Zweibrücken Zwei Pfalzgrafen, zwei Räume, ein Jubiläum

Pfalzgraf Friedrich Michael verbrachte seine Jugend im Zweibrücker Schloss, das Gemälde wird dem Zweibrücker Hofmaler Konrad Man
Pfalzgraf Friedrich Michael verbrachte seine Jugend im Zweibrücker Schloss, das Gemälde wird dem Zweibrücker Hofmaler Konrad Mannlich zugeschrieben.

Das Stadtmuseum Zweibrücken präsentiert einen Themenschwerpunkt zu den beiden Pfalzgrafen Friedrich Michael und Carl Theodor. Beide wurden vor 300 Jahren geboren, sind Wittelsbacher und hatten Pech in ihrem Leben.

Nur zwei Räume des Stadtmuseums im Erdgeschoss umfasst diese neue Ausstellung, die Museumsleiterin Charlotte Glück deshalb auch schlicht „Schlaglicht“ nennt. Zu sehen sind Gemälde, Grafiken und in einer Vitrine auch ein ungewöhnliches Schriftstück, denn es geht um einen Ehebruch. Gewidmet ist die Zwei-Zimmer-Schau zwei Pfalzgrafen: Der eine ist Friedrich Michael (1724-1767), der andere Carl Theodor (1724-1799). Sie haben die Namen noch nicht gehört? Kein Wunder.

Friedrich Michael steht bis heute im Schatten seines zwei Jahren älteren Bruders Christian IV., der Zweibrücken zu einer Kulturstadt großen Ausmaßes machte. Carl Theodor dagegen stammte aus einer eher unbedeutenden Nebenlinie des Hauses Wittelsbach, dem oberpfälzischen Pfalz-Sulzbach und lebte nie in Zweibrücken.

Der hübsche Jüngling

Friedrich Michael, geboren am 27. Februar 1724 im elsässischen Rappoltsweiler (heute Ribeauvillé), verbrachte seine Jugend im Zweibrücker Schloss. Dahin kam er, als sein Vater Christian III. Herzog von Pfalz-Zweibrücken geworden war (1734). Friedrich Michael war hübsch, heißt es, er fügte sich in die Familientradition und ging zum Militär, wo er Karriere machte und es bis zum Generalfeldmarschall brachte. Eigentlich hießt er nur Friedrich, aber als er 1751 von Papst Benedikt XIV. in Rom gefirmt wurde, riet der ihm, seinem Namen den des Erzengels Michael hinzuzufügen, was Michael auch tat.

Friedrich Michael und Christian besuchten zusammen die Universität Leyden in den Niederlanden und waren auch zusammen kurz am Hof von Versailles zu Besuch. Da Christian IV., nicht standesgemäß geheiratet hatte, Friedrich Michael aber schon (er ehelichte eine Verwandte, Pfalzgräfin Maria Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach) wurden die beiden Söhne Friedrich Michaels, Karl August (1746-1795) und Maximilian Joseph (1756-1825), die Erben im Hause Wittelsbach.

Der Stammvater

Karl August wurde Herzog von Pfalz-Zweibrücken, Max Joseph als Maximilian I. König von Bayern, wodurch Friedrich Michael, der fünf eheliche und ein nichteheliches Kind hatte, sogar zum Stammvater des bayerischen Königshauses wurde. Alle heute lebenden Wittelsbacher stammen von ihm ab.

Maria Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach auf einem Kupferstich von Joseph Anton Zimmermann (1773).
Maria Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach auf einem Kupferstich von Joseph Anton Zimmermann (1773).

Allerdings: Kaum hatte Friedrich Michael geheiratet, trat er zum Katholizismus über, nicht aus religiösen Gründen, es ging ihm um die Macht, um einen Erbanspruch auf die katholischen Wittelsbach-Gebiete wie Bayern anzumelden – und sein Sohn wurde dann ja auch Herrscher von Bayern.

Die untreue Ehefrau

Pech hatte er jedoch in der Liebe: Seine Ehefrau hatte eine Affäre mit einem Schauspieler am Mannheimer Hof und wurde schwanger, doch ein uneheliches Kind gestand man damals höchstens Männern zu. Maria Franziska Dorothea wurde ins Kloster geschickt – und konnte erst nach dem Tod von Friedrich Michael auf den Familiensitz, Schloss Sulzbach in der Oberpfalz, zurückkehren.

Carl Theodor, der andere Pfalzgraf, der vor 300 Jahren geboren wurde, am 10. Dezember 1724 auf Schloss Drogenbusch bei Brüssel, brauchte nicht viel zu tun. Todes- und Erbfälle verhalfen ihm zu diversen Ländereien. Schließlich galt er als „Herr der sieben Länder“: Pfalz-Sulzbach, Bergen op Zoom, Pfalz-Neuburg, Jülich, Berg, Kurpfalz und Bayern. Das von ihm geschaffene Kurfürstentum Pfalz-Bayern war sogar der drittgrößte Länderkomplex des Reiches. Unter seiner Regentschaft blühte es auf: wirtschaftlich, kulturell und wissenschaftlich.

Der Kinderlose

Carl Theodor heiratete Elisabeth August (1721-1794), die Enkelin des Kurfürsten Carl Philipp von der Pfalz. Sie hatten jedoch keine Kinder, was Carl Theodor nicht gefiel, mit 70 – seine Frau war gerade gestorben – heiratet er die junge habsburgische Erzherzogin Maria Leopoldine (1776-1848), aber auch diese Ehe führte nicht zu ehelichen Kindern, was ihm wichtig war, nichteheliche Kinder hatte er genug: sieben.

Pfalzgraf Carl Theodor, der Name des Malers ist nicht bekannt.
Pfalzgraf Carl Theodor, der Name des Malers ist nicht bekannt.

Pech hatte er auch, weil ihm der Zweibrücker Diplomat Johann Christian von Hofenfels, der in Diensten von Friedrich dem Großen stand, einen lukrativen Ländertausch mit den Habsburgern vereitelte. Carl Theodor wollte Bayern, das er nie mochte, gegen die österreichische Niederlande (heute: Belgien) tauschen. Es war das Gebiet aus dem er herkam und ein reiches Land, das doppelt so viel Einnahmen wie das ländliche Bayern hatte. Mit diesem Territorien und denen, die er schon hatte (Herzogtum Jülich-Berg mit Düsseldorf und die Kurpfalz mit Mannheim), hätte Carl Theodor seinen Traum wahr machen können: die Wiederherstellung des Königreichs Burgund. Doch Friedrich der Große wollte das nicht, weil er so das territoriale Gleichgewicht gestört sah und Hofenfels losschickte, der dafür sorgte, dass Carl Theodors Thronfolger Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken den Ländertausch nicht unterschrieb.

Info

Glück und Leid: Zwei bedeutende Wittelsbacher feiern ihren 300. Geburtstag, Stadtmuseum Zweibrücken, Herzogstraße 9-11, bis 26. Mai, Dienstag 10-18 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 14-18 Uhr.

Der Historische Verein Zweibrücken lädt für Mittwoch, 13. März, 19 Uhr, zu einer kostenlosen Führung ein. Es führt Museumsleiterin Charlotte Glück.

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