Zweibrücken Der Fluch des Elias

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Machtvolle Klänge von höchster Eindringlichkeit und Ausdruckskraft prägten die Interpretation des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) am Pfingstsonntag in der Alexanderskirche. Hier eröffneten die pfälzische Singgemeinde und die Kammerphilharmonie Mannheim zusammen mit den Solisten Markus Krause, Vera Steuerwald, Sandra Fechner und Andreas Weller unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald mit diesem Werk den evangelischen Landeskirchenmusiktag.

„Das ist zwar keine typische Pfingstkomposition,“ bestätigte Dirigent Jochen Steuerwald. „Aber diese große Verheißung von einer Wiederkehr, die der Schluss beinhaltet, das hat Mendelssohn bewusst offen gelassen. Damit ist das Werk universell. Mendelssohn hatte großes Interesse an religiösen Themen, und Glaubensunterschiede waren ihm nicht so wichtig, sondern die Tatsache des Glaubens an sich.“ „Elias“, komponiert als Auftragswerk für das Birmingham Musical Festival und dort im August 1846 uraufgeführt, war die letzte große Arbeit Mendelssohn-Bartholdys und stellt ohne eine vermittelnde Erzählerfigur den alttestamentarischen Propheten Elias in den Mittelpunkt: den charismatischen Führer, der gegen die altorientalischen Götter Baal und Astarte wie gegen König Ahab und Königin Isebel kämpft, aber auch den Menschen, der immer wieder seine Gedanken und Motivationen hinterfragt und in Zweifel zieht. Packende Dramatik voller Stringenz charakterisierte die Gestaltung dieses Oratoriums, das sich durch schnörkellose Unmittelbarkeit auszeichnet; für ausschmückende Koloraturen ist hier kein Platz. Nach dem Fluch des Elias, der eine Dürre auf die Heiden herab beschworen hatte, brach das Volk in höchste Erregung aus, von der Kammerphilharmonie Mannheim und der Pfälzischen Singgemeinde in packenden Klangfarbenkontrasten und spannungsreichen Tempi interpretiert. Jochen Steuerwalds Dirigat betonte besonders die Prozesshaftigkeit dieser Panik, die die schwankenden Stimmungen reflektierte. Von höchster Expressivität war auch die Erzählung der Witwe, die Elias um Hilfe für ihren toten Sohn anflehte. Dagegen setzte sich die Klangsprache des Elias, von Markus Krause ungemein nuancenreich und mit höchster Textausdeutung interpretiert, deutlich ab. Feierlich und kraftvoll, in ausgewogenem Klangbild, aber voll packendem Ausdruck, beschwor er die Machtprobe zwischen Jahwe und den Baal-Göttern. Dem wandelbaren, facettenreichen Bassbariton standen jedoch auch ironisch-provozierende Zwischentöne zur Verfügung, die durch instrumentale Kommentare noch unterstrichen wurden. Schnelle Tempi und spannungsgeladene, lautmalerisch ausschattierte Dramatik prägten seinen Aufruf, die Propheten Baals zu ergreifen. In klaren Konturen, sehr plastisch ausgeformt, ließen die pfälzische Singgemeinde und die sehr flexibel agierende, vibrierende Kammerphilharmonie Mannheim auch den Konflikt zwischen Elias und Königin Isebel in einem tönenden Relief lebendig werden. Sandra Fechners voller, geschmeidiger Alt stellte sich kraftvoll und markant Elias entgegen. Markus Krause stellte in seinem musikalischen Porträt immer wieder den komplexen Charakter des Protagonisten heraus. In Elias’ Arie „Es ist genug!“ zeichnete er zutiefst fesselnd seine innere Zerrissenheit nach, die vibrierenden gebrochenen Streicherakkorde betonten die Widersprüchlichkeit seiner Emotionen. In bestechend einheitlichem Klangbild beschrieb der Chor die apokalyptischen Bilder einer Naturkatastrophe, fand aber auch zu ruhiger Glaubenszuversicht. Die zart schwebende Stimme von Sopranistin Vera Steuerwald und der lyrische Tenor von Andreas Weller, die sich mit den anderen Solisten zu einem Schlussquartett voller Verheißung zusammenfanden, rundeten eine faszinierende und mitreißende Interpretation des romantischen Meisterwerkes ab.

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