Speyer Vorfreude auf Dolly

Wenn seine Eltern von Dolly erzählen, strahlt Emil Neubauer. Dolly ist ein junges Labradorweibchen, das den Siebenjährigen aus Speyer-Nord ab Ende Oktober als Therapiehund unterstützen soll. Emil ist schwer mehrfachbehindert. Eine angeborene Hirnentwicklungsstörung mit dem Namen Holoprosencephalie sorgt dafür, dass der Junge nicht sprechen, nicht frei sitzen, laufen, stehen und gezielt greifen kann. Der Hund soll helfen, die Symptome zu lindern. Für seine Finanzierung hat die Familie jetzt eine Spendenaktion gestartet.

Emil und Dolly haben sich kürzlich in Rostock kennengelernt. In einer Reha-Maßnahme hatte der Schüler bereits große Freude mit einem Therapiehund gehabt, auf einer Spezialmesse haben die Eltern Kontakte zum Verein „Rehahunde Deutschland“ geknüpft und jetzt bei diesem Dolly ausgesucht. „Sie haben schon geschmust“, erzählt Vater Hermann Neubauer. Die 1500 Euro Anschaffungskosten hat die Familie bereits bezahlt, um die Kosten für die Ausbildung zu tragen, sind sie auf Spenden angewiesen. Bis zu 25.000 Euro müssen an den Verein als Entschädigung für die zweieinhalbjährige Spezialschulung und die einwöchige Eingewöhnung mit einer Trainerin in Speyer überwiesen werden. Hermann und Claudia Neubauer sind beide Förderlehrer, aber nach eigener Aussage mit Hauskauf sowie -umbau und Zuzahlungen für Emils Therapien und Hilfsmittel längst an ihrer finanziellen Grenze angekommen. So werde etwa seit geraumer Zeit mit dem Sozialamt und Versicherungen verhandelt, wie der benötigte Treppenlift im Anwesen bezahlt werden kann. „Wir haben lange gezögert, diesen Schritt zu tun“, sagt der Vater über die Spendenaktion. Jetzt wenden sie dafür aber viel Kraft auf. Mehrere 100 Flugblätter haben sie drucken lassen, verteilen sie jetzt an Bekannte, legen sie in Geschäften aus und verschicken sie an Stiftungen. „Die Handabdrücke auf den Briefumschlägen stammen von Emil“, erzählt die Mutter. Jeder, der wolle, könne etwas auf das Spendenkonto des Rehahunde-Clubs einzahlen und eine Quittung erhalten. Dolly wird Emil guttun, ist die Familie überzeugt. Der Junge, der mit einem Sprachcomputer kommuniziert, könne kein Spielzeug in der Hand behalten. Mit einem Hund allerdings halte er in seinen ansonsten wegen einer Spastik unkontrollierten Bewegungen inne und versuche, das Tier gezielt zu streicheln. Ein Therapiehund komme gut damit zurecht, wenn es dabei einmal ziepe. „Dolly soll ein Freund und Spielkamerad für Emil sein und ihm Kontaktaufnahmen erleichtern“, erklärt Hermann Neubauer. Wenn Emil im Rollstuhl oder Therapiefahrrad geschoben werde, könne er den Hund an der Leine führen. Der zweieinhalbjährige, kurzbeinige Labrador mit schwarzem Fell, den die Familie ausgesucht hat, sei sehr gutmütig. „Die ganze Familie wird den Hund versorgen“, kündigt Hermann Neubauer an. Die Spezialleine, die Emil greifen kann, ist schon da. Emils gesunde zehnjährige Schwester freut sich auch schon auf das Tier. Es wird für beide Kinder die zweite große Veränderung binnen weniger Wochen sein: Die Schwester ist von der Grundschule aufs Gymnasium gewechselt, Emil war Abc-Schütze an der Mosaikschule in Oggersheim. „Mit Ranzen und Schultüte“, so sein Vater stolz. Für die Familie sei der fröhliche Junge eine große Bereicherung, auch viele andere hätten ihn ins Herz geschlossen. Gerade seine Jahre in der Kita „Pusteblume“ hätten dazu beigetragen: „Wenn wir über die Maximilianstraße laufen, kennt er viele Leute.“ Künftig solle dann Dolly dabei sein. Emil lächelt.

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