Der Sepp vom Hallplatz „Dess is alles noch garned so lang her“

74214809-0dee-4040-95fa-243ce38615be

„Es werd hald iwweral geschbard un manchmol werd uns dess alles noch als Verbesserung un kundefreindlich vekaafd. Kannsche dich noch an die Autoschalder vor de Kasse erinnere?“ Der Blick in die RHEINPFALZ hatte auf Veränderungen in der saarpfälzischen Kassenlandschaft hingewiesen: Wieder einmal werden Zweigstellen geschlossen. Da erinnerte man sich an eine Veranstaltung in der Zweibrücker Volkshochschule mit dem Kaiserslauterner Architektur-Professor und Städteplaner Albert Speer junior, der damals kritisiert hatte, dass die „Sparkassen-Architektur“ für die Filialen das Aussehen mancher Dörfer oft nicht zu Besten verändert habe. Und in den Städten werde selbst mit neuen Autoschaltern reine Zweckbauten geschaffen. Die Beispiele dazu kamen per Dia, heute auch nicht mehr die modernste Art der Vorführung.

Natürlich war es kundenfreundlich und modern zudem, als in der Münzstraße und in der Wassergasse die damalige Stadtsparkasse und Kreissparkasse ihren Kunden Autoschalter präsentieren konnten: „Du kannschd im Audo sidze bleiwe un grieschd dei Geld!“, lautete die Empfehlung für die Unsicheren. Auch die Volksbank an der Kaiserstraße bot einen Autoschalter an und in Niederauerbach und in Ernstweiler – „beim Hänische Ludde, gell“ – waren Autokunden auch zu sehen. Natürlich wurde das Angebot angenommen und ebenso froh war man über eine Filiale eines Geldinstituts im Dorf. Dann gab es noch häufig die „rollende Sparkasse“ mit denen auch größere Gemeinden zu regelmäßigen Zeiten angefahren wurden um die Leute mit Überweisungen und Abhebungen zu bedienen. Und die Kassenbediensteten wurden meist noch respektvoll „Bankbeamte“ genannt und nahmen oft noch Eintragungen im beliebten Sparbuch mit der Hand vor.

„Zeidungskaschde“ in Bus und Bahn

Dass einmal (fast) jeder einen Computer im Haus stehen hat, war noch in weiter Ferne. Die Computer eroberten sich nach und nach die Betriebe und die Mitarbeiter bei Dingler und Lanz, die man im weißen Kittler und nicht im „Blaumann“ antraf, waren diejenigen, die in speziellen Räumen vor riesigen geheimnisvollen „Kleiderschränken“ im Unternehmen wirkten. Von Tischgeräten wurde noch nicht gesprochen und drumherum war noch Schreibmaschinengeklapper. Was heute per Internet in Sekundenbruchteilen übermittelt wird, war in jenen Jahren noch eine Sache, die manchmal doch an die Nerven ging: Zeitungsleute verschickten tagesaktuelles Material mit Bahn und Bus! „Gehschd du an de Bus un holschd die Poschd?“ Das bedeutete, dass pünktlich der Bahnbus abgepasst werden musste, der Manuskripte aus der Homburger Redaktion des „Merkur“ brachte. Dann konnte es durchaus sein, dass man den Boten der RHEINPFALZ am Bahnhof antraf, der „de Zeidungskaschde“ zuverlässig zum Zug brachte, mit dem aktuellen Material für den nächsten Tag, das in der Produktionsstätte Kaiserslautern weiterbearbeitet wurde. Und heute? Sekundensache bei der Zeitungsherstellung, sofern der „Kollege Computer“ will und die richtige Taste gedrückt wurde.

„Wann had dann die Zweichschdell uff?“ – diese Frage erledigt sich, je mehr Zweigstellen geschlossen werden mit dem Hinweis auf die „Mitarbeit“ der Kassenkunden. Bei allen Veränderungen, die unser Computer-Zeitalter mit sich brachte, bleibt doch die Erinnerung an die „Schbarwudz“, die stets am Weltspartag von den Hausmeistern der Geldinstitute geleert wurde. Aber auch zwischendurch oft „geplündert“ wurde: Mit dem Messer in den Schlitz des Sparschweins und schräg halten! Dann reichte es fürs Central-Kino! Bei Münzen ging das und Scheine waren doch nie drin…

x