Speyer Wie ein offenes Buch

Ein schmiedeeisernes Tor mitten auf dem Hauptfriedhof ist der Eingang zum gerade eingeweihten „Garten der Geschichte“. Auf 100 Quadratmetern erinnern die Friedhöfe Mannheim und das Stadtarchiv nicht nur an verdiente Persönlichkeiten, sondern stellen auch unterschiedliche Grabmaltraditionen vor.

Der Mannheimer Hauptfriedhof ist wie ein offenes Geschichtsbuch, das vom Schicksal der Stadt erzählt. Viele Namen stehen hier auf den Grabsteinen, die auch heute noch in Mannheim, der Metropolregion und manchmal sogar weltweit präsent sind. 78 von ihnen, darunter die Gräber des Industriellen Heinrich Lanz, des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn und des Oscar-nominierten Schauspielers Albert Bassermann, haben den Status von Ehrengräbern. Doch auch viele andere Bürger haben in Stadt und Region ihre Spuren hinterlassen. An sie soll im „Garten der Geschichte“ erinnert werden. „Es sind alles verdiente Mannheimer“, sagte Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) bei der Einweihung. „Wir haben dafür die Grabsteine von ihrem Ursprungsort hierher versetzt.“ Natürlich sind die ursprünglichen Liegezeiten längst abgelaufen. Eine stabile Grabplatte erinnert beispielsweise an den Generalintendanten des Nationaltheaters, Hans Schüler, der maßgeblich am Theaterneubau beteiligt war. Auch der Grabstein des Stadtbaumeisters Richard Perrey, Erbauer von 21 Schulen, Herschelbad und städtischem Klinikum befindet sich im „Garten der Geschichte“ . „Wir haben mit fünf Grabmälern begonnen, es besteht jedoch Platz für 70“, sagte Andreas Adam, Leiter des Eigenbetriebs Friedhöfe. Drei weitere Grabsteine erläutern die Unterschiede zwischen christlicher, islamischer und jüdischer Grabmaltraditionen. Die Entscheidung über die Aufnahme in den „Garten der Geschichte“ treffen die Friedhöfe Mannheim. Die Erläuterungen liefert das Stadtarchiv. 2013 begannen die Planungen für den besonderen Abschnitt des Friedhofs. Ein ehemaliges Grabfeld wurde für insgesamt 80.000 Euro umgestaltet. „In diesem Jahr feiern wir 175-jähriges Bestehen. Da hat sich die Eröffnung angeboten“, sagte Adam. Über die App „VergissMeinNicht“ des Unternehmens Workflow-App erhalten die Besucher zusätzliche Erläuterungen. „Wir wollen die Erinnerung in digitaler Form lebendig halten“, sagte Geschäftsführer Norman Ueberrhein. Dafür sei es möglich, wie am Bergfriedhof in Heidelberg bereits umgesetzt, auch die Ehrengräber zu vernetzen – inklusive Wegweiser über das 34 Hektar große Gelände. „Immerhin kommen 50 Prozent der Besucher des Friedhofs zur Naherholung. Für sie ist unsere App gedacht“, so Ueberrhein.

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