Speyer Von hohen Ansprüchen und Geniestreichen

Kammermusik von geradezu orchestraler Fülle hat am Sonntag den Auftakt der diesjährigen „Meisterkonzerte“ im Historischen Ratssaal Speyer gebildet. Zwei in Besetzung und Dauer groß angelegte Werke standen auf dem Programm der von Alexia und Friedemann Eichhorn mit der Pfälzischen Musikgesellschaft veranstalteten Reihe.

Für Tschaikowskys Streichsextett „Souvenir de Florence“ und das Oktett von Mendelssohn hatte das Geiger-Ehepaar Eichhorn Musikerkollegen aus Weimar mitgebracht. Wie immer, wenn Friedemann Eichhorn in seine Heimatstadt zurückkehrt, war der Historische Ratssaal voll besetzt, und wie immer erlebten die Zuhörer ein mitreißendes Konzert. Mit seinem Streichsextett d-moll „Souvenir der Florence“ zeigt sich Tschaikowsky als Musiker, der hohen satztechnischen Ansprüchen gerecht werden kann. Dabei ist die Musik durchaus gefällig, aufgeschlossener etwa als die vergrübelte Klangwelt seines Zeitgenossen Brahms. Sein Sextett entstand 1890 als Erinnerung an einen Aufenthalt in Florenz. Anklänge an italienische Musik finden sich dabei allerdings nicht. Vielmehr klingt das Werk genuin russisch, vor allem im dritten Satz und im Finale. Eine emotional hoch aufwühlende Musik ist es dennoch, und so interpretierten die Künstler sie auch im Ratssaal. Eichhorn selbst saß am Pult des Primarius, neben ihm agierte sein Professorenkollege Gernot Süßmuth. Die Bratschen spielten Alexia Eichhorn und der Masterstudent Lucas Freund. Den Cellopart übernahmen Tim Stoltzenburg, ebenfalls Professor in Weimar, und die Solocellistin der Weimarer Staatskapelle, Dagmar Spengler. Vom ersten Takt an musizierte das Ensemble höchst lebendig und mit viel Feuer. Hochemotional und elektrisierend war das Spiel der sechs Musiker, die mit intensivstem Einsatz und dabei höchster Präzision im Zusammenspiel agierten. Eichhorn lebte die melodischen Linien der ersten Geige im Kopfsatz suggestiv und mit vollem Ton nach. Schöne Soli zeigten auch die anderen Musiker, so etwa Dagmar Spengler im Adagio und Alexia Eichhorn im Scherzo. Grandios auch die Homogenität des Ensembles, festzumachen nicht zuletzt in den Unisoni im Finale. Nach der Pause folgte ein Geniestreich des damals 16-jährigen Felix Mendelssohn: sein Streichoktett Es-Dur – kein Doppelquartett, sondern ein genuin achtstimmiges, im Satz komplexes, aber eingängiges Werk. Hier gesellten sich die jungen Geigerinnen Anna Mehlin und Alexandra Pop zu dem Sextett hinzu und fügten sich nahtlos in das Ensemble ein. Auch dieses Stück gestalteten alle Musiker enorm virtuos und nachdrücklich, mit Hochspannung und konzentriert bis ins Letzte. Im Gedächtnis blieben unter anderem die schönen Kantilenen der ersten Violine, die nun Gernot Süßmuth übernommen hatte.

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