Zweibrücken Da geht was im Rückspiel

91-81363855.jpg

HEILBRONN. Ein Wahnsinns-Spiel, so genau formulierte es Heilbronns Trainer Sascha Bernhardt auch, lieferten sich im Final-Hinspiel um den Titel des Eishockey-Regionalliga-Meisters Südwest gestern der EHC Heilbronn und der EHC Zweibrücken. Knapp 2200 Zuschauer sahen die Entscheidung in der Kolbenschmidt-Arena erst in der fünfminütigen Verlängerung fallen. Sven Breiter war der Siegtorschütze der Eisbären gegen nicht schlechtere Zweibrücker. 8:8 (2:2/5:2/1:4) stand es nach 60 Minuten.

„Es ist im Rückspiel am Ostersonntag noch alles drin. Bei mir überwiegen die positiven Eindrücke. Wer einen Vier-Tore-Rückstand wettmacht, der hat die Moral, auch den Titel zu gewinnen“, sagte Hornissen-Coach Martin Deßloch nach dem gestrigen Krimi. Dass Zweibrücken erst in der Verlängerung unterlag, bringt keinen Vorteil fürs Rückspiel. Am Sonntag muss ein Sieg her, der dann im Finalmodus Best of Three ein Entscheidungsspiel in Heilbronn eröffnen würde. Die letztlich spielentscheidende Szene rückte zum einzigen Mal die gut, weil konsequent pfeifenden Schiedsrichter Steffen Frölich und Thorsten Werner in den Blickpunkt. In der Verlängerung mit reduzierter Spielerzahl - 4:4 – agierend, bekam Zweibrücken eine Bankstrafe, weil ein Mann zu viel auf dem Eis war. Bei Heilbronner Überzahl kam der EHC in Puckbesitz, startete ein Break über Maximilian Dörr. Der Zweibrücker wurde von einem Eisbären regelwidrig festgehalten. Doch diesmal ahndeten die Unparteiischen das Foul nicht. Im unmittelbaren Gegenzug, vierte Minute der Nachspielzeit, kam Heilbronn durch Sven Breiter zum 9:8: Der Sieg und das 1:0 in den Play-offs. Die Bewertung von Heilbronns glücklichem Trainer Sascha Bernhardt ob der Halteaktion klang fair: „Das kann man sicher als Foul pfeifen. So gesehen waren wir heute der glückliche Sieger. Wir freuen uns aufs Rückspiel in Zweibrücken. Für genau solche Spiele liebt man das Eishockey.“ Das Spiel in der von 2177 Zuschauern besuchten Heilbronner Eishalle begann eine Viertelstunde verspätet. Das Eis musste nochmals aufbereitet werden, ehe die Qualität stimmte. Novum für die gut 300 mitgereisten Zweibrücker Fans: Vorm ersten Bully stimmte eine Sängerin die Nationalhymne an, die Nationalfahne wurde präsentiert. Für ein Regionalmeisterschaft ganz schön viel Etikette. Auf Zweibrücker Seite fehlte überraschend Tomas Vodicka. Laut Deßloch hatte sich der Stürmer am Samstag abgemeldet. Eine Grippe machte ihm einen Einsatz unmöglich. Die Heilbronner vermissten aber auch einen ihrer ganz Wichtigen: Topscorer Claudio Schreyer, schon sechsmal erfolgreich in den Play-offs, musste passen. Das Spiel begann aus Zweibrücker Perspektive optimal. Nach zwei Minute stand’s 1:0. Verteidiger Florian Wendland brachte so viel Druck hinter einen Schlagschuss, dass Heilbronns Keeper Kevin Yeingst die Scheibe nach vorne, in Richtung des super reagierenden EHC-Stürmers Ryan McDonald, abprallen lassen musste. McDonald lässt sich bei so was nicht bitten. Dann aber regulierte sich das Match in Richtung Erwartetem. Heilbronn übernahm Regie, lief gegen die offensichtlich eine Defensivtaktik bevorzugende Zweibrücker Mannschaft an. Das 1:1 war nahezu eine Kopie der Zweibrücker Führung, nur eben auf der andern Seite. Nach einem Schlagschuss, den diesmal EHC-Goalie Steven Teucke nicht „save“ machen konnte, staubte Patrick Luschenz ab. Die erneute Zweibrücker Führung durch Ryan McDonald in der zwölften Minute brach nicht wirklich die Heilbronner Dominanz in dieser Phase. Einen Konter über Lukas Srnka verwertete der US-Boy. Vier Minuten später verhinderte Sven Breiter aber eine als glücklich zu bezeichnende Gästeführung nach 20 Minuten. Aus dem Spiel heraus traf er zum 2:2 (16.). Im zweiten Drittel holten die technisch stärkeren, flüssiger spielenden Heilbronner Versäumtes nach. Auch, weil Steven Teucke mehrfach eine unglückliche Figur machte. Beim 5:4 durch Eisbär Igor Filobok (23.) machte Teucke die kurze Ecke auf. Heilbronns Schlussmann sah zwar nicht besser aus, etwa bei Michael Neumanns 3:4 (24.), dass noch nicht einmal ein Schüsschen war, aber das Konzept der Zweibrücker, eisern in den Abwehr zu stehen, ging durch die Unsicherheit des letzten Mannes, aber auch wiederholt seiner Vorderleute, nicht auf. Das war aber auch nur ein Grund, weshalb die Eisbären das Mitteldrittel 5:2 gegen die Hornissen gewannen. Zweibrücken spielte zehn Minuten in Unterzahl. Die konsequent pfeifenden Referees Steffen Frölich und Thorsten Werner ahndeten sechsmal kleine Fouls – Stockschlagen, unkorrekter Körpereinsatz, Ellenbogenschlag – der Zweibrücker. Heilbronn frequentierte in der Zeit nur einmal die Strafbank. Manuel Pfenning und Filobok straften die Zweibrücker Strafen durch Tore. Mit 4:7 ging es noch mal in die Kabinen. War’s das? Mitnichten. Heilbronn erhöhte durch John Kraiss auf 8:4. Und machte hernach den Fehler, den Vorsprung in den verbleibenden zwölf Minuten einfach verwalten zu wollen. Nicht mit den Hornissen. Die fuhren ihren Stachel aus, kamen innerhalb von drei Minuten (49. bis 51. Minute) durch Treffer von Lukas Srnka, Maximilian Dörr und Marc Lingenfelser auf 7:8 heran. Zwei Minuten vor dem regulären Ende krönten dann die beiden nominellen Verteidiger die Aufholjagd. Stephen Brüstle schickte Florian Wendland, der super cool Heilbronns Torhüter die Scheibe durch die Schoner schob. Das bedeutete die Verlängerung. So spielten Sie EHC Heilbronn: Yeingst - Verteidigung: Kollmar, Metz, Brendle, Schrimpf, Platz, Muth, Riedel – Angriff: Kreps, Filobok, Bernwald, Bätzold, Breiter, Pfenning, Kraiss, Brozicek, Luschenz, Becker, Keterling. EHC Zweibrücken: Teucke - Verteidigung: Hellmann, Essig, Brüstle, Hartfelder, Sefrin, Wendland, Voltz - Angriff: Lingenfelser, Dörr, Peters, Bachstein, Srnka, McDoland, Wolf, Neumann, Nunold, Machura. Tore: 0:1 McDonald (2.), 1:1 Luschenz (7.), 1:2 McDonald (12.), 2:2 Breiter (16.), 2:3 McDonald (23.), 3:3 Brozicek (23.), 3:4 Neumann (24.), 4:4 Pfenning (26.), 5:4 Filobok (32.), 6:4 Filobok (35.), 7:4 Pfenning (39.), 8:4 Kraiss (47.), 8:5 Srnka (49.), 8:6 Dörr (50.), 8:7 Lingenfelser (51.), 8:8 Wendland (58.), 9:8 Breiter (+ 4 Nachspielzeit) – Strafen: Heilbronn 6 Minuten - Zweibrücken 18 – Beste Spieler: Brozicek, Pfenning, Kraiss - McDonald, Wendland, Lingenfelser – Zuschauer: 2177 – Schiedsrichter: Frölich/Werner (Waldbronn).

x