu Felde zieht, kam in ihrem Arbeitsumfeld nicht gut an, wie immer wieder nach außen drang. Dennoch sagt die Beamtin, sie habe tolle Jahre gehabt, viel über „Teamarbeit und Kameradschaft“ gelernt. In Berlin will sie Bildungspolitik machen und hofft auf einen Sitz im Ausschuss oder im Arbeitskreis.

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