Zweibrücken Farbige, leicht eingetrübte Tonleitern

Pianistin Carolin Danner skizzierte mit ihrem facettenreichen Anschlag lautmalerisch behutsam oder kraftvoll jedes Tröpfchen Was
Pianistin Carolin Danner skizzierte mit ihrem facettenreichen Anschlag lautmalerisch behutsam oder kraftvoll jedes Tröpfchen Wasser.

Einen zauberhaften Streifzug durch die musikalische Welt des Fin de siècle unter dem Motto „Jeux d’eau – Wasserspiele“ unternahm am Sonntagabend Pianistin Carolin Danner. Auf Einladung der Mozartgesellschaft spielte sie im Wintergarten der Festhalle vor etwa 80 Besuchern Werke von Gabriel Fauré, Franz Liszt, Claude Debussy, Maurice Ravel und Sergej Rachmaninow. Mit dem Wasser setzten sich viele Komponisten auseinander, unter anderem der Franzose Claude Debussy (1862-1918). In seinen „Images“ greift „Reflets dans l’eau“ dieses Element auf, das im reflektierten und doch so frischen Spiel von Carolin Danner lebendig wurde. Helle, selbstvergessen vor sich hintreibende Akkorde fanden sich nahezu unmerklich zu einem wiederkehrenden Motiv zusammen. Lautmalerisch skizzierte die Pianistin mit ihrem facettenreichen Anschlag behutsam oder kraftvoll nuanciert jedes noch so feine Tröpfchen. Wasserspiele in ihren unterschiedlichsten Erscheinungsformen ließ sie so in einem atmosphärisch dichten Spiel vor dem inneren Auge ihrer Zuhörer entstehen. Mal träumerisch, mal neckisch verspielt und umtriebig. Farbige, leicht eingetrübte Tonleitern, die an Pentatonik erinnerten, prägten die „Hommage à Rameau“. Wie aus einer fernen Zeit schienen diese Klänge zu kommen, bei denen ein kurzes helles Motiv über dunklen Klangflächen schwebte. Ein Motiv im Stufengang setzte einen neuen Impuls. Immer inniger und eindringlicher vertiefte sich die Pianistin in die gedankenverloren vor sich hintreibenden Akkorde mit ihren hellen, warmen und doch wie von einem Schatten überhauchten Klängen, die in ihrer eigenen Welt kreisten. Ein kurzes, hämmerndes Motiv ließ das Bild mutwillig vor sich hinsprudelnden Wassers synästhetisch in der Vorstellung der Zuhörer entstehen. Lebhafte Wasserspritzer kristallisierten sich in markantem Anschlag aus dem immer schneller plätschernden Fluss heraus, wurden kraftvoller und ebbten wieder ab. Wie eine Geschichte aus längst vergangener Zeit wirkte auch Debussys „La cathédrale engloutie“ nach einer alten bretonischen Legende um die im Meer versunkene Stadt Ys. Klänge wie aus einer anderen Welt standen hier für sich, perlten leise in einem unmerklichen Crescendo im selbstvergessenen Spiel von Carolin Danner. Sehr malerisch ließ die Pianistin dann ein dumpfes Grollen aus der Tiefe voll unbewusster Spannung in einer sehr feinfühligen, hochkomplexen Gestaltung aufsteigen, das sich zunehmend wieder in unbestimmbaren Akkorden und sich sphärisch auflösenden Harmonien verlor. Farbig und erfrischend präsentierten sich dagegen die „Jeux d’eau“ von Maurice Ravel (1875-1937), die Danner in bezaubernd mutwilligen Klängen gestaltete. Eine ganz andere Klangwelt stellte die Pianistin in den Etudes-tableaux von Sergej Rachmaninow (1873-1943) vor. Die erste dieser drei Tondichtungen, Opus 33 Nr. 2 in C-Dur, zeichnete im kristallinen Spiel Danners das Funkeln und Glitzern von Fontänen nach, während die Pianistin in Opus 39 Nr. 2 in g-Moll eine unirdische Klangmagie entfaltete. Über einem Pendelgangmotiv hob sich in hell glitzernden Tönen perlend leise ein Thema hervor, das sich in einen unmerklichen Fluss wie aus einer anderen Welt auflöste. Markant und kraftvoll gestaltete Danner das Thema von Opus 39 Nr. 5 in es-Moll. In dem steten Fluss bezauberte ihr plastisch konturiertes Spiel, das sich nie in Beliebigkeiten verlor. Mit den „Jeux d’eau à la villa d’Este“ aus den „Années de Pélerinage“ von Franz Liszt (1811-1886) stellte die junge Pianistin auch hochvirtuose Stilsicherheit in einem der Bravourwerke der Romantik überzeugend unter Beweis.

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