Zweibrücken „Villa Bormann“ von Jack’s Bier Ensemble feiert Premiere

Wohl bekomm’s: Hedda Bormann (Martina Stegner-Legner) sieht in Herrn Reisel (Stefan Wirth) einen potenziellen Mieter.
Wohl bekomm’s: Hedda Bormann (Martina Stegner-Legner) sieht in Herrn Reisel (Stefan Wirth) einen potenziellen Mieter.

Spartakus, nackt auf dem Leopardenfell. Die Quetschkommod in der Hand. Der Sägemuskel – wie er kommt und geht. Der Uhrmacher, in römischer Toga, wie er „Starlight Express“ singend über die Bühne gleitet. Sie verstehen nichts? Willkommen bei der Premiere der „Villa Bormann“, die die Schauspieler von Jack’s Bier Ensemble am Freitag in der Canadaschule auf der Bühne zelebrierten.

220 Zuschauer erlebten in der ausverkauften Turnhalle acht Akteure außer Rand und Band. Das Stück wirkte zeitweise so als würden betrunkene Dadaisten die britische Komödie „Ganz oder gar nicht“ neu interpretieren. Die Schauspieler agierten wie im Rausch, die Dialoge schossen hin und her, die Witze zündeten. Das Ensemble zauberte ein kurzweiliges Potpourri der Absurditäten auf die Bühne. Einfach war das nicht. Im Gegensatz zu früheren Stücken des erfahrenen Ensembles, in denen es oft tumultartig auf der Bühne hin und her ging, waren diesmal fast ausschließlich immer nur zwei Akteure auf der Bühne. Das heißt, die Schauspieler mussten stets hochkonzentriert sein, waren ständig am Spielen, und vor allem mussten die Dialoge sitzen. Denn auf diese stützte sich fast das komplette Stück. Darin suchten die vier weiblichen Bewohner der Villa Bormann per Anzeige verschiedene Männer: die Vermieterin (Martina Stegner-Legner) einen Mieter, die Künstlerin (Sarah Seibert) ein Spartakus-Modell, die Musikerin (Sandy Nagel) einen Schüler und das Hausmädchen (Sabrina Glas) einen zum Heiraten. Natürlich trafen nie die passenden Paare aufeinander – und daraus zog das Stück seinen Witz. Das klingt erst mal nicht sonderlich originell. Doch nach dieser Vorgabe veranstalteten die Schauspieler ein geniales Spektakel, in dessen Verlauf ein Hauch der Chippendales durch die Turnhalle schwebte. Wenn die Vermieterin Hedda Bormann auf das Spartakus-Modell Attila (Josef Reich) traf oder die Künstlerin Madame Chatrell auf Muttersöhnchen Boßlet (Thomas Schmidt) endeten die harmlos beginnenden Dialoge stets damit, dass einer der Männer halbnackt von der Bühne gezerrt wurde – unter großem Gejohle des Publikums. Was auffiel: Die in den Hauptrollen gewohnten Protagonisten wie Thomas Schmidt und Ensemble-Chef Ralf „Jack“ Gober hielten sich diesmal zurück. Dafür trumpften die Schauspieler, die in der Vergangenheit eher Nebenrollen übernahmen, überraschend auf. So spielte beispielsweise Josef Reich völlig entfesselt und in noch nie gesehener Art. Unbeschreiblich seine Anatomiestunde, in der er lehrreich und nur im antiken Lederrock bekleidet die menschlichen Muskeln am eigenen Körper anschaulich erklärte. Neben dem eingangs erwähnten Sägemuskel gab es da etwa Spermatic-Strings (Samenstränge) und Waden, geschwungen wie der Hockenheim-Ring, zu bewundern. Auch Sarah Seibert glänzte mit einer glaubhaften Darstellung der französischen Künstlerin Madame Chatrell inklusive exaltierter Gestik und Mimik. Sabrina Glas, die als Hausmädchen Gundula die Szenen quasi zusammenhielt, feierte einen gelungenen und sympathischen Einstand beim Ensemble. Großen Anklang fanden beim Publikum wie immer die Anspielungen aufs Zweibrücker Geschehen oder örtliche Persönlichkeiten. Wie beispielsweise Attilas Wegbeschreibung zur Villa: „Baustell, Kreisel, Kreisel, Baustell, Kreisel.“ Oder die Beschreibung eines Freskos namens „Zadra und Eva und die Vertreibung aus der Fasanerie“. Auch mit Weisheiten geizte die Truppe sehr zum Gelächter der Zuschauer nicht. So weiß nun jeder, der am Freitag dabei war, dass es zwischen wirrem Gefummel und rhythmischen Bewegungen einen Unterschied gibt, dass ein Krampf ein Krampf ist – unabhängig von der Konstitution – und dass man in der Stadt sehr wohl mit vier Leerungen der Tonne auskommt, wenn man fleißig trennt. Auch die Witze schoss die Gruppe in gewohnter Manier ins Publikum – mal hintergründig, mal platt, mal geistreich, mal bissig („Spartakus-Treffen? Das ist immer montags in der Herrensauna des Trimini“). Für jeden Geschmack war etwas dabei. Und die Auflösung des Verwirrspiels? Die war eigentlich egal, denn der Lachmuskel – wie er kam und nicht mehr ging – wurde an dem Abend fleißig trainiert.

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