Zweibrücken Zweibrücken: Terrag will auf Deponie gefährliche Abfälle verarbeiten

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Nachdem die Firma Terrag im Mai vergangenen Jahres bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt beantragt hatte, in ihrer Zweibrücker Staubverarbeitungsanlage künftig auch sogenannte gefährliche Abfälle aufbereiten zu dürfen, wird in den nächsten Wochen eine Entscheidung fallen. Spätestens im Mai sei damit zu rechnen, teilte SGD-Pressesprecherin Nora Schweikert auf Anfrage mit.

Bis dahin hat die zuständige Abteilung der SGD noch Zeit, die Einwendungen der Bürgerinitiative (BI) Mörsbach und des Landesverbandes des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland zu bewerten und zu entscheiden, ob für den Betrieb der Anlage eventuell Auflagen formuliert werden. Dass Terrag im Genehmigungsantrag eine Abfallart angegeben hatte, die nach ihrer Verarbeitung in der Konditionierungsanlage gar nicht auf der Zweibrücker Deponie abgelagert werden darf, hatte die BI ausgeschlachtet und die Zuverlässigkeit des Betreibers in Zweifel gezogen. Auf das Verfahren hat dies keine Auswirkungen. Nachdem Terrag von der SGD Süd auf den Fehler aufmerksam gemacht wurde, zog das Homburger Unternehmen diese Abfallart aus dem Antrag zurück. Terrag-Geschäftsführer Gerhard Scherer will das Thema auf die sachliche Ebene führen. Früher sei der Abfall, den Terrag künftig in der Konditionierungsanlage verarbeiten will, als „besonders überwachungsbedürftiger Abfall“ bezeichnet worden. Daraus habe der Gesetzgeber nun „gefährliche Stoffe“ gemacht. Rein psychologisch gesehen sei dies ein großer Unterschied. Die Einstufung „gefährlich“ bedeute, dass der Gesetzgeber die Kontrolle über den Verbleib der Abfälle haben will. „Der Gesetzgeber deklariert das Gros der mineralischen Abfälle mittlerweile als umweltgefährlich“, erklärt Scherer, aber nur sehr wenige davon seien sehr giftig. In Aschen sei etwa Branntkalk enthalten, der zwar reizend für Auge und Haut, aber nicht giftig sei. Terrag will in der Anlage bei Mörsbach „gefährliche Stoffe behandeln, die umweltgefährlich oder reizend sind“, so Scherer. Umweltgefährlich heiße in diesem Fall, dass sich dieser Stoff schädlich auf Wasserorganismen auswirken könne, aber nicht auf terrestrische Lebewesen. Reizend bedeute, dass der Stoff schädlich für Haut und Augen ist. Die Abfälle, die Terrag künftig in der Anlage verarbeiten will, seien „weder giftig noch krebserregend“, stellt Scherer klar. Im Konkreten geht es um Abfälle aus Kohlekraftwerken, Papierfabriken, der Klärschlammverbrennung sowie aus Biomassekraftwerken, in denen Rost- und Kesselasche, Schlacken und Kesselstaub sowie Filterstäube anfallen. Umweltgefährlich werden diese Abfälle durch Verbindungen von Kupfer und Zink und reizend durch den Bestandteil Branntkalk, wenn dessen Anteil einen bestimmten Schwellenwert übersteigt. Scherer erinnert daran, dass Klärschlamm früher auf die Äcker gefahren wurde, „heute soll er nach Ansicht vieler Kritiker nur noch verbrannt werden“. Flugstäube aus Müllverbrennungsanlagen werden laut Scherer nicht in der Anlage verarbeitet und waren zu keinem Zeitpunkt Gegenstand eines Antrages von Terrag. „Wir haben in der Vergangenheit auch Fehler gemacht“, sagt der Terrag-Geschäftsführer. Es habe einige Dinge gegeben, die man optimieren konnte. „Wenn etwas zu verbessern ist, dann machen wir das auch. Es muss nur technisch sinnvoll sein und darf nicht an anderen Stellen für Probleme sorgen.“ Scherer verweist noch einmal darauf, dass Terrag an der Konditionierungsanlage am Eingang zur Deponie nachgebessert hat. Man habe dort eine Schleuse mit sich wechselseitig öffnenden und schließenden Rolltoren eingebaut. „Das war freiwillig, wir hätten das nicht machen müssen“, sagt Scherer. Seit einiger Zeit überwacht Terrag zudem mit Kameras die nicht einsehbaren Bereiche entlang der Füllleitungen und hat auch durch Abrieb stärker beanspruchte Leitungsbereiche durch dickwandige Pralltöpfe ersetzt. Nachdem bei einem Filtertausch im Frühjahr 2015 Staub austrat, hat das Unternehmen reagiert und die Betriebsanweisung zur Filterkontrolle angepasst. Für den Abtransport der mit Wasser gebundenen Stäube, die als eine Art Mörtel in die Deponie eingebaut werden, hat der Deponiebetreiber UBZ einen leistungsstärkeren Kipper angeschafft und die Bordwände erhöht. Die derzeitige Genehmigung für die Konditionierungsanlage an der Deponie erlaubt es, jährlich 150 000 Tonnen Stäube zu verarbeiten. 2015 und im vergangenen Jahr waren es laut Geschäftsführung rund 120 000 Tonnen. Auf dem Deponiegelände im Kapiteltal in Kaiserslautern betreibt Terrag eine ähnliche Anlage. Dort wurden 2016 rund 60 000 Tonnen verarbeitet. Beide Anlagen werden zusammen von sechs Menschen betreut. Das geschäftliche Einzugsgebiet von Terrag reicht im Wesentlichen im Norden bis Bitburg, Simmern und Ingelheim, im Osten bis Ludwigshafen und Karlsruhe, im Süden bis Straßburg und Nancy und im Westen bis Metz und Luxemburg. 2019 will Terrag den Firmensitz zusammen mit verschiedenen abfallwirtschaftlichen Tätigkeiten von Homburg nach Neunkirchen verlegen und dafür zwischen zehn und 15 Millionen Euro investieren.

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