Zweibrücken Klimadiskussion „Energievision“ im Helmholtz-Gymnasium

Stefan Paul und Björn Wiele (v.l.) vor Schülern der Oberstufe des Helmholtz-Gymnasiums.
Stefan Paul und Björn Wiele (v.l.) vor Schülern der Oberstufe des Helmholtz-Gymnasiums.

Wie wollen wir in Zukunft leben? Schüler des Helmholtz-Gymnasiums diskutierten mit einem Politikwissenschaftler über Wege in ein klimaneutrales Deutschland.

Selbstfahrende Elektroautos rollen auf solarmodulgesäumten Straßen durch blitzsaubere Innenstädte voller Fahrradstellplätze und Ladestationen. Hochhäuser und Fabriken beziehen ihre Energie aus Wärmepumpen und unterirdischen Wasserstoffdepots. Diese Szenen aus einem animierten Kurzfilm, den Björn Wiele am Mittwoch in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums vorführte, sollen einen Ausblick ins Deutschland im Jahre 2045 geben, wenn das Land sich von fossilen Energieträgern verabschiedet hat und komplett klimaneutral wirtschaftet. So wie es das Klimaschutzgesetz vorsieht. Wiele, Politikwissenschaftler aus Hamburg, besucht im Auftrag des Vereins Multivision Schulen im Bundesgebiet, um die Schüler zum Nachdenken über Wege zur Energiewende zu bewegen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels soll in Deutschland bis 2045 der Ausstoß von Treibhausgasen nahezu auf Null reduziert werden. Aber ist das überhaupt möglich – und wie soll das funktionieren?

Zusammen mit Stefan Paul, Mitbegründer der Zweibrücker Klimaschutzvereinigung ZW-vernetzt und Vorstandsmitglied des Bürger-Energiegenossenschaft, diskutierte Wiele mit Mittel- und Oberstufenschülern des Helmholtz-Gymnasiums und der Berufsbildenden Schule.

Nach der Filmvorführung kritisierte eine Schülerin, dass die eben gezeigte Animation eine sehr heile Welt zeige, in der Fragen etwa zum künftigen Umgang mit Müll oder zum Tierschutz ausgeblendet blieben. Ganz zu schweigen von Kriegen, die es sicherlich auch in Zukunft gibt. Ein Schüler erkundigte sich, wie man Treibhausgase dereinst mithilfe von Atomkraft vermeiden könnte. „Das kann kein Thema mehr sein“, erwiderte Björn Wiele, „weil Deutschland ja bekanntlich aus der Atomkraft ausgestiegen ist.“

„Auf meiner Tour durch Deutschland stelle ich häufig fest, dass es unter Schülern Widerstände gegen das Thema E-Mobilität gibt“, sagte Wiele zur RHEINPFALZ. Die jungen Leute sorgten sich um die deutsche Autoindustrie und argumentierten damit, dass Rohstoffe für klimaneutrale Energiegewinnung per Kinderarbeit aus der Erde gefördert würden. „Das stimmt“, sagt der Politikwissenschaftler: „Aber mit vielen traditionellen Rohstoffen ist das doch ganz genauso. Außerdem gibt es einen gewaltigen Unterschied zum Öl: Das ist nur noch 50 bis 60 Jahre verfügbar, dann ist es alle. Und zur Energiegewinnung wird Öl verbrannt – und dann ist es weg. Im Gegensatz dazu werden die Rohstoff für klimaneutrale Energiegewinnung nicht ver-, sondern gebraucht. Sie lassen sich immer wieder recyceln, müssen also nur ein einziges Mal aus dem Boden gewonnen werden.“

x