Speyer Zwischen Trickroller und Geige

Das Speyerer Kinder- und Jugendtheater bietet Programm für junge Zuschauer. Viele der Schauspieler, Regisseure und Akteure sind dem Publikum nach mehr als 20 Jahren ein Begriff. In dieser Serie stellt die RHEINPFALZ neue Ensemblemitglieder vor, die an Neuproduktionen der aktuellen Spielzeit auf oder hinter der Bühne beteiligt sind.

Vor wenigen Tagen hat Leonard Holler seinen 13. Geburtstag gefeiert. Seitdem ist er am liebsten auf seinem nagelneuen blauen „Trickroller“ unterwegs – zum Skaterpark in Speyer-Nord oder auf den Domplatz. Basketball und Tischtennis sind so fest im Terminkalender eingeplant wie Klavier- und Geigenunterricht, täglich eine halbe Übungsstunde an den Instrumenten, Hausaufgaben und Musizieren mit „Kind Of A Trio“, der Schülerband am Gymnasium am Kaiserdom. „Jazz ist sehr cool“, sagt der Teenager. Er ist der mit Abstand jüngste der Gruppe. „Nächstes Jahr darf ich Moped fahren, in drei Jahren Bier trinken“: Auch das habe er von den „Großen“ gelernt, sagt Leonard. „Ich bin ein ganz normaler Junge“, betont er. Über seine besondere Beziehung zur Musik wundert er sich nicht. „Meine Mutter ist schließlich Musiklehrerin.“ Als Zweijähriger habe sich Leonard zum ersten Mal ein Instrument gewünscht, erzählt sie von der Faszination, die ein Musiker auf dem Weihnachtsmarkt mit „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ auf den Zweijährigen ausgeübt habe. Die ungleichen Größenverhältnisse zwischen Instrument und Kind hätten gegen den Kontrabass gesprochen, erklärt die Mutter den „Geigen-Kompromiss mit der Suzuki-Methode an der Speyerer Musikschule“, an dem ihr Sohn schnell großen Gefallen gefunden habe. Bei der Geige ist Leonard geblieben. Mittlerweile spielt er sie als Jungstudent an der Mannheimer Musikhochschule. Am Piano sitzt er seit neun Jahren. Die erste Kostümprobe seines Lebens hatte Leonard am Dienstag im Kinder- und Jugendtheater. Im Juli soll er den kleinen Wolfgang Amadeus Mozart in der Produktion „Ein Wunderkind auf Reisen“ spielen. Bernhard Sperrfechter, Leiter der Speyerer Musikschule, habe ihn für die Rolle ausgewählt, erzählt Leonard, wie er zu seiner Theater-Premiere gekommen ist – mit Geige und Klavier, Perücke und der für das 18. Jahrhundert typischen Kleidung. Noch weiß Leonard nicht genau, was auf ihn zukommt. „Die Proben beginnen im Juni“, sagt er. Am meisten freut er sich auf die Zusammenarbeit mit Musikern der Staatsphilharmonie. Mozarts „Zauberflöte“ liebe er genau so wie den Jazzmusiker John Miles, gibt Leonard einen Überblick über seinen Musikgeschmack, bevor er den Trickroller auf die Straße trägt. „Das ist ein Risiko für die Finger“, sagt er. „Aber das gehe ich ein.“ Sagt es und rollt davon in Richtung Dom ...

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