Traditionelle Winzerkleidung Vom Kellerfundus auf die Bühne: Tim Poschmanns Winzeroutfit und ein Klassiker im Trend
Ein prominentes, pfälzisches Beispiel: Tim Poschmann vom Boulevardtheater Deidesheim ist mit Leib und Seele Schauspieler und Comedian. Geboren wurde er 1986 in Ludwigshafen, wuchs in Ruppertsberg auf. „Einige Jahre nahm ich noch Karlsruhe und Mannheim mit, bis ich dann, als Pfälzer Bub, dessen Liebe zur Pfalz mit jeder Faser gelebt wird, wieder in meine Heimat zurückkehrte“, sagt Poschmann. Und das spiegelt sich auch im Outfit wieder, als „Winzerbu“ trägt er einen blau-weiß gestreiften Winzerkittel auf der Bühne.
Der 37-Jährige erklärt: „Der Winzerkittel soll den Wein und die Weinberge repräsentieren.“ Für den „Winzerbu“ habe er ein passendes Outfit gesucht. Und sei Zuhause im Keller fündig geworden. Das Kleidungsstück sei im Kellerfundus gewesen, seine Verwandtschaft habe früher Weinberge bearbeitet. Und jetzt strahlt der Kittel auf der Bühne. „Ältere Zuschauer sind erst mal irritiert, ein junger Kerl im Winzerkittel. Wenn ich aber den Mund aufmache und im breiten Dialekt wie ein älterer Mann rede, werde ich akzeptiert“, lacht Poschmann. Der „Winzerbu“ ist seit 2020 ein Erfolg. Und der Kittel Poschmanns Markenzeichen, wie eine Uniform, die ihn schütze. Bei formellen Anlassen trage er auch einen Winzersakko. „Ein modischer Trend“, resümiert der Pfälzer Schauspieler.
Beim Weinausschank beliebt
Und die Winzer? Besonders beim Weinausschank ist Winzerkleidung in der Pfalz beliebt. So unter anderem bei der Genossenschaft Weinland-Meckenheim: die Mitarbeiter im Ausschank tragen einen Winzerkittel, damit sie für die Kunden auch optisch als Mitarbeiter zu erkennen sind. Im Winter über Pullover oder Jacke.
Im Hof des Weinguts Alfons Ziegler in St. Martin haben es sich Plüschbären mit Winzerkittel gemütlich gemacht, ein Blickfang für Kunden und Besucher des Weinguts. Winzer Michael Ziegler sagt: „Winzerkittel und Winzerschürze sind als Arbeitskleidung weitgehend verschwunden. Nur noch ein Mitarbeiter trägt sie. Die anderen bevorzugen Funktionskleidung, die wind- und wasserdicht sind.“
Sein heute 91-jähriger Vater habe schon immer Winzerkittel und Winzerschürze im Feld und besonders im Keller getragen. Ziegler selbst auch noch als Jugendlicher und junger Erwachsener. Besonders im Sommer sei die Arbeit in einem Kleidungsstück aus Baumwolle angenehm gewesen. Heute sei die Winzerkleidung bei der Arbeit nicht mehr gängig, jedoch als historisches Kulturgut zu erhalten. So in seinem Heimatort St. Martin, in dem jährlich am 11. November anlässlich des St. Martins-Fest, viele Winzer im Winzerkittel zu sehen sind. Hier wird von Winzern die Figur des St. Martin von einem Weingut in ein anderes getragen, mit Zwischenstopp und Zeremonie in der Kirche und Speis und Trank in beiden Weingütern.
Für Groß und Klein
Seit über 40 Jahren produziert die Stickerei Wilhelm in Bad Dürkheim gestickte Abzeichen, bedruckt und bestickt Textilien unterschiedlicher Art. Alle Produkte der Winzerkleidung-Kollektion sind bis 60 Grad maschinenwaschbar und aus 100 Prozent Baumwolle. Die Auswahl an Bekleidung für jedes Pfälzer Weinfest oder die Arbeit in der Weinbranche ist groß. Und für Groß und Klein etwas dabei: für die Großen der Winzerkittel „Küfer„ mit drei Taschen, die Winzerbluse „Burgunder“ in Schlupfform, die Winzerweste für Freizeit und Gastronomie mit zwei Taschen und durch Riegel in der Weite verstellbar sowie die Winzerlatzschürze mit zwei Taschen und Bindebänder.
Inhaberin ist Heidi Rühle, sie sagt: „Meine Kunden kommen vorwiegend von der Südlichen Weinstraße und der Mittelhaardt.“ Anlass seien Weinfeste, Winzerumzüge, der Bad Dürkheimer Wurstmarkt, für den „Grillmeister“ beim heimischen Grillfest gerne auch die Winzerlatzschürze. Die aktuelle Weinprinzessin der Urlaubsregion Freinsheim, Michelle Fleischmann, ist bei einem ihrer Fotoshootings auch im Winzerkittel vom Bad Dürkheimer Geschäft zu sehen. Das kann man so erkennen: Die Winzerkleidung aus der Stickerei Wilhelm ist mit einem gestickten Abzeichen, einem Trauben-Logo, versehen. „Nur so ist das Original von mir. Ohne das Logo wäre man nackisch“, scherzt Rühle.
Winzerkleidung extra für Kinder ist im Geschäft an der Mannheimer Straße auch vorhanden. So der Winzerkittel „Küfer“ für Jungs und Mädchen, das Winzerkleid für Mädchen von einem bis fünf Jahren mit zwei aufgesetzten Taschen, Rüschen an Saum und Armausschnitt sowie die Winzerbluse „Burgunder“ in Schlupfform. „Kinder sind begeistert von der Winzerkleidung, tragen das gerne“, erklärt Rühle. Die blau-weiße Farbe scheint da hilfreich zu sein.
Kuscheliger Teddy im Winzerkittel
Kinder und ihre Eltern werden auch bei der Tourist-Information in Neustadt fündig. Hier gibt es einen 35 Zentimeter großen, kuscheligen Teddybären im Winzerkittel zu erwerben. „Unsere Winzerbären sind seit Jahren in unserem Sortiment und erfreuen sich großer Beliebtheit, besonders bei unseren kleinen Gästen und in der Zeit des Weinlesefestes. Seit 2018 schmückt auch das Logo des Deutschen Weinlesefestes den Winzerkittel des Bären. Auf dem Rücken steht „Weck, Worscht & Woi“, erklärt Aline-Kristin Großstück von der Stadtmarketing Neustadt. Geliefert werden die Plüschtiere von Anja Ruppert-Keller aus Speyer, die auch die Idee zum Logo und der Rückenaufschrift hatte.
Die Schaustellerin sagt: „Ich verkaufe den Winzerbär auf Weinfesten unter anderem auf dem Dürkheimer Wurstmarkt. Die Leute sind begeistert.“ Dieses Jahr habe sie auch Winzerbären zum ersten Mal in rosa Winzerkittel verkauft, das ginge so gut, dass sie plane im nächsten Jahr die Anzahl an Exemplaren zu erhöhen. „Wahrscheinlich wird sich die Anzahl der Bären im rosa Outfit dann man dem traditionellen blau-weißen Outfit einpendeln“, so Ruppert-Keller. Die Speyerer Schaustellerin betreibt unteren anderem ein Kinderkarussell bei Veranstaltungen in der gesamten Pfalz.
Ob die Winzerbluse, das Winzerkleid, die Winzerweste, der Winzerkittel oder die Winzerlatzschürze: Winzerkleidung sieht nicht nur gut aus, sondern macht, durch die blau-weißen Streifen, auch schlank. Dazu für die Erwachsenen ein Glas pfälzischen Weins in der Hand. Pfälzer Herz mit Modegeschmack, was willst du mehr?
