Zweibrücken Die Helden sind im Widerstand

Chefärztin und Romanautorin: Monika Vogelgesang.
Chefärztin und Romanautorin: Monika Vogelgesang.

Sie hat einen Wikipedia-Eintrag, der sie als „deutsche Psychiaterin, Chef- und Schriftstellerärztin“ ausweist. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek sind die Bücher aufgeführt, die der Pabst-Verlag von ihr veröffentlicht hat. Es sind Sachbücher über Psychotherapie – und drei Romane. Im Café trinkt Monika Vogelgesang einen Pfefferminztee, während sie über ihre Arbeit und ihr Schreiben spricht.

Die gebürtige Zweibrückerin (Jahrgang 1960) hat eine besondere Beziehung zur Balearen-Insel Mallorca. Hier verbringt sie mit ihrer Familie oft den Urlaub, hier hat sie die Ideen für ihre Bücher entwickelt. „Das erste Kapitel meines ersten Romans habe ich komplett auf Mallorca geschrieben“, erzählt die Autorin. „Morgengrau“ sind die 356 Seiten betitelt, die 2012 erschienen sind. Monika Vogelgesang mischt darin die Elemente Science-Fiction und Thriller, sie beschäftigt sich aber auch mit dem Problem der zunehmend überalterten Gesellschaft. Der Roman spielt in den 2030er Jahren, die Heldin ist eine junge Ärztin, die einer unglaublichen Geschichte auf die Spur kommt. Eine totalitäre Organisation, die „Neuen Menschen“, will die politischen Strukturen unterwandern, um die Macht der Jüngeren durchzusetzen. Dazu soll älteren Menschen das Wahlrecht aberkannt werden, auch ist geplant, sie teilweise von der Gesundheitsversorgung auszuschließen. Aber es gibt eine Gruppe von Menschen, die sich dagegen wehrt. In ihrem zweiten, teilweise satirisch angelegten, Roman „Guter Rat ist teuer“, der 2015 erschien, geht es um einen aalglatten und zutiefst unwahrhaftigen Unternehmensberater, der nur auf den eigenen Vorteil aus ist und Unternehmensleitungen die gewünschten Gründe dafür liefert, radikale Sparmaßnahmen in ihren Betrieben durchzuführen. Der Page-Turner „Sterben für das Leben“ (2017) schließlich hat die Krankenmorde im Dritten Reich zum Thema. Dabei geht es insbesondere um den mutigen Widerstand von Menschen, die heute vergessen und nicht in die Geschichtsbücher eingegangen sind. Sie macht es sich mit ihren Stoffen also nicht einfach, die Chefärztin der Median-Klinik Münchwies (bei Neunkirchen). Ihre Romane sind zwar durchweg spannend geschrieben, aber seichte Unterhaltungsromane sind nicht ihre Sache. Als „Vielleserin“ habe sie ein Gespür für gute Literatur entwickelt, wolle diesen Anspruch auch als Schreiberin erfüllen. „Mich interessiert, wie Menschen mit Macht umgehen, welche Charaktere Macht missbrauchen und in welchen Strukturen sich totalitäre Systeme entwickeln. Die Helden meiner Geschichten sind Personen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten Widerstand gegen diese totalitären Strukturen ausüben. Das gibt meinen Büchern letztendlich eine hoffnungsvolle Komponente“, sagt sie. Dass sie als Psychiaterin die menschlichen Beweg- und Abgründe in all ihren Ausprägungen und Tiefen kennt, kommt ihr beim Ausdenken ihrer Geschichten und Charaktere natürlich zugute. Die handelnden Personen werden von ihr bis ins kleinste Detail konstruiert. „Ich weiß viel mehr von ihnen, als im Buch steht“, erklärt sie. Zu ihren schönsten Kindheitserinnerungen gehören die von ihrem Vater selbst erfundenen und erzählten Geschichten. Ihr Großvater, so heißt es, habe ein Buch über Heilkräuter geschrieben. Dass da über Generationen das Interesse am Schreiben und Erzählen abgefärbt hat, will Monika Vogelgesang nicht ausschließen. Jedenfalls habe sie sich schon als Jugendliche Geschichten ausgedacht und sie aufgeschrieben. „Vor ewigen Zeiten“ sei auch eine in einer Anthologie eines Zweibrücker Verlags erschienen. Die Medizinerin, die bereits mit 16 Jahren am Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium ihr Abitur gemacht hat – Deutsch war selbstredend ein Leistungskurs – wollte eigentlich Archäologin werden und hat auch begonnen, diese Wissenschaft in Saarbrücken studieren. Da das Fach aber nicht ihren Erwartungen entsprach, ist sie zur Medizin gewechselt. Dort wurde die Psychiatrie ihre große Leidenschaft, wie sie sagt. Die Autorin läuft nicht permanent mit Notizblock und Stift rum, um Ideen festzuhalten und Charaktere auszuarbeiten. Wenn aber die Ideen entwickelt sind, dann nutzt sie in „Schreibphasen“ jede Gelegenheit dazu, ihre Geschichten weiter zu erzählen. „Ich lebe dann in meiner Geschichte und kann mich überall auf sie konzentrieren“, erzählt sie. Da sie nur wenig Freizeit habe, könne es sogar passieren, dass sie in einem Mustergartenhäuschen im Baumarkt Block und Bleistift zücken, während sich ihre Familie im Verkaufsbereich umschaue.

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