Speyer Umarmungs-Marathon nach Wahlerfolg

Waldsee. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen schauten Altriper, Neuhofener, Otterstadter und Waldseer gebannt auf die Leinwand, auf der im Waldseer Ratssaal die Ergebnisse aus den 15 Wahlbezirken der vier Ortsgemeinden gezeigt wurden. Und da wurde schnell klar, dass die beiden Kontrahenten mit ihren Einschätzungen im Vorfeld der Stichwahl richtig lagen. Die Entscheidung, wer in ein paar Tagen auf dem Chefsessel der neuen Verbandsgemeinde Platz nehmen darf, würde in Neuhofen fallen. Erwartungsgemäß zeigten die Ergebnisse, die aus den einzelnen Bezirken nach und nach eintrudelten, dass Jacob in Altrip deutlich die Oberhand behielt. Aber eben auch nur in seiner Heimatgemeinde. In den anderen drei Orten entschieden sich die Wähler deutlich für Reiland. Das war für die Ortsgemeinden Otterstadt und Waldsee wenig überraschend. Immerhin lenkt Reiland seit 30 Jahren die Geschicke der Verbandsgemeinde Waldsee, zu der bislang die Ortsgemeinden Waldsee und Otterstadt gehören. Die Deutlichkeit der Resultate aus Neuhofen ließ dann aber doch den einen oder anderen Neugierigen im Ratssaal des Waldseer Rathauses erstaunt die Augenbrauen hochziehen. Insgesamt 72,4 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen dort auf Reiland. Das überraschte auch den Sieger selbst: „Dass es so deutlich wird in Neuhofen, habe ich beim besten Willen nicht erwartet“, gestand Reiland nach Bekanntwerden des Ergebnisses. „Ich habe gehofft, dass es 54 Prozent werden.“ Da hatte der Waldseer schon einen anständigen Händeschüttel- und Umarmungsmarathon hinter sich. Die Erleichterung war dem zukünftigen Chef der größten Verwaltungseinheit im Rhein-Pfalz-Kreis anzumerken. Sein spezieller Dank ging dann auch an die Wähler in Neuhofen. Als einen der Gründe für seinen Erfolg nannte er sein Auftreten und Abschneiden bei der RHEINPFALZ-Podiumsdiskussion dort. Reiland konnte sich am Wahlabend in Waldsee über prominente Unterstützung aus der eigenen Partei freuen: Kreisvorsitzender Helmut Pfaff, Kreisbeigeordneter Konrad Heller sowie Böhl-Iggelheims Bürgermeister Peter Christ wollten sich die Bekanntgabe des Ergebnisses nicht entgehen lassen. Pfaff wagte sich auch an eine erste Analyse: „Das zeigt, dass die Bürger honorieren, dass jemand seine Kompetenz zur Verfügung stellt, die neue Verbandsgemeinde zu gestalten.“ Mit die ersten Glückwünsche kamen von den Mitarbeitern der Waldseer Verwaltung. Diese empfingen ihren bisherigen und zukünftigen Chef mit einem Transparent. Und schwarzen T-Shirts mit der Aufschrift „Otto ... find ich gut“. Zu den Gratulanten gehörte auch Reilands Kontrahent. Jürgen Jacob war nicht in Altrip geblieben und doch noch nach Waldsee gefahren. Er nahm das Resultat gefasst auf: „Es geht mir gut. Es kommt, wie es kommt. Das Ergebnis muss man akzeptieren“, sagte Jacob. Jetzt gelte es, nach vorne zu schauen. Diese Zukunft sieht so aus, dass die beiden in absehbarer Zeit wieder miteinander zu tun haben. Wenn der Verbandsbürgermeister Reiland mit dem Altriper Ortsbürgermeister Jacob zusammenarbeiten muss. Beide versicherten, dass der Wahlkampf abgehakt sei. Beide wollen zusammenarbeiten. „Wir sind gewählt worden, um Probleme zu lösen, nicht neue zu schaffen“, betonte Reiland. Analysieren, woran es am Ende gelegen hatte, wollte, konnte Jacob noch nicht: „Aus, fertig, Strich drunter.“ Lediglich die geringe Wahlbeteiligung stieß dem Altriper sauer auf: „48,7 Prozent – ich glaube nicht, dass man damit zufrieden sein kann. Das heißt, dass es mehr als der Hälfte der Wahlberechtigten egal ist. Das kann nicht sein.“ Otto Reiland sah das etwas anders. Knapp 50 Prozent, das sei für eine Stichwahl nicht schlecht. Sprach’s und entschwand in Richtung Ratssaal, der von den Temperaturen her inzwischen mehr einer Sauna glich, und begann, die Vorgabe vom Ende seiner kurzen Dankesrede in die Tat umzusetzen: „Jetzt wird gefeiert.“ (tc)

x