Rheinland-Pfalz Gewerkschaft für gepanzerte Streifenwagen

Streifenpolizist im Antiterror-Training.
Streifenpolizist im Antiterror-Training.

«Mainz.» Helme und extradicke Körperpanzer im Kofferraum jedes rheinland-pfälzischen Streifenwagen sind der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) noch nicht genug: Ihr Landeschef fordert für seine Kollegen jetzt auch noch gepanzerte Dienstautos.

Eben haben die beiden maskierten Terroristen in der Redaktion der Wochenzeitung „Charlie Hebdo“ zehn Menschen ermordet, nun wollen sie in einem dunklen Kleinwagen durch eine schmale Gasse fliehen. Doch ein Polizeiauto blockiert die Fahrbahn – bis die schwer bewaffneten Attentäter aussteigen und auf die Beamten feuern. Die, so zeigt es ein Amateurvideo, setzen daraufhin prompt und mit großer Geschwindigkeit zurück, geben so den Weg frei – und lassen die Attentäter entkommen. Rheinland-pfälzische Polizisten müssten in so einer Situation heute noch genauso reagieren wie ihre französischen Kollegen im Januar 2015. Denn die Kugeln können die Karosserie eines Autos mühelos durschlagen. Und wer im Wagen sitzt, kann nirgends in Deckung gehen. Also hat Benno Langenberger, der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) jetzt eine neue Forderung präsentiert: Die Beamten brauchen gepanzerte Streifenwagen. Bislang hat die rheinland-pfälzische Polizei nur wenige solcher Fahrzeuge. Vor knapp einem Jahr listete das Innenministerium auf: zwei Audis der Luxusklasse (Baujahr 2006), einen Mittelklasse-Mercedes (2003) und einen Mercedes-Sprinter (2016). Dazu kommen zwei „Sonderwagen“, die eher schon wie Militärpanzer daherrollen. Und insgesamt acht Mercedes der Luxusklasse, die aber der Bundesbank gehören und deren Werttransporte begleiten. Wie teuer ein derartiges Auto ist, lässt sich pauschal kaum beziffern. Die Hersteller geben sich verschwiegen. Und obendrein kommt es darauf an, welchen Waffen die Panzerung tatsächlich standhalten soll. Sechsstellige Summen pro Fahrzeug dürften aber locker zusammenkommen. Entsprechend leicht dürfte es den Finanzpolitikern fallen, den Austausch der kompletten Streifenwagenflotte gegen gepanzerte Limousinen für unbezahlbar zu erklären. Doch der DPolG-Landeschef will ohnehin nur einzelne Autos mit Extra-Schutz so im Land verteilen, dass sie allen Streifenpolizisten bei besonders gefährlichen Einsätzen zur Verfügung stehen. Das Mainzer Innenministerium allerdings hält auch diese Idee für unrealistisch. Und Ernst Scharbach, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), lässt ebenfalls erkennen, dass er den Vorstoß der kleineren Konkurrenz-Gewerkschaft nicht ernst nimmt. Denn wer eine tonnenschwere Panzer-Limousine sicher lenken soll, muss das erst einmal üben. Dabei muss die Polizei in den nächsten Jahren ohnehin schon ein großes Schulungsprogramm verkraften, das ihr Personal bindet. Denn alle Streifenpolizisten trainieren, wie sie ihre neue Antiterror-Ausrüstung – Helm und schwerer Körperpanzer – nutzen. Eine Grundregel dabei heißt: Sie sollen gar nicht erst bis zur Gefahrenstelle fahren, sondern vorher aussteigen – damit es ihnen nicht so ergeht wie den französischen Kollegen, die den maskierten Terroristen den Weg freimachen mussten.

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