Hornbach Wie Hornbach zum Benefizkonzertzentrum wurde

Daniel Seel
Daniel Seel

Als 2019 das erste Benefizkonzert in der Hornbacher Klosterkirche stattfand, war nicht abzusehen, dass davon der Kauf eines Flügels und die Reparatur der Orgel mit zusammen knapp 100.000 Euro finanziert werden konnte. Die Reihe gibt es immer noch, sie ist die längste und erfolgreichste Benefizreihe in der Westpfalz.

Für Sonntag, 28. April, wird zum 42. Benefizkonzert in die Hornbacher Klosterkirche eingeladen. Es spielt die Pianistin Sylviane Calcagno aus Forbach (Lothringen), die schon vor vier Jahren an gleicher Stelle ein Benefizkonzert gab. Das ist typisch, viele Interpreten kommen gerne wieder nach Hornbach zurück. Sie spielen ohne Gage für den guten Zweck, dazu gehören selbst renommierte Sänger und Instrumentalisten, die von weither kommen. Und Hochschulprofessoren wie Oliver Kern, Professor für Klavier an der Musikhochschule in Frankfurt/Main, der bereits 2019 das zweite Benefizkonzert spielte und im September wiederkommen wird zur 47. Auflage.

Initiator und Organisator der Reihe ist Daniel Seel. Er trat am 5. März 2017 mit 46 Jahren seinen Dienst als Pfarrer in der evangelischen Pfarrei Hornbach an. „Ich bin ein ganz spät Berufener“, sagt der gebürtige Saarbrücker. „Das ist nichts, was ein anderer Pfarrer machen könnte, weil ich 25 Jahre freischaffend als Musiker gelebt habe“, sagt er nicht ohne Stolz.

Der Pianist

Mit neun begann Seel, Klavier zu spielen, dann studierte er Klavier an der Karlsruher Musikhochschule bei Günter Reinhold (1925-2022), einem Freund des stilbildenden französischen Komponisten und Organisten Olivier Messiaen (1909-1992). „So bin ich in diese Kreise hineingeraten.“ In Karlsruhe lehrte damals der Komponist Wolfgang Riehm (geboren 1952), mit dem sich Seel anfreundete. Später studierte er dort moderne Komposition bei Walter Zimmermann (geboren 1949). Mit einem Stipendium der Deutschen Studienstiftung ging Seel 1993 nach Südkorea zum weiteren Musikstudium. Nach dem Studienabschluss in Karlsruhe folge er Zimmermann, der nun an der Berliner Kunsthochschule unterrichtete, zum Aufbaustudium. „Dort kam ich immer mehr in die Kreise von Komponisten wie Zimmermann, Morton Feldman und John Cage.“ Das prägte ihn und legte den Grundstein für die Kontakte in der Musikerszene. So spielte er oft mit den Musikern des Amerikaners Morton Feldmann Kammermusik.

2003 entschied er sich, nach Korea zurückzugehen, um dort an der Musikhochschule zu unterrichten, und kam 2005 frustriert (über den geringen Ausbildungsstand der Musikstudenten) wieder zurück. Danach versuchte er, als freiberuflicher Musiker zu leben, organisierte große Konzertreihen in Berlin und Saarbrücken, bevor er – mit 39 – beschloss, Theologie in Mainz zu studieren. Mit 44 wurde er Vikar (in Zweibrücken-Mitte), mit 46 dann Pfarrer in Hornbach. Ursprünglich war er katholisch, trat mit 18 aus und wurde 1998 evangelisch. „Mit dem Eintritt in die Kirche ging es los mit dem privaten Theologiestudium, es hat mich einfach interessiert“, erklärt er. Heute verbindet er beide, die Theologie und die Musik, denn er spielt immer noch Klavier und komponiert.

Der Pfarrer

„Wir haben als Kirche einen Kulturauftrag, das finde ich auch wichtig, mein Kulturbegriff ist nicht eng gefasst, aber ich achte auf Qualität.“ Die Musiker, die in Hornbach singen und spielen, sind Profis. Denn Seel ist gut vernetzt, als Musiker und Komponist. Er hat die Kontakte und ist mit vielen Musikern, die bei ihm auftreten, befreundet.

Im Idealfall, wie am vorletzten Wochenende, als die reparierte Orgel von sechs namhaften Organisten der Region eingeweiht wurde, kommen 250 Zuhörer in die Klosterkirche, manchmal sind es aber nur 100. Trotzdem kommen genug Spenden zusammen.

Die Projekte

Gestartet wurde die Reihe, um den Kauf eines (gebrauchten) Flügels für die Klosterkirche zu finanzieren, da der Zustand der Orgel (mehrfach mit geringen Mitteln so repariert und umgebaut, dass sie gerade so funktionierte, also eher verschlimmbessert) doch arg zu wünschen übrig ließ. Das Presbyterium sei anfangs skeptisch gewesen, „doch als es gut lief, waren alle begeistert, die größten Kritiker waren dann die, die am meisten gespendet und gesponsert haben“. Den Auftakt der Benefizreihe machte Daniel Seel selbst, am 22. März 2019 spielte er Bach, Beethoven, Chopin und Debussy. Bei einem Konzert im Monat waren innerhalb von neun Monaten 15.000 Euro für den Flügel zusammen.

Das nächste Projekt war die Reparatur der Orgel: 80.000 Euro. „Es war überraschend, wie mühelos wir die Gelder zusammenbekommen haben“, erinnert sich der Pfarrer. Manchmal waren über 1000 Euro bei einem Konzert zusammengekommen. Die Besucher kommen wie Musiker von weither: „Wir haben einen Stammgast, der aus Düsseldorf anreist, in der Regel kommen vor allem Besucher aus Zweibrücken, Pirmasens und dem Saarland bis Saarbrücken. Die ersten Musiker, die kamen, wollten unbedingt hier spielen, damit sie ihre Programme ausprobieren können, und waren von der Atmosphäre in der Kirche begeistert“, sagt Seel. Obwohl die Orgelreparatur nun bezahlt ist, gehen die Benefizkonzerte weiter, die Erlöse können auch der Jugendarbeit oder anderen karikativen Zwecken dienen, doch Seel weiß auch: „Nach der Reparatur ist vor der Reparatur“,

Benefizkonzerte: Hornbach, Klosterkirche

Sylviane Calcagno (Forbach), Klavier, 28. April, 18 Uhr

Benedikt Schwarz (Meisenheim), Gesang, Daniel Seel (Hornbach), Klavier, 11. Mai, 18 Uhr

WS Ensemble für Alte Musik (Basel), Barockcello, Blockflöte, Cembalo, Theorbe, 16. Juni, 18 Uhr

Fold (Zweibrücker Land), Grunge-Band, Moritz Riffel (Frankfurt) Gesang, Gitarre, 6. Juli, 19.30 Uhr

Uwe Maibaum (Kassel), Orgel, 22. Sept., 18 Uhr

Oliver Kern (Frankfurt), Klavier, 27. Sept., 19 Uhr

Klaus Mertens (Sinzig), Gesang, Christoph Noll (Königsfeld), Cembalo, Klavier, Orgel, 11. Okt., 19 Uhr

Vanessa Novak (Darmstadt), Gesang, Gitarre, Brenschelbach, ev. Kirche, 2. Nov., 19 Uhr

Vanessa Novak (Darmstadt), Gesang, Gitarre, James Maitland Boyle (Saarbrücken), Gesang, Althornbach, Matthiaskirche, 3. Nov., 19 Uhr

Daniel Seel (Hornbach), Klavier, 7. Dez., 18 Uhr

In der evangelischen Klosterkirche in Hornbach finden die meisten Benefizkonzerte statt
In der evangelischen Klosterkirche in Hornbach finden die meisten Benefizkonzerte statt
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