Zweibrücken Spielend durchs Leben

Ein interessantes Hobby, ein interessanter Lebensentwurf, ein ungewöhnlich langer Weg zur Arbeit – das Leben des Zweibrückers Volker Parvu ist mit Leben gefüllt. Dafür sorgen seine Familie, Haustiere, die Arbeit als Leiter der Geschäftsstelle einer medizinischen Vereinigung in Berlin und sein Steckenpferd: außergewöhnliche Brettspiele.

Rund 200 Gesellschaftsspiele befinden sich in Parvus Sammlung. Das älteste, „Flucht vom Todesstern“, stammt aus dem Jahr 1977. Der Zweibrücker, Jahrgang 1969, mag außergewöhnliche Spiele. „Das sind solche, die von der Aufmachung her schön sind, etwa aus Holz und nicht aus Plastik, und vom Prinzip her müssen sie tricky sein“, erzählt Parvu. Sein Kleinod sind „Die drei Gebote“. Bei diesem Spiel sind die Regeln unbekannt, der Spieler muss sie sich erschließen, indem er drei Steine neu anordnet und danach erfährt, ob die Anordnung möglich ist oder nicht. „Das ist absolut genial, man muss genau beobachten.“ Seine Lieblingsspiele sind aktuell die Rollenspiele „Talisman“ und „Savage World“, bei denen man nicht gegeneinander, sondern miteinander spielt. Solche außergewöhnlichen Spiele findet der Familienvater nicht in Läden, sondern bestellt sie direkt bei den Verlagen oder entdeckt sie bei Spielemessen. „In den Geschäften findet man nur die üblichen Verdächtigen“, sagt Parvu, der sich vorstellen könnte, in Zweibrücken einen Spieleladen zu betreiben. „Das würde mir tierisch Spaß machen, aber ich habe gesehen, wie das endet. In Ulm gab es einen Laden, bei dem ich nie raus bin, ohne viel Geld zu lassen. Aber die meisten haben sich zwei Stunden die Spiele erklären lassen und dann im Internet bestellt. Jetzt ist der Laden zu“, berichtet er. Er lässt die Zweibrücker jedoch auf andere Weise an seiner Leidenschaft teilhaben: Einmal im Monat kommt er mit einer Auswahl ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus, erklärt die Spiele, die die Besucher auch gleich ausprobieren können. Trotz seiner Leidenschaft für Spiele: Ehefrau Brigitte und die Kinder Jan (14) und Rena (zwölf) haben für den Familienmenschen Parvu Vorrang. Das fällt auch im Wohn- und Esszimmer der Familie auf, in dessen Mittelpunkt ein riesiger Tisch steht. Dort reden, spielen, erzählen, essen und leben die Vier. Einen Fernseher braucht es dort nicht, da Frau und Kinder ebenfalls Spaß an den Spielen haben. Rena bastelt sogar Papierschachteln für die Spielkarten. „An dem Tisch sitze ich auch meist, wenn ich arbeite. Dann bin ich trotzdem bei der Familie“, erzählt Parvu. Zur Familie gehören auch zwei Katzen und ein Hund. Zu Hause arbeitet Parvu immer freitags; von Montagnachmittag bis Donnerstag ist er in seinem Büro in Berlin. Montagmorgens macht er sich im Zug auf den Weg in Hauptstadt, donnerstagabends geht’s zurück. „Das Auto ist mir zu stressig, Flüge zu teuer und ökologisch eine Katastrophe. Außerdem kann ich im Zug noch arbeiten“, nennt Parvu die Vorzüge der Bahn. 2010 wurde die Geschäftsstelle der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), ein Zusammenschluss von Fachgesellschaften zur Förderung der Intensivmedizin, von der Homburger Uniklinik nach Berlin verlegt. „Wir sind Hals über Kopf dorthin gezogen, aber den Kindern hat es gar nicht gefallen“, erzählt Parvu. Nach knapp vier Monaten kehrte die Familie nach Zweibrücken zurück, der Papa pendelt seither. Zwölf Jahre verbrachte der gelernte Krankenpfleger in Ulm, wo er im Bundeswehrkrankenhaus arbeitete und seine Frau kennenlernte. 2003 zog er mit ihr und Sohn Jan wieder in die Heimat, hatte zwischenzeitlich sein Abitur nachgeholt und studierte an der Fachhochschule Angewandte Informatik. Dazu war ein Vorpraktikum nötig, das er an der Uniklinik in Homburg machte. Dort verbrachte er auch sein Praxissemester und schrieb seine Diplomarbeit. „Ich war Bindeglied zwischen Pflege und IT und half, die Lehre in der Inneren Medizin zu organisieren“, erzählt er. Dieses Organisationstalent gefiel offenbar seinem Professor, denn als sich die Divi 2008 neu gründete, „sagte er zu mir: ,Gehen Sie mit.’ Also bin ich mitgegangen und habe immer brav die Protokolle geschrieben“, erinnert sich Parvu. Da er sich somit bestens auskannte, fragte ihn sein Professor, ob er nicht nebenher die Geschäftsstelle organisieren könnte. Irgendwann wurde eine permanente Besetzung notwendig. „Und so wurde ich der Leiter“, sagt Parvu. Wenn er zwischen Beruf, Familie und Spielen Zeit findet, widmet er sich dem Haus, an dem es immer was zu tun gibt. Das Wohnzimmer und das tolle Baumhaus zeigen, dass mancher Informatiker nicht nur mit Nullen und Einsen, sondern auch mit Holz und Werkzeug umgehen kann.

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