Rheinland-Pfalz „Die Feindschaften gehen auf keine Kuhhaut“

(kad). In der Partei Alternative für Deutschland (AfD) tobt im Land wie im Bund ein Streit zwischen den Euro-skeptischen Professoren und den Kräften, die sich als „nationalkonservativ“ einstufen, also rechts von der CDU stehen. Auf dem Landesparteitag in Bellheim wird heute die Richtung bestimmt.

MAINZ Mit der dunklen Kurzhaarfrisur ähnelt Christiane Christen (41) der stellvertretenden AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry. Wie Petry, die durch die Annäherung an die fremdenfeindliche Pegida bekanntwurde, greift Christen den Mann an der Parteispitze an: Die AfD-Vorsitzende des Rhein-Pfalz-Kreises will heute den Landesvorsitzenden Uwe Zimmermann (56) ablösen. Petry steht als Gegenentwurf zu Parteigründer Bernd Lucke. Dass manche sie schon für Schwestern gehalten haben, scheint Christen nicht unangenehm zu sein. Sie will mit der AfD das Füllen, was sie „konservatives Vakuum“ nennt. Als Beispiel führt sie die Inklusionspolitik an, bei der Eltern beeinträchtigter Kinder zwischen einer Förder- und einer Regelschule wählen können. Christen sagt, die rot-grüne Landesregierung schiebe die UN-Konvention zur Inklusion vor, um die Einheitsschule einzuführen. Zimmermann wirft sie vor, in der Partei nicht genug mit den Leuten zu sprechen. Auch deshalb seien die Gräben tief. „Wir haben Feindschaften in der Partei, das geht auf keine Kuhhaut“, sagt sie. Die Grenzen verliefen zwischen denen, die in einer Koalition an die Regierung wollten, und denen, die kompromisslos die AfD-Inhalte vertreten wollten. Erstere planten, die Partei „anschlussfähig“ zu machen. Das will Christen nicht. „Frau Klöckner frühstückt uns“, fürchtet sie. Einige Bewerber für weitere Posten im Landesvorstand stufen sich als „nationalkonservativ“ ein. Zum Thema Asyl sagt Heribert Friedmann, Polizist und AfD-Kreisvorsitzender aus Worms, auf den Asylstatus gebe es „Bares und Soziales“, das werde „schamlos ausgenutzt“. Anhänger Zimmermanns, Professor für Maschinenbau in Trier, fürchten einen Rechtsruck unter Christens Führung. Weil sie den wirtschaftsliberalen Grundansatz der AfD untergehen sah, warf die ehemalige Parteisprecherin Beatrix Klingel Anfang des Jahres Amt und Parteibuch hin. Im April bildete ein AfD-Stadtrat in Mainz eine Fraktion mit einem Mitglied von „Pro Mainz“, vormals Republikaner. Der Wahlausgang wird davon abhängen, welches Lager mehr der 1200 Mitglieder im Landesverband mobilisieren kann. Bei der AfD gibt es, wie sonst nur bei den Piraten, kein Delegiertensystem. Ein Anhänger Zimmermanns bezeichnet diese Organisationsform als einen der Grundfehler der Partei. (Fotos: dpa/AfD)

x