Speyer/Amsterdam Weihnachtsoratorium mit Ton Koopman und Klaus Mertens

Die erstklassige Aufnahme des Weihnachtsoratorium von Bach mit Ton Koopman, Klaus Mertens und Christoph Prégardien liegt nun auf drei Schallplatten vor.

Vor wenigen Wochen wäre Loriot 100 Jahre alt geworden. Der Cartoonist, Humorist und Schauspieler wurde aus diesem Anlass völlig zu Recht sehr gefeiert. Auch zu Advent und Weihnachten hat Loriot Bleibendes hinterlassen. Das stimmungsvoll-schaurige Gedicht „Advent“ etwa oder die Fernsehfolgen „Weihnachten bei Hoppenstedts“, in dem der von Opa Hoppenstedt geäußerte Satz „Früher war mehr Lametta“ fällt, der längst in den Schatz der „Geflügelten Worte“ eingegangen ist. Doch an dieser Stelle erinnern wir nicht der in Tat beim Baumschmuck immer seltener benutzten Silberfäden wegen an Opa Hoppenstedt, sondern weil dieser an Heilig Abend mit einem Plattenspieler beschenkt wurde, um seine Lieblingsplatte zu hören. Das tut er dann im familiären Kreise auch. Er legt freilich ganz unweihnachtliche Marschmusik auf.

Apropos Schallplatte: Gerade die Weihnachtsplatte war und ist vor allem für Sängerinnen und Sänger, solistisch oder im Chor, ein Muss. Solche waren dereinst wohl in fast jedem Haushalt zu finden – und in nicht wenigen Wohnzimmern gehörte das Auflegen einer Weihnachtsplatte zum Ritual. Klar, zu Weihnachten gehört das eigene Musizieren. Dabei sind allerdings für die meisten technische Grenzen gesetzt – und es gibt eben auch Weihnachtsmusik, die in der Kammer nicht zu realisieren ist.

Gelungene Interpretation

Nun sind heimische Schallplattenspieler eher rar geworden, aber mal im Ernst: Das Einschieben einer CD in den Player oder das Aufrufen eines Streamingportals auf einem Endgerät ist ein ziemlich stimmungs- und trostloser Akt, ganz anders als es das Auflegen einer wertvollen und empfindlichen Schallplatte auf dem HiFi-Gerät darstellt. Zum Glück gibt es weiter Schallplattenspieler und Schallplatten zu kaufen, die Platten heißen zwar jetzt Vinyl, sei es drum.

Und es ist sehr schön, dass in diesem Jahr passend zum Fest eine der schönsten und gelungensten Aufnahmen des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach auf drei Schallplatten neu erschienen ist. Es handelt sich um Ton Koopmans Amsterdamer Aufnahme von 1996.

Festlich und verinnerlicht

Koopman, der im kommenden Jahr 80 Jahre alt wird, ist einer der größten Bach-Interpreten der Gegenwart und war schon mehrfach in Speyer. Zuletzt 2021 mit seinem bevorzugten Bass-Sänger Klaus Mertens, der in Speyer Stammgast ist und erst im September wieder im Dom sang. Auch Christoph Prégardien, Tenor-Solist der Aufnahme, hatte schon viele Auftritte in der Domstadt. Lisa Larsson und Elisabeth von Magnus, Tochter von Nikolaus Harnoncourt, sowie Amsterdam Baroque Orchestra and Choir sind die anderen Mitwirkenden dieser auf Vinyl ganz besonders gut klingenden Interpretation. Diese zeichnet sich dadurch aus, das sie festlichen Glanz, verinnerlichte Reflexion über die Weihnachtsbotschaft, musikalischen Wohllaut, einen freudigen Puls und die glasklare, wissende Durchleuchtung von Bachs Musik in einer idealen Weise verbindet. Allein wie genau Klaus Mertens seinen Part singt, ist einmalig und grandios.

Live in Speyer gibt es am 22. Dezember um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Otto die ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums mit den PalatinaKlassik-Ensembles unter Leo Kraemer (www.palatina-klassik.eu).