Speyer Willi Vögeli liest aus seinem Kriminalroman „Der Kollaborateur“

In Speyer geboren: Autor Willi Vögeli.
In Speyer geboren: Autor Willi Vögeli.

Der in Speyer geborene Kölner Autor Willi Vögeli liest am Freitag aus seinem zeitgeschichtlichen Kriminalroman „Der Kollaborateur“ im Eckpunkt.

Am Samstag, 9. Dezember, um 19 Uhr liest der in Speyer geborene Kölner Autor Willi Vögeli aus seinem zeitgeschichtlichen Kriminalroman „Der Kollaborateur“ im Eckpunkt Speyer, Pistoreigasse 2. Anschließend lädt der Eckpunkt zu einer kleinen musikalischen Zeitreise in die Achtziger ein, an deren Anfang die Handlung des Kriminalromans spielt. Tanzen ist ausdrücklich erwünscht. Eintritt ist – wie immer – frei.

Zum Inhalt: September 1982. Die verstümmelte Leiche eines jungen Antifa-Aktivisten, eine Hausbesetzung, alte und neue Nazis, eine skrupellose Rockerbande und eine Kommandozelle der dritten RAF-Generation. Die Ermittlungen des in Speyer wohnenden Ludwigshafener Kriminalhauptkommissars Wilhelm Beck kommen sehr schleppend voran, bis ihn der Fund eines Tagebuches auf die Spur zweier Speyerer Rheinmatrosen führt, die mit Hunderten Widerstandskämpfern des Maquis im Herbst 1944 von der deutschen Wehrmacht/SS in den Vogesen gefoltert und ermordet wurden. Beck beginnt zu verstehen, warum der junge Mann am pfälzischen Felsenmeer sterben musste. Parallel zu den Ermittlungen wird die abenteuerliche Geschichte eines jungen Elsässers erzählt, der im besetzten Straßburg des Jahres 1940 unter der Bedrohung des Lebens seiner halbjüdischen Mutter zu Spitzeldiensten gegen die Widerstandsgruppen des Maquis gezwungen wird.

„Wildes Jahrzehnt“

Auf die Frage, warum seine Beck-Romane in den Achtzigern spielen, antwortet der Autor: „Die Achtziger waren ein wildes Jahrzehnt. Vokuhila, monströse Schulterpolster, Leggins mit neonfarbenen Stulpen, farbige Trainingsanzüge aus Ballonseide und natürlich die Neue Deutsche Welle. Es gab Punks, Gruftis, Popper, Skins, Müslifresser, Raver, Hip-Hopper, Metalheads, Emos und viele andere. Und es gab in der ersten Hälfte des Jahrzehnts diese große Angst vor einem drohenden Atomkrieg. Viele werden sich noch an die 500.000 auf den Bonner Rheinwiesen 1982 oder ein Jahr später im Bonner Hofgarten erinnern, wo wieder eine halbe Million gegen die Aufrüstung demonstrierten. Mit Beginn des Jahrzehnts setzte sich mit der Politik von Reagan und Thatcher der Neoliberalismus durch. Das Konzept der solidarischen Gesellschaft wurde durch das marktkonforme Ideal individueller Gestaltungskraft abgelöst. Das Gespenst der Massenarbeitslosigkeit ging um. Dann der Mauerfall, die Wiedervereinigung.

Die Achtziger geben mir die Gelegenheit, mir selbst und meinen Lesern das diffuse Unbehagen mit dem Deutschsein eines Teils meiner Generation verständlich zu machen. In den Achtzigern waren wir darüber erschrocken und wütend, dass immer noch so viel völkisch-nationalistisches Gedankengut in der Gesellschaft zu spüren war. Heute ist es geradezu beängstigend, wie hoch die Bereitschaft eines großen Teils der Bevölkerung ist, fast 80 Jahre nach Kriegsende den Rechtsextremen wieder auf dem Leim zu gehen. Vor den aktuellen Umfragewerten rechtsextremer Parteien in Europa, man denke nur an die Reden von Höcke, Kickl oder die Flugblatt-Affäre um Aiwanger, gewinnt der zeitgeschichtliche Hintergrund des Romans erschreckend an Aktualität.“

In Speyer geboren

Willi Vögeli ist in Speyer geboren und hat dort die schrecklich-schönen Achtziger „durchlitten“. Nach Stationen in Neuss und Bergisch Gladbach lebt er seit 2010 mit seiner Ehefrau in Köln. Eine erwachsene Tochter wohnt in Vallendar. Vögeli arbeitete als kaufmännischer Angestellter, Buchbindergehilfe, Schichtarbeiter, Bankangestellter, pädagogische Hilfskraft in einem Jugendzentrum und Sozialarbeiter in der Gemeindepsychiatrie.

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