Speyer Blumen für gefallenen Onkel niedergelegt

Am Gedenkstein für die Absturzopfer: Judy Midglay (links) mit ihrer Tochter Lyn Sherington.
Am Gedenkstein für die Absturzopfer: Judy Midglay (links) mit ihrer Tochter Lyn Sherington.

Von Speyer wussten die beiden Australierinnen Judy Midglay und Lyn Sherington bisher nur, dass hier eine „wunderschöne uralte Kathedrale steht“, sagten sie gestern im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Zwei Tage ihres zweiwöchigen Europa-Aufenthaltes wollen sie nutzen, um die Domstadt kennenzulernen. Der Anlass ihres Besuchs ist allerdings traurig. Sherington, die aus Brisbane kommt, und ihre Mutter Judy Midglay aus Toowoomba – beide Orte liegen im australischen Bundesstaat Queensland – suchten jene Stelle im nördlichen Speyerer Stadtwald auf, wo die siebenköpfige australisch-englische Besatzung eines Bombers den Tod gefunden hatte. Unter den Opfern war Midglays Onkel George Arthur Hudley, der Navigator eines viermotorigen Bombers vom Typ Lancaster MK II DV 174. Die Australierinnen finden den Ort des etwa 1,20 Meter hohen Sandsteins im Stadtwald, der im Oktober 2016 in Gedenken an die Absturzopfer aufgestellt worden war, „einfach wunderschön“. Sie legen ein Blumengebinde nieder, neben einem Schild, das ihre Landsleute Tann und Bradley Pasterfield als frühere Besucher ausweist. „Die waren vor ein paar Wochen zu einem unangemeldeten Blitzbesuch gekommen“, lässt Erik Wieman wissen. Der gebürtige Niederländer, der in Waldsee lebt, und sein Kollege Heiko Zech (Ludwigshafen) von der Interessengemeinschaft Heimatforschung Rheinland-Pfalz hatten den Besuch in die Wege geleitet. Die IG hat im Großraum Ludwigshafen-Mannheim schon 24 Stellen ausgemacht, an denen Flugzeuge während des Zweiten Weltkriegs abgestürzt waren – vom Himmel geholt durch die deutsche Luftabwehr. Die Stelle im Speyerer Stadtwald war dabei als erste ausfindig gemacht worden. Der am 23. September 1943 um 19 Uhr bei Lincolnshire gestartete Lancaster-Bomber gehörte zu dem Geschwader von 628 Flugzeugen, das Mannheim angriff. Die Maschine der 460. Staffel der Royal Australian Airforce krachte um 23.21 Uhr brennend in den nördlichen Stadtwald – zwischen Mannheim und Speyer angeschossen von einem deutschen Nachtjäger und von einem zwischen Speyer und Schifferstadt positionierten fahrbaren Bahngeschütz. Den Tod fanden außer Hudley dessen Landsleute Bruce Albert Plant (Pilot), D’Arcy Morrison (Bordschütze), Allen Cummings (Bombenschütze) sowie die Engländer William Davis (Flugzeugingenieur), Dion Harris (Bombenschütze) und Donald Hirst (Funker). Die Opfer wurden zunächst auf dem Speyerer Friedhof beigesetzt. 1948 kamen die sterblichen Überreste nach Rheinberg, einem Friedhof der Alliierten bei Duisburg. Die meisten an der Absturzstelle liegenden Flugzeugteile wurden bis 1945 entfernt, nicht aber die gesamte Munition. Von der lagen, von Moos und Laub bedeckt, noch einige „gebrauchsfähige“ Teile bis zur Wiederentdeckung der Absturzstelle im September 2015 herum.

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