Homburg Um die Ecke gedacht: Manfred Walter stellt aus

Eine „Filmszene“-Arbeit von Manfred Walter, inspiriert von „Mary Poppins“.
Eine »Filmszene«-Arbeit von Manfred Walter, inspiriert von »Mary Poppins«.

Der Wiener Künstler Manfred Walter zeigt in der Homburger Galerie Beck abstrakte Werke und neue „Filmszenen“. Das Besondere daran: Er nimmt sich bekannte Filmmomente vor und macht daraus etwas Neues.Außerdem interessieren ihn Naturthemen. Ein Vorbild hier: der britische Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy.

Die Wechselwirkung zwischen Form und Raum bestimmt viele der abstrakten Arbeiten des 1964 geborenen Künstlers Manfred Walter, der als Autodidakt zur Malerei gefunden hat. Dazu gehört auch eine verfremdende Kombination von Fragmenten im Zusammenspiel mit geometrischen Großformaten.

„Gemalt habe ich immer schon“, sagt der gelernte Programmierer, der seinen Hauptberuf inzwischen in Teilzeit ausübt, um mehr Zeit für die Kunst zu haben. Stilprägende Einflüsse erhielt Manfred Walter von der Wiener Schule des Phantastischen Realismus aber auch durch den britischen Künstler Andy Goldsworthy. René Magritte, H.R. Giger und Jackson Pollock zählen ebenfalls zu seinen Inspirationsquellen, wie er sagt.

Verfremdete Farben

Die Figuration und das Erzählerische spielen bei Manfred Walter ebenso eine Rolle wie bei den „Phantastischen Realisten“, allerdings geht er schnell andere Wege und modifiziert seine Arbeiten durch die verfremdete Farbgebung und die zum Abstrakten hin gesteigerte Form. Auch bei den erzählerischen Elementen spielt er mit den Bezügen zur wahrnehmbaren Wirklichkeit.

Der Brite Andy Goldsworthy ist ein wichtiger Ideengeber für Walters Arbeiten, die sich Naturthemen widmen. „Er hat mich sehr inspiriert, vor allem im Hinblick auf die Räumlichkeit“, erzählt der Maler. „Ich bin auch ein Genauer, ich male immer im Detail, aber es fasziniert mich auch die Räumlichkeit, das Hineinsehen, und dabei täusche ich das Auge auch gern.“ Dabei spielt er mit Wahrnehmungsmustern. „Wir haben eine Auge-Hirn-Kombination. Wenn wir gelernt haben, dass etwas plastisch ist, erleben wir das auch so. Das finde ich faszinierend. Dazu tritt dann die Struktur, das Feine. Und die Kombination aus beidem fesselt mich.“

Von Andy Goldsworthy inspiriert: Manfred Walters Arbeit „Blue Stoneline“, die jetzt in Homburg zu sehen ist.
Von Andy Goldsworthy inspiriert: Manfred Walters Arbeit »Blue Stoneline«, die jetzt in Homburg zu sehen ist.

Viele von Manfred Walters Arbeiten setzen sich mit Formen wie Spirale und Kreis auseinander. „Das steht für Anfang und Ende, Leben und Tod. Der Kreis ist auch eine uralte Form, die Sonne und der Mond sind uralte Kreisformen, Symbole und Repräsentanten.“ Exemplarisch dafür steht Manfred Walters Arbeit „Bricks“. Kreisförmig angeordnete fliesenartige Steine ziehen hier in einer unmerklichen Spirale den Betrachter mit einer sogartigen Wirkung immer tiefer in das Bild hinein, das in unendliche Tiefen zu führen scheint. Die fast schon rosafarbene Tönung der Steine auf dem Bild ist eine Überraschung.

Abstrakte Geometrie

Im Mittelpunkt steht die Spirale in räumlichen Dimensionen in „A Taste of Nautilus“. Unklar bleibt, ob hier eine organische oder eine anorganische Form zugrunde liegt, eine Ungewissheit, mit deren Wahrnehmung der Künstler spielt. Windet sich hier eine Schlange oder blickt aus diesen Steinformationen ein Auge dem Betrachter schläfrig entgegen? Abstrakte Geometrie und Naturform begegnen sich in diesem Bild in einer frappierenden Synthese, die Farbgebung verstärkt die Tiefenperspektive. Diese Art und Weise der Kombination ist Manfred Walters künstlerische Handschrift. Sie zeigt sich auch in „Blue Stoneline“, in dem sich ein steinerner Schlangenkörper über einen marmorn geäderten anthrazitfarbenen Untergrund schlängelt. Brüchig wirkt er durch die vielen Risse, die ihn wie aus unzähligen Fragmenten zusammengesetzt wirken lassen, irgendwie surreal. Doch seine Wölbung lässt geballte Kraft und Dynamik erahnen.

Surreale Szenen

Eine stärkere Abstraktion weisen Arbeiten wie „Amporph III“ oder „Braided Bars“ auf. In „Amporph III“ öffnet sich ein dunkelrotes organisches Material in unbestimmbare Tiefen und verliert sich darin, in „Braided Bars“ tritt ein Geflecht fahlheller spiralförmiger Linien, die sich zu einer durchsichtigen Kugelgestalt formieren, aus einem dunkel-unendlichen Hintergrund hervor, die Arbeit lässt spontan an kosmische Bezüge denken.

Eine neuere Serie von Bildern greift Szenen aus bekannten Filmen auf. Hier werden die Einflüsse von H.R. Giger spürbar, dem Schweizer Künstler, der auch für Filme wie „Alien“ tätig war. Surreal in einem Stil, der fast schon an Salvador Dalí gemahnt, wirken die Filmszenen aus „Mary Poppins“, in der Männer mit winzigen Regenschirmen über Schornsteine tanzen. Auch unvergessene Szenen wie ein Pistolenduell auf verdörrter Erde aus dem Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone finden sich in diesem Panorama, Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ und ein sich in kosmisch-geheimnisvolle Tiefen öffnender „Weg“, den ein Kind mutig beschreitet, runden den Ausflug in die Welt des Films ab.

Die Ausstellung

„Manfred Walter: Malerei“,“bis 21. Juni, Galerie Beck, Homburg, Am Schwedenhof 4. Dienstags bis freitags 11 bis 18 Uhr, und nach Vereinbarung unter Telefon 06848 701190.

Manfred Walter
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