Zweibrücken 125 Jahre Rennverein: Pferderennen gehören fest zu Zweibrücken

Diese Postkarte aus dem Jahr 1902 zeigt eine Rennszene auf der Rennwiese. Links ist das Hilgardhaus zu erkennen.
Diese Postkarte aus dem Jahr 1902 zeigt eine Rennszene auf der Rennwiese. Links ist das Hilgardhaus zu erkennen.

Am 8. November jährt sich zum 125. Mal die Gründung des Pfälzischen Rennvereins Zweibrücken. Die Pferderennen in der Stadt reichen sogar bis 1821 zurück.

Kurz vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Zweibrücken größere Bautätigkeiten. Dazu gehörte, dass im Jahr 1898 östlich des Schlosses mit dem Bau des Amts- und Landgerichtsgefängnisses begonnen wurde. Es wurde auf einem Teil des Geländes errichtet, auf dem seit 1821 die Pferderennen ausgetragen wurden. Zwei Fragen mussten in diesem Zusammenhang rasch geklärt werden: Wo sollen die Pferderennen künftig stattfinden, und wer soll sie veranstalten?

Seit mehr als 200 Jahren locken Pferderennen Tausende Pferdefreunde nach Zweibrücken.
Seit mehr als 200 Jahren locken Pferderennen Tausende Pferdefreunde nach Zweibrücken.

Seit 1821 waren die Rennen im Rahmen landwirtschaftlicher Feste von der Stadt und dem Landgestüt Zweibrücken veranstaltet worden. 1871 gründete sich dann ein „Städtisches Rennkomitee“, das die Rennen organisierte. Sie fanden dann alljährlich statt und zogen sich meist über eine Woche. Das sollte sich nach dem Wegfall des Schlossgartens ändern. Deshalb hoben Honoratioren der Stadt, darunter Bürgermeister Johann Wolff (im Amt von 1895 bis 1904) und Landstallmeister Karl Bauwerker am 8. November 1898 den Pfälzischen Rennverein aus der Taufe. die Gründungsversammlung fand am 27. März 1899 in der Brauerei Buchheit statt. Bauwerker wurde der erste Präsident des Vereins. Seit 1905 führt der jeweilige Oberbürgermeister der Stadt als Präsident den Verein. Ausnahmen waren die Amtszeiten von Hubert Reichling und Kurt Pirmann, die das Ehrenamt nicht ausübten. Hier ließ sich der frühere Oberbürgermeister Hans Otto Streuber in die Pflicht nehmen.

Rennbörse von 200.000 Mark

Als Rennplatz pachtete der Verein die Gestütswiesen. Die Stadt stellte 25.000 Mark für die Herrichtung des Geländes zur Verfügung, die Tribüne für 21.000 Mark wurde über den Verkauf von Anteilscheinen finanziert. 700 Mitglieder zählte der Rennverein kurz nach seiner Gründung. Am 24. und 25. September 1899 wurden die ersten Rennen auf dem neuen Gelände veranstaltet. Neben Haßloch und Mannheim hatte Zweibrücken bis zum Ersten Weltkrieg eine Spitzenstellung im Südwesten. Den Höhenflug bremste der Erste Weltkrieg. Nach der Rennwoche vom 21. bis 28. September 1913 war Schluss.

Jagdrennen hatten auf der Rennwiese eine große Tradition. Mittlerweile gibt es sie nicht mehr.
Jagdrennen hatten auf der Rennwiese eine große Tradition. Mittlerweile gibt es sie nicht mehr.

Das erste Rennen nach dem Krieg wurde 1920 veranstaltet. 1921 feierte der Verein das 100. Jubiläum der Zweibrücker Pferderennen. Es geschah in einer schwierigen Zeit. Die Deutsche Mark verlor an Wert, ab 1919 setzte die Hyperinflation ein. Das ließ sich an der Renndotierung ablesen, 1921 war eine Börse von 200.000 Mark ausgelobt.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach erneut das Renngeschehen. Zweibrücken lag in der „Roten Zone“ und wurde mehrfach evakuiert. Und doch gab es am 22. Juni 1941, mitten im Krieg, noch einen Renntag.

Verein mit Nachwuchssorgen

1949, nach der Wiedergründung des Rennvereins, wurden die Rennen wieder aufgenommen. Der erste Nachkriegsrenntag wurde am 25. September 1949 auf einem notdürftig wieder hergerichteten Rennplatz ausgetragen. In den 1960er Jahren wirkte sich der Rückgang der Pferdezucht nicht nur auf das Landgestüt aus, sondern auch auf den Rennverein. Er versuchte gegenzusteuern, investierte in die Infrastruktur. Die 1963 errichtete Tribüne wurde ausgebaut, es wurde eine Trainingsbahn für Vereinsmitglieder angelegt. In den 1980er Jahren erlebte der Galopprennsport eine Modernisierung. Der Elektronentoto, Boxen- und Autostarts führten den Sport in ein neues Zeitalter. Ende der 1980er Jahre wurde aus der Rennweise eine ganzjährig nutzbare Pferdesportanlage mit Geländestrecke und Dressurplatz. Schließlich wurde 1996/97 ein Waagegebäude mit allen renntechnisch erforderlichen Einrichtungen gebaut, ohne das der heutige Rennbetrieb nicht möglich wäre.

1913 gingen die Pferderennen über mehrere Tage.
1913 gingen die Pferderennen über mehrere Tage.

Die Mitgliederzahl ist schon länger unter die 100er-Marke gesunken, der Verein hat Schwierigkeiten, jüngere Mitglieder zu gewinnen. Dass der Verein jährlich zwei Renntage stemmt, ist dem großen ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder, ihrer Familien und Freunde zu verdanken, die in allerlei Funktionen zum Gelingen der Großveranstaltungen beitragen. 3000 bis 4000 Zuschauer kommen an den Renntagen zur Rennwiese, an den Wettkassen werden mehrere Zehntausend Euro umgesetzt. Die Dotierung der Rennen hat dank des Engagements regionaler Sponsoren eine neue Dimension erreicht. Das sorgte auch sportlich für eine neue Qualität. Erstmals wurde in Zweibrücken zuletzt ein Ausgleich-II-Rennen für Vollblüter ausgerichtet.

Jubiläumsfeier

Der Verein lädt für Sonntag, 1. Oktober, 11 Uhr, zur Jubiläumsveranstaltung in den Herzogssaal im Stadtmuseum ein. Ehrenpräsident Hans Otto Streuber spricht zur Geschichte des Rennvereins, Vizepräsident Klaus Wilhelm blickt auf die Geschichte des Galopprennsports. Das Blues-Himmel-Trio unter Leitung von Michael Wack sorgt für den musikalischen Rahmen.

Zur 100-Jahrfeier im Jahr 1998 gab der Pfälzische Rennverein diese Postkarte mit historischen Motiven heraus.
Zur 100-Jahrfeier im Jahr 1998 gab der Pfälzische Rennverein diese Postkarte mit historischen Motiven heraus.
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