Zweibrücken Jack’s Bier Ensemble: Jubiläum am Tapeziertisch

Bei Schlachters geht’s rund. Von links nach rechts: Opa Karl (Thomas Schmidt), Käthe Schlamm (Sandy Nagel), „Rapper“ Sigi Schlac
Bei Schlachters geht’s rund. Von links nach rechts: Opa Karl (Thomas Schmidt), Käthe Schlamm (Sandy Nagel), »Rapper« Sigi Schlachter (Stefan Wirth) und Helga Schlachter (Martina Stegner-Legner).

Seit 2020 hatte man nichts mehr von der Schauspieltruppe gehört. Im Januar 2024 kehrt Jack’s Bier Ensemble auf die Bühne zurück. Und feiert Geburtstag.

Die Schlachters sind am Tapezieren. Zwischen Kleister und Metermaß wird bei den Eheleuten Willi und Helga die Stimmung zunehmend gereizter, gerät der Hausfrieden in Schieflage. Hört sich irgendwie bekannt an: einerseits, weil man selbst zuhause mit seinen Lieben ja auch schon mal tapeziert hat, und andererseits, weil diese Bühnenkomödie bereits in der Saison 1993/94 erstmals auf dem Spielplan von Jack’s Bier Ensemble gestanden hatte.

„Mit dem Stück ,Bei Schlachters geht’s rund’ hatte bei uns vor 30 Jahren alles angefangen“, denkt Ralf Gober, den sie alle nur Jack nennen, an die Geburtsstunde der kultigen Zweibrücker Laienschauspieltruppe zurück. Es begab sich Ende 1992, eines feuchten Abends mit Kumpels beim Bier im Beisl. „Ein Arbeitskollege war damals dabei, der hatte das Manuskript des Stücks in der Tasche“, sagt Gober. Jener Kollege war seinerseits Mitglied einer Hobbyschauspielgruppe. Und die übte jene bizarre Schlachter-Story für Aufführungen im Raum Kaiserslautern ein. „Was die können, können wir auch“, lautete die Devise: Spontan beschlossen Gober und seine Freunde, sich kurzerhand selbst ins Komödienfach zu wagen. Sie nannten sich Jack’s Bier Ensemble, und der unfreiwillige Namenspatron William Shakespeare hat sich seither noch nie beschwert.

„Wie im Amphitheater“

In jenen Anfangstagen musste auch in Zweibrücken der „Schlachter“-Stoff herhalten. Mit dem traf man sich bald zu ersten Übungseinheiten in privaten Wohnzimmern. Spätere Proben fanden im Erdgeschoss im Gasthaus Sutter statt – und auch die Uraufführung. „Dort war Platz für 100 Leute; die Zuschauersitze haben wir kreisförmig aufgestellt. Wie im Amphitheater“, erzählt Jack. Oder eben auch ein bisschen wie einst in Shakespeares Globe Theatre. Weitere Vorstellungen der Premierensaison gingen im Ixheimer „Roten Ochsen“ und im Dorfgemeinschaftshaus Battweiler über die Bühne – und das schon vor ausverkauften Häusern.

Über all die Jahre haben Gober und seine Spießgesellen 24 Stücke aufgeführt. Als bewährte Darstellerin ist auch beim Jubiläum wieder Martina Stegner-Legner dabei, deren Ehemann Dominik Legner seit Langem für die Gestaltung der Bühnenbilder und die Regie verantwortlich zeichnet. Zum 30. Geburtstag hat Jack’s Bier Ensemble den Erstling „Bei Schlachters geht’s rund“ wieder hervorgekramt. Eigens dafür kehren mehrere Schauspiel-Veteranen der ersten Stunde nach längerer Abwesenheit ins Ensemble zurück. „Die Zuschauer werden feststellen können, dass wir uns ein bisschen weiterentwickelt haben“, deutet Ralf Gober an: 1993, damals im Anfängermodus, hatte die Truppe die Manuskriptvorlage der bayerischen Autorin noch wortgetreu auf die Bühne übertragen. Mit zunehmender Erfahrung traute man sich später immer mehr, die Drehbücher nach eigenen Ideen zu verändern und den Inhalt auf typisch Zweibrücker Verhältnisse umzumodeln. Dieser Kniff ist es, der Jack’s Bier Ensemble heute so beliebt und einzigartig macht.

Auch hier hat Corona zugeschlagen

Mehrere Jahre sind verstrichen, seit man die Hobbytruppe zum vorerst letzten Mal auf der Bühne bewundern konnte. „2020 mussten wir mehrere Auftritte, die schon fix und fertig einstudiert waren, wegen der Pandemie abblasen“, sagt Gober. „Jetzt hatten wir schon ein bisschen Angst, ob wir nach Corona wieder richtig reinkommen würden.“

Mit einer Spätfolge der Pandemie muss das Bier-Ensemble aber immer noch klarkommen. „Früher hatten wir für unsere Aufführungen einen Licht- und einen Tontechniker gemietet“, erzählt Jack. „Aber das ist seit Corona unglaublich teuer geworden. Das sind Mehrkosten, die wir nicht auf die Eintrittspreise draufschlagen können. Oder wer bezahlt schon 40 Euro für Laientheater?“ Die Lösung: Indem das Ensemble im Januar 2024 seine fünf „Schlachter“-Inszenierungen in der Aula des Hofenfels-Gymnasiums aufführt, kann es auf die dort ohnehin vorhandene Beschallung und Bühnenbeleuchtung zurückgreifen.

Eingetragener Verein

Bis dahin wird allwöchentlich im ehemaligen Gasthaus „Zur Linde“ in Niederauerbach fleißig geprobt. Jack’s Bier Ensemble hat sich dort eingemietet, kann seine Kulissen dauerhaft aufgebaut stehenlassen. Dass der Proberaum zudem immer noch eine echte Kneipentheke zu bieten hat, schadet sowieso nicht.

Ralf Gober ist der einzige Akteur, der von Anfang an ohne Unterbrechung bei sämtlichen Aufführungen mitgespielt hat. „Insgesamt dürften es 30 bis 40 Leute gewesen sein, die bei uns in all den Jahren mal dabei waren.“ Dauerbrenner im Team seit Gründungstagen sind zudem die beiden Souffleusen Christine Gober und Andrea Schwartz. Seit den späten 1990er-Jahren ist Jack’s Bier Ensemble als eingetragener Verein organisiert. „Komplett mit Satzung und Kasse, in die alle Einnahmen fließen“, erklärt der Chef der Truppe. „Sollten wir den Verein eines Tages mal auflösen, haben wir festgelegt, dass das restliche Geld einem sozialen Zweck zugeführt wird.“

Aber bis das passiert, geht es hier in den kommenden Jahren sicherlich noch ganz oft rund. Nicht nur bei den Schlachters.

Aufführungen

Jack’s Bier Ensemble führt seine Komödie „Bei Schlachters geht’s rund“ im Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium auf. Die Termine: freitags und samstags 12. und 13. Januar sowie 19. und 20. Januar 2024 (jeweils 20 Uhr) und Sonntag, 14. Januar (17 Uhr).
Eintritt: 14 Euro. Vorverkauf: Tabak Bayer, Mühlstraße 1, in Zweibrücken

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