Rheinland-Pfalz Akuter Ärztemangel: „Rollende“ Hausärzte sollen helfen

Hausärzte auf Rädern: Gemeinden auf dem Land, in denen es keine Praxis mehr gibt und in denen akuter Versorgungsmangel herrscht,
Hausärzte auf Rädern: Gemeinden auf dem Land, in denen es keine Praxis mehr gibt und in denen akuter Versorgungsmangel herrscht, können ihr Interesse an einer der zwei Praxen auf Rädern bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) anmelden.

Praxen ohne Nachfolger und volle Wartezimmer: Auf dem Land fehlen schon jetzt in Rheinland-Pfalz viele Ärzte und Ärztinnen. Um akuten Mangel etwas abzufedern, rollen ab nächster Woche zwei Arztmobile durch das Land.

Das kündigten die Kassenärztliche Vereinigung (KV), über die niedergelassene Ärzte ihre Abrechnungen abwickeln, und Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) an. Dafür wurden zwei Fahrzeuge angeschafft, mit denen eine haus- und kinderärztliche Grundversorgung angeboten werden kann: Sie verfügen über ein Ultraschall- und EKG-Gerät sowie ein kleines Labor. Patienten könnten Rezepte für ihre Medikamente oder Krankschreibungen erhalten. Der erste Einsatzort für die mobilen Praxen soll voraussichtlich ab der kommenden Woche die Kleinstadt Herdorf im Landkreis Altenkirchen sein.

Die „Top-Idee“, die doch nur ein „Notstopfen“ ist

Eine Million Euro kosten die beiden Fahrzeuge, die KV und Land zusammen finanzieren. Den strukturellen Ärztemangel können sie jedoch nicht auffangen. Rainer Guth (parteilos), Vorsitzender des Vereins Ärzte für die Westpfalz und zugleich Landrat des Donnersbergkreises, lobte das Projekt auf RHEINPFALZ-Nachfrage als „Top-Idee“. Sagte aber, dass das nur ein „Notstopfen“ sein könne. Und erinnerte daran, dass die Landkreise der „Alten Welt“, bestehend aus einzelnen Verbandsgemeinden in den Kreisen Bad Kreuznach, Kusel, Donnersberg und Kaiserslautern, vor drei Jahren für den Vorschlag der Hausärzte auf Rädern noch belächelt worden seien und dieser abgelehnt worden sei.

Das Konzept in der Westpfalz

Guth zufolge gebe es allein im Versorgungsgebiet in seinem Landkreis 12,5 offene Hausarztsitze. Landesweit sind 300 Hausarztsitze unbesetzt, so die KV. In Rheinland-Pfalz fehlen 1000 Ärzte. Die Ärzte für die Westpfalz versuchen den Mangel auf dem Land, aber auch für das Westpfalz-Klinikum mit Hauptsitz in Kaiserslautern, selbst zu bekämpfen. Über den Verein können seit dem Wintersemester 2023/24 16 Stipendiaten in Ungarn Medizin studieren. Mit der Finanzierung des Studienplatzes verpflichten sich die jungen Menschen, später drei bis fünf Jahre lang in dem Fördergebiet der West- und Südwestpfalz zu arbeiten.

Mehr Ärzte, der Mangel aber bleibt

Dem Ärzteblatt zufolge ist die Anzahl der in Rheinland-Pfalz berufstätigen Ärztinnen und Ärzte 2023 im Vorjahresvergleich zwar um 1,7 Prozent gestiegen. Doch dieser Zuwachs könne den Ärztemangel, der schon länger besteht, nur bedingt ausgleichen, so die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz. Bereits seit Jahren fordert die Landesärztekammer daher, die Medizinstudienplätze zu erhöhen. Zuletzt hat das Land Rheinland-Pfalz die Erweiterung des Studienangebots um 50 Plätze ab 2025 in Aussicht gestellt.

Das Westpfalz-Klinikum begrüßte das Projekt und ruft zugleich dazu auf, mehr Institutionen einzubinden, um dem Ärztemangel zu begegnen. „Aus unserer Sicht könnte es auch sinnvoll sein, die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz – als Interessensvertreter aller Kliniken im Land – zukünftig bei der Weiterentwicklung des Masterplans einzubinden“, schrieb das Klinikum auf eine RHEINPFALZ-Anfrage.

Info

Die Telefonnummer für die mobilen Arztpraxen werde rechtzeitig auf der Website der KV veröffentlicht, hieß es. Drei Allgemeinmediziner umfasst das Team bisher, hinzukommen Arzthelfer. Auch weitere Informationen zu Terminen, Öffnungszeiten und Standorten sollen demnächst auf der KV-Homepage (www.kv-rlp.de) bekanntgegeben werden. Gemeinden können ihr Interesse an einem „rollenden“ Hausarzt bei der KV anmelden. Die Kommunen sind dann im Gegenzug für die Stellfläche, die Stromversorgung des Fahrzeugs, die sanitären Anlagen sowie für einen Wartebereich für die Patienten zuständig.

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