Zweibrücken Bombe und Evakuierung: Um 12.45 Uhr ist der Spuk vorüber

Die Entschärfer vom Kampfmittelräumdienst. Von links Sven Rasehorn, Alexander Schäfer, Christopher Steiner und Claudio Prezio.
Die Entschärfer vom Kampfmittelräumdienst. Von links Sven Rasehorn, Alexander Schäfer, Christopher Steiner und Claudio Prezio.

Die Anwohner haben rechtzeitig ihre Häuser verlassen. Wie geplant konnte am Dienstag die Weltkriegsbombe kurz nach 12 Uhr entschärft werden.

„Dieses Ding muss irgendwann schon mal einer gesehen haben“, ist sich Sven Rasehorn ziemlich sicher. Der Sprengstoffexperte wundert sich darüber, was er und seine drei Kollegen vom Kampfmittelräumdienst Koblenz am Dienstagmittag auf der Parkplatz-Baustelle vor der Berufsbildenden Schule vorgefunden haben: Knapp 30 Zentimeter unter dem Pflaster schlummerte die britische 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg – und direkt daneben im Erdreich der zugehörige Aufschlagzünder. Dieser, so vermutet Rasehorn, könnte bereits zu Kriegszeiten von Wehrmachtssoldaten aus dem Blindgänger entfernt und nebenan abgelegt worden sein. „Die haben das Ding nach dem Fliegeralarm entschärft und sind dann zur nächsten Bombe weitergegangen.“ Dass der Sprengkörper seither fast 80 Jahre lang so dicht unter Bodenniveau sich selbst überlassen wurde, erstaunt den Experten dann aber doch. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass dort später auch noch ein Telekommunikationskabel quer drüber verlegt wurde.“

Obwohl der Zünder schon seit Jahrzehnten ausgebaut war, gestaltete sich der Einsatz der vier Kampfmittelräumer nicht ungefährlich. Rasehorn: „Der Detonator war in der Bombe ja noch drin. Also die Ladung mit dem Sprengstoff. Die mussten wir vorsichtig rausziehen und dabei aufpassen, dass sie nicht am Metall der Bombe reibt.“

Nach ihrer Entschärfung wurde die explosive Fracht per LKW in ein Zwischenlager des Kampfmittelräumdiensts gefahren. Dort wird man sie auf die Reise ins niedersächsische Munster schicken, wo sie in einem Spezialbunker „thermisch vernichtet“ werden soll.

Festhalle als Bleibe auf Zeit

Am Dienstag waren seit dem Morgen in 250 Meter Umkreis um den Bombenfundort sämtliche Gebäude evakuiert und alle Straßen gesperrt worden. Kleinbusse kreuzten durch die Straßen, um mit Lautsprecherdurchsagen auch die Allerletzten, die bis dato vom Bombenfund noch nichts gehört hatten, zum Verlassen des kritischen Bereichs aufzufordern. Nicolai Zöller, der Leiter der Polizeiinspektion Zweibrücken, lobt die hohe Kooperationsbereitschaft der etwa 700 Anwohner, die die Sperrzone weitestgehend anstandslos geräumt haben. Weil es mit der Evakuierung so gut geklappt hat, konnte der Zeitplan eingehalten und um 12.15 Uhr mit der Entschärfung begonnen werden. Drei Minuten zuvor hatten die letzten Einsatzkräfte den Gefahrenbereich verlassen. Um 12.27 Uhr meldeten die Koblenzer Sprengstoffexperten, dass sie den Blindgänger erfolgreich und reibungslos unschädlich gemacht haben.

Der Krisenstab hat seine Einsatzzentrale in der Zweibrücker Hauptfeuerwache eingerichtet.
Der Krisenstab hat seine Einsatzzentrale in der Zweibrücker Hauptfeuerwache eingerichtet.

Am Montagnachmittag gegen 15 Uhr war in der Landauer Straße bei Baggerarbeiten auf dem Parkplatz zwischen der Berufsbildenden Schule und dem Rathaus der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land die Bombe zum Vorschein gekommen. Sofort wurden die Bauarbeiten gestoppt; bereits eine gute Stunde später trat im Lagezentrum der Zweibrücker Hauptfeuerwache ein Krisenstab um Oberbürgermeister Marold Wosnitza, Stadtfeuerwehrinspekteur Frank Theisinger und Nicolai Zöller zusammen. Neben den Rettungskräften von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), DRK und dem Technischen Hilfswerk (THW) nahmen Vertreter vom Entsorgungsbetrieb UBZ und den Ordnungsämtern der Stadt Zweibrücken und der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land an den ständigen Beratungen teil. Aus dem Stand hatten die Verantwortlichen innerhalb kürzester Zeit ein Krisenzentrum aus dem Boden stampfen und die Räumung eines großen innerstädtischen Bezirks organisieren müssen.

Kindergärten müssen geschlossen bleiben

Im Evakuierungsradius lag unter anderem der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB). Dieser wurde am Dienstag seit 10 Uhr nicht mehr angefahren. Geschlossen blieben das Behördenzentrum Maxstraße 1 und die Verbandsgemeindeverwaltung. Die Kindergärten Schatzkiste und Arche Kunterbunt sowie der Kinderhort Max und Moritz lagen ebenso in der Sperrzone wie die Aral-Tankstelle an der Ecke Landauer-/Saarlandstraße. Von 12 Uhr an wurde sicherheitshalber auch noch jeglicher Flugverkehr über dem Zweibrücker Stadtgebiet unterbunden.

Für jene Evakuierten, die die Entschärfungsphase nicht bei Verwandten oder Bekannten verbringen konnten, wurde in der Festhalle eine Aufenthaltsmöglichkeit eingerichtet. Der Arbeiter-Samariter-Bund und das Rote Kreuz betreuten dort 41 Mitbürger, die meist alt und gebrechlich, manche auch behindert waren. Für diese Zweibrücker wurden von den beiden Organisation auch die Transporte in die Festhalle und zurück organisiert. Die ortsansässige Polizei erhielt während des Einsatzes personelle Unterstützung durch drei sogenannte Halbgruppen der Bereitschaftspolizei Enkenbach-Alsenborn.

Fleischkäse für die Helfer

Um 10.13 Uhr, mitten in der Evakuierungsphase, hielt eine Bürgerin in der Landauer Straße einen patrouillierenden Feuerwehrmann an und berichtete ihm, dass sich dort in einem Wohnhaus noch mehrere migrantische Familien aufhielten, die von den Ereignissen im Stadtkern keine Kenntnis hatten. Kurz darauf kam ein indischer Hausbewohner vorbei. Der Mann wurde informiert; umgehend holte er die betroffenen indischen und syrischen Familien aus dem Gebäude.

Um diese Zeit hatte die Feuerwehr längst einige Kameraden nach Einöd in den Globus-Markt geschickt: Dort wurden Fleischkäs-Laibe und Brötchen gekauft, mit denen später, am frühen Nachmittag, die rund 250 Einsatzkräfte verpflegt wurden. Die Helfer – auch von THW und DRK – sammelten sich in zwei sogenannten Bereitstellungsräumen in Zelten an der Rennwiese und vor der Schillerschule.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via Glomex.

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Der Kampfmittelräumdienst hat die Bombe sicher abtransportiert.
Der Kampfmittelräumdienst hat die Bombe sicher abtransportiert.
Auch der UBZ half beim Sperren der Straßen mit.
Auch der UBZ half beim Sperren der Straßen mit.
Polizei und Feuerwehr fuhren mit Lautsprecherdurchsagen durch die Straßen.
Polizei und Feuerwehr fuhren mit Lautsprecherdurchsagen durch die Straßen.
Noch ein Warnhinweis am Fahrzeug des Kampfmittelräumdienstes.
Noch ein Warnhinweis am Fahrzeug des Kampfmittelräumdienstes.
Besprechung: OB Marold Wosnitza (links) und Zweibrückens Polizei-Chef Nicolai Zöller.
Besprechung: OB Marold Wosnitza (links) und Zweibrückens Polizei-Chef Nicolai Zöller.
Einlasskontrolle in der Festhalle: Von der Evakuierung Betroffene haben einen Berechtigungsschein bekommen.
Einlasskontrolle in der Festhalle: Von der Evakuierung Betroffene haben einen Berechtigungsschein bekommen.
Verpflegung für die Helfer auf dem Festplatz an der Rennwiese.
Verpflegung für die Helfer auf dem Festplatz an der Rennwiese.
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