Zweibrücken Ergreifende Gesänge über einen gütigen, freundlichen Herrn

Wo hält man sich am besten bei 36 Grad im Schatten auf? In einer großen Kirche alter Bauart natürlich. Das war sicherlich nicht der einzige Grund, warum am Pfingstmontag rund 400 Musikfreunde den Weg in die Zweibrücker Alexanderskirche fanden.

Vielmehr war es die Erwartung eines Konzerts, an dem mehr als 120 Akteure beteiligt waren. Unter dem Titel „himmelhoch jauchzend“ gastierten die Pfälzische Singgemeinde – der Oratorienchor der Landeskirche – mit dem Barockorchester L’arpa festante und vier Gesangssolisten in der Rosenstadt. Auf dem Programm stand Chorliteratur des Barock. Gemäß ihrer programmatischen Ausrichtung hörte man eher unbekannte Stücke. Zum Auftakt dirigierte Chorleiter Jochen Steuerwald „Gott fähret auf mit Jauchzen“, eine Kantate zu Christi Himmelfahrt, komponiert von Gottfried August Homilius (1714-1785). Stimmgewaltig begann der Chor mit dem Psalm 47. Darauf ein Rezitativ, gesungen von der Sopranistin Vera Steuerwald. Die Arie interpretierte Altistin Margot Oitzinger und schilderte dabei das Lob der Engel. Das zweite Rezitativ, das das Volk Jesu als glücklich preist, wurde von Gotthold Schwarz mit Bassstimme gesungen. Am Ende sang wieder der große Chor mit rund 100 Mitgliedern, der mit einem eindrucksvollen Choral den Schluss der Kantate vorstellte. Das Prinzip des Wechsels zwischen Chor und Solisten, Arien und Rezitativen war auch im zweiten Stück, ebenfalls von Bachschüler Homilius, ein wichtiges Merkmal. Passend zum Pfingstfest erklang das ergreifende „Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet“, bei dem erstmals Tenor Rüdiger Linn vor das Publikum trat. Das Hauptwerk des Abends stammte von Carl Phillip Emanuel Bach (1714-1788), dem berühmtesten Sohn Johann Sebastian Bachs. 1785 komponierte der 72-Jährige die „Dank-Hymne der Freundschaft“ in Hamburg, wahrscheinlich aus Anlass des Geburtstags einer ungenannten Persönlichkeit. Die Kantate besteht aus zwei in sich abgeschlossenen Teilen, deren erster eine Lobhymne auf den allmächtigen Gott und die Schöpfung darstellt. Erst im deutlich kürzeren zweiten Teil wird der Geburtstag – wenn auch indirekt – angesprochen, um im Schlusschor wieder in das Schöpfungslob einzustimmen, endend mit den Worten „Schön ist Gottes Welt“. Die Dank-Hymne gehört zu den modernsten Vokalwerken Bachs und weist bereits deutlich in Richtung der großen Oratorien Joseph Haydns. In der Interpretation der kongenial agierenden Teilnehmer in der Zweibrücker Alexanderskirche durfte man ein variantenreiches Lob auf Gottes Taten hören. „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich“, mit diesen Worten aus dem Psalm 136 eröffnete der Chor die Kantate und setzte gleichzeitig das Thema fest. Die folgenden großen Herausforderungen – die lange Rezitative und komplexe Arien – meisterten die vier Solisten ohne Fehl und Tadel. Ihnen zuzuhören war ein Genuss. Dabei half ihnen sicherlich die Erfahrung im kirchenmusikalischen Fach, die Vera Steuerwald, Margot Oitzinger, Rüdiger Linn und Gotthold Schwarz gleichermaßen gesammelt haben. Am Ende gab es viel Applaus für eine herausragende Leistung aller Beteiligten, die Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald harmonisch und wohlklingend zusammenbrachte. Und ein würdiges Geschenk für die beiden Geburtstagskinder. Denn der jährt sich bei Gottfried August Homilius und bei Carl Phillip Emanuel Bach in diesem Jahr zum 300. Mal.

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