Limburgerhof Große Frauen und kleine Tochter: Ty Le Blanc und Wesley G bringen gute Laune in Kulturkapelle

Ty Le Blanc und Wesley G haben den Auftritt vorher nicht groß geprobt. „Das geht alles übers Zuhören“, sagt Wesley G. „Wer zuhör
Ty Le Blanc und Wesley G haben den Auftritt vorher nicht groß geprobt. »Das geht alles übers Zuhören«, sagt Wesley G. »Wer zuhören kann – das ist das Beste.«

„Magic Moments“ haben in der Kulturkapelle Ty Le Blanc und Wesley G den Zuhörenden mit ihrem knapp dreistündigen Jazz- und Soul-Konzert beschert. Da wurde nicht nur mit strahlender Seele gesungen, sondern auch voll purer Lebensfreude gejammt.

Gute Laune steckt an. Vor allem, wenn sie so frisch und kindlich wirkt wie bei Wesley G. Da schrecken selbst die gefühlt tausend Knöpfe nicht, die der Gitarrist erst bedienen lernen musste. Auch die erkundet und bewältigt er mit der zupackenden Neugier eines Kindes. „Sogar nachts habe ich neben meiner Frau die Knöpfe gedrückt“, erzählt er lachend von seinen Versuchen, „die tausend Pedalen und hundert Druckknöpfe“ in den Griff zu bekommen. Ende gut, alles gut, es klappt beim Konzert. Und selbst wenn nicht – Wesley G ist um einen pfiffigen Spruch nie verlegen. Seit seinem sechsten Lebensjahr erhält sich der 67-Jährige seine immer wieder erfrischend neue Freude an der Musik. „Das ist wie im Sandkasten oder wie das erste Glas Nutella. Es macht immer Spaß.“

Das Improvisieren, eine der Grundlagen des Jazz, spielt da wohl auch eine Rolle. „Bei uns ist alles improvisiert“, sagt er. „Wir haben vorher noch nie so zusammengespielt. Das geht alles übers Zuhören. Wer zuhören kann – das ist das Beste.“

Und sie hören einander sehr gut zu, lassen sich viel Raum für die Entfaltung des eigenen Talents, gern mit Hilfe von Solo-Passagen. Gelebte Empathie und soziales Miteinander vom Feinsten – da kann man sich für den eigenen Alltag noch eine Scheibe abschneiden. Aus dem harmonischen Zweiklang wird gegen Ende des ersten Teils ein genauso harmonischer Dreiklang, als Trombone-Spieler Birt zum Song „Thrill is Gone“ dazustößt, passend gekleidet in einem T-Shirt mit seinem Instrument darauf.

Mein Leben, meine Freunde

Da stimmt einfach alles. Und das entwickelt Strahlkraft, auch bei den nächsten im Dreiklang gespielten Songs wie „Tennessee Whisky“, „Ain’t No Sunshine“ oder „Is’nt She Lovely“. Letzteres performt Sängerin Ty Le Blanc extra für ihre beim Konzert anwesende fünfjährige Tochter. Das Töchterchen darf bei einem weiteren Song auch auf die Bühne und selbst singen, wobei die Mama die Passagen performt, in denen von „You’re My Everything“, „I Get Lost in Your Eyes“ und „I Give It Up For You“ die Rede ist – eindeutig eine Hommage an die Tochter und an liebende Mütter.

Ty Le Blanc überzeugt durchgehend mit einer kraftvollen, facettenreichen, ausdrucksstarken Stimme inklusive großer Stimmrange, die die meist emotionalen Geschichten hinter den Liedern zum Leben erweckt. Dabei scheint aber immer wieder eine gewisse Zartheit durch, die den Gesang abrundet. Mit Amy Winehouses „Valerie“ und Aretha Franklins „Natural Woman“ kommen natürlich auch die berühmten Frauen der Genres zum Zug. Und weil Le Blanc dunkle Frauenstimmen liebt, darf auch Tracy Chapman nicht fehlen. „Ich liebe sie und Tina Turner. Das sind großartige Stimmen.“ Und sie liebte als kleines Mädchen Tina Turners Haare.

Ihre eigenen Kompositionen, die sie ebenfalls auf dem Konzert präsentiert, werden inspiriert durch „mein Leben, meine Freunde, die Welt“. Wie „Hard Times“, in welchem sie sich Gedanken über die aktuellen Krisen wie Pandemien, Kriege und die stetige Verteuerung des Lebens macht. „Manchmal brauche ich 20 Minuten für ein Lied, manchmal zwei Wochen. Ich muss inspiriert sein, dann geht es schnell.“

Nur für die Älteren?

Veranstalter Manfred Baier von „Denkanstöße aus Wissenschaft und Gesellschaft“ feiert mit dem Auftritt das Jubiläum von 25 Veranstaltungen seit der Gründung in Corona-Zeiten – und „wir verlassen heute das vertraute Terrain des kleinen Vortrages“. Was sich gelohnt hat, wie die volle Kirche und der anhaltende Applaus des Publikums beweisen. Nur einen Wermutstropfen gibt es: „Schade, dass die Jugend und das Mittelalter nicht zu unseren Veranstaltungen finden.“ Der „klassische Kulturbetrieb“ sei wohl nur für die Älteren interessant, bedauert er. „Die Jugend lebt in anderen Welten. Das ist eine Tatsachenbeschreibung, keine Wertung.“

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