Zweibrücken Überflieger stößt auf Ablehnung: „So unnötig wie ein Doppelbett für den Papst“

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Die Zweibrücker RHEINPFALZ-Leser sind sich weitgehend einig: Der geplante Überflieger am Bubenhauser Kreisel wird nicht gebraucht. Das zeigte die gestrige Telefonaktion zum Thema deutlich. Nur zwei Anrufer sprachen sich für das Bauprojekt aus, alle anderen dagegen.

Wenn an dieser Stelle schon gebaut werden müsse, dann doch lieber eine Abbiegerspur von der Bubenhauser hin zur Gottlieb-Daimler-Straße. Das meint eine Mehrheit der Anrufer. Einige nehmen dem Argument „der Bund zahlt’s ja“ die Stichhaltigkeit, indem sie daran erinnern, dass damit immer noch die Gemeinschaft der Steuerzahler blecht. „Wir haben in Zweibrücken nur einige kurze Verkehrsspitzen“, findet Lothar Winkelmann. Die hätten sich immer schnell erledigt. Deshalb wäre eine Abbiegespur zur Gottlieb-Daimler-Straße völlig ausreichend. Wichtiger wäre seiner Meinung nach ein Verkehrskreisel am Kino. „Hier kommt es täglich zu Gefahrensituationen beim Abbiegen“, so Winkelmann. Andreas Knüpfer, Regional-Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) meldete sich ebenfalls zu Wort: „Von politischer Seite wird immer wieder argumentiert, der Überflieger sei Grundlage für die Rücknahme der Klage gegen die Verlängerung Wilkstraße – John-Deere-Brücke gewesen. Aus IHK-Sicht kann ich das nicht bestätigen, zumal ich an allen Gesprächen teilgenommen habe. Bei den Beteiligten standen andere Themen im Fokus.“ Monika Stock hält den geplanten Überflieger „für eine Bausünde und völlig überflüssig“. Die Stoßzeiten seien wirklich überschaubar, deshalb würde eine weitere Spur zur Gottlieb-Daimler-Straße ausreichen, um den Verkehrsfluss zu entlasten. Gerald Bieber stimmt ihr zu. „Die Abbiegerspur wäre billiger und auf die Dauer sinnvoller“, zeigt sich auch Otto Schmahl überzeugt. Man sehe ja an der Hochstraße in Ludwigshafen, dass solche Brückenlösungen sehr anfällig seien und oft repariert werden müssen. Schmahl ist von dem Argument, dass der Bund die Kosten übernehme, nicht überzeugt. Er fragt: „Wo kommen die Gelder denn her?“ Er erinnert daran, dass am Ende doch der Steuerzahler dafür aufkomme. Darauf verweist auch Peter Diehl. Er ist sicher, dass die Stadt nicht mehr größer werde, der Zenit des Verkehrsaufkommens sei also erreicht. „Ich verlange, dass die Kosten von einer Million Euro zu 50 Prozent von Kurt Pirmann und zu 50 Prozent von den Abnickern im Stadtrat, die allem zugestimmt haben, getragen werden“, sagt Diehl. Auch Elke Ignasiak spricht von „Abnickern“ im Stadtrat. Die Bürger hätten sich mehr kritische Diskussionen zum Thema Überflieger gewünscht. Wenn heute Stadtratswahl wäre, davon ist Ignasiak überzeugt, dann würde das Thema Überflieger dem aktuellen OB wenig Stimmen einbringen. Zur Diskussion um die Klage wegen der John-Deere-Brücke sagt sie: „Ich frage mich, was hat der Überflieger mit Globus und Möbel Martin zu tun?“ Auch Ignasiak spricht sich für eine Abbiegerspur aus. Dem widerspricht Hildegard Weidler. Für sie ist der Erhalt des kleinen Schilfbiotops neben der Einmündung in die Gottlieb-Daimler-Straße wichtig. „Dort haben sich viele Amphibien und Vögel angesiedelt.“ Sie vermutet, dass die Grünen im Stadtrat noch nicht bedacht haben, dass das Biotop verschwände, gleichgültig ob nun der Überflieger gebaut werde oder eine Abbiegerspur. „Das ist wahrscheinlich nicht für jeden so wichtig, aber für mich ist es Grund Nummer eins“, erklärt sie, warum das Bauprojekt ihrer Meinung nach verhindert werden muss. Zudem wohne sie selbst in Bubenhausen, benutze den Kreisel täglich und habe auch zu Stoßzeiten nie länger als „ein Minütchen“ warten müssen. „Man soll in die neuen Straßen kein Geld investieren, lieber in die alten.“ Außerdem käme der Unterhalt des Überfliegers die Stadt sehr teuer. Nach Meinung von Markus Steinbach sollte das Geld lieber für soziale Belange eingesetzt werden. Zu Rückstaus komme es am Bubenhauser Kreisel nur während des Berufsverkehrs und das sei zu verkraften. Eine höhere Unfallgefahr zur „Rush Hour“ sei ihm noch nicht aufgefallen. Steinbach appelliert an Geduld und Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer. Dass die Fahrt im Berufsverkehr etwas länger dauere, könne man ja einplanen. Der Überflieger sei unnötig, verschandele die Einfahrt zur Stadt und werde vermutlich bald nach dem Bau mit Graffiti verschmiert, ärgert sich Thomas Schmidt. Für ihn bedeutet der Bau eine Geldverschwendung, während wichtigere Projekte wegen Geldmangels liegen bleiben. „Da kann man nix machen, Kostenstelle sticht gesunden Menschenverstand“, resümiert er. Thomas Schmidt schlägt vor, nur die Abbiegerspur zu bauen und den Bund zu bitten, die eingesparten Mittel für die Sanierung einer Schule einsetzen zu dürfen. „Eine tolle Werbung für die Stadt und ihre Vertreter“, meint er. Ein klares Nein zum Überflieger kommt auch von Christine Riedinger. Bedenklich seien die Pläne vor allem vor dem Hintergrund der großen Verschuldung Zweibrückens. „Der Überflieger soll definitiv nochmal auf den Prüfstand“, fordert sie. Manfred Albrecht aus Contwig nennt den geplanten Überflieger „so unnötig wie ein Doppelbett für den Papst“. Karin und Bodo Scheidhauer vermuten, dass die lokalen Politiker dem Bau des Überfliegers vor allem deswegen zustimmten, weil die Finanzierung über den Bund läuft. „Diese Finanzmittel werden auch von der Gemeinschaft aufgebracht und sollten nur für notwendige Dinge verwendet werden. Wieder ein Aspekt, der stark zum Ansehensverlust der Politiker beiträgt“, betonen Scheidhauers. Der Überflieger sei nicht notwendig und würde überdies vermutlich das Stadtbild verschandeln. „Ich bin der Meinung, man braucht den Überflieger“, sagt hingegen Manfred Müller. Die Verkehrsbelastung zu Stoßzeiten sei einfach zu hoch. Er selbst nehme in dieser Zeit sogar Umwege in Kauf, um den Bubenhauser Kreisel zu vermeiden. Eine Abbiegerspur in die Gottlieb-Daimler-Straße ist seiner Meinung nach nicht ausreichend.

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