Speyer Speyer: Kosmonaut Oleg Nowizki im Technik-Museum

Auf dem „Mond“ gelandet: Kosmonaut Oleg Nowizki bei seinem Besuch im Technik-Museum.
Auf dem »Mond« gelandet: Kosmonaut Oleg Nowizki bei seinem Besuch im Technik-Museum.

Meinung am Montag: Kosmonaut Oleg Nowizki hat am Samstag Europas größte Raumfahrtausstellung im Technik-Museum Speyer besucht. Christian Berger sprach mit dem 46-Jährigen über die Faszination Raumfahrt.

Herr Nowizki, gerade haben Sie einen Rundgang durch die Raumfahrtausstellung mit mehr als 600 Exponaten gemacht. Wie gefällt Ihnen die Schau?

Ich bin tatsächlich hier zum ersten Mal und bin Gerhard Daum (Ausstellungsleiter, Anm. d. Red.) sehr dankbar für die Einladung. Die Ausstellung ist sehr vielseitig, sehr interessant. Ich bin begeistert von Gerhard Daums großer Leidenschaft, mit der er die Sammlung konzipiert hat. Zu den herausragenden Exponaten zählt das Sojus-Raumschiff, mit dem der deutsche Astronaut Ulf Merbold 1994 von der russischen Raumstation Mir zur Erde zurückkehrte. Wie oft haben Sie eine solche Original-Kapsel schon in Museen entdeckt? Nur in drei Museen habe ich bisher so etwas gesehen. Aber ich habe bestimmt noch nicht alle Ausstellungen besucht, die es gibt. Haben Sie schon etwas von der Stadt Speyer gesehen? Leider nein, aber ich hoffe, dass wir das bei meinem nächsten Besuch auch schaffen. Sie sind erst vor einem dreiviertel Jahr von Ihrer zweiten Langzeitmission auf der Internationalen Raumstation ISS zurückgekehrt. Welche Aufgaben haben Sie nach Ihrem Weltraumeinsatz? Am 2. Juni bin ich gelandet, gleich danach ging es los mit der Rehabilitation. Danach war ich im Urlaub. Es hat sich viel Arbeit angesammelt. Wir haben unterschiedliche Schulungen, weil der technische Fortschritt in der Raumfahrt unser ständiges Lernen erfordert. Wir müssen uns laufend weiterbilden. Und ich habe inzwischen die medizinische Untersuchung hinter mir. Ich darf ein drittes Mal fliegen! Der deutsche Astronaut Alexander Gerst, der im Juni seine zweite ISS-Mission beginnen und die Station auch kommandieren soll, hat im Training das Fliegen eines Sojus-Raumschiffs gelernt. Sind Sie an seiner Vorbereitung im Sternenstädtchen bei Moskau beteiligt gewesen? Wir haben nicht zusammen trainiert, weil wir zu unterschiedlichen Missionen gehören. Alexander hat inzwischen seine Vorbereitung in Russland schon abgeschlossen. Deswegen ist er entweder nach Houston oder nach Deutschland zurückgekehrt. Welche Aufgaben haben Sie bei Ihren beiden ISS-Aufenthalten am liebsten übernommen? Ich denke, alles war interessant und spannend für mich, auch die Flüge, bei denen ich Kommandant des Sojus-Raumschiffs war. Es ist schwierig für mich, etwas hervorzuheben. Denn wir müssen alle Aufgaben korrekt ausführen. Deshalb ist alles spannend. Was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie sich als Raumfahrer bewarben? Zum Kosmonautenberuf bin ich erst mit 33 Jahren gekommen. Davor war ich Militärpilot und hatte Einsätze im Kaukasus. Dann besuchte ich die Luftwaffenakademie. Dort erfuhr ich, dass neue Kosmonauten gesucht werden. Diese Chance wollte ich nutzen. Also bewarb ich mich – und es hat gleich geklappt. Sie werden manchmal als russischer, manchmal als weißrussischer Kosmonaut bezeichnet. Was ist richtig? Ich bin gebürtiger Weißrusse, aber ich habe die russische Staatsbürgerschaft. Daher bin ich offiziell ein russischer Kosmonaut. Alle meine Verwandten leben aber bis heute in Weißrussland. Ihre Frau hat ein Tagebuch während Ihres ersten ISS-Aufenthalts geschrieben. Hat sie das wiederholt? Sie hat beide Male Tagebuch geführt und das erste auch veröffentlicht. Wir hoffen, dass in den nächsten Monaten auch ihr Buch über meinen zweiten Flug erscheint. Sie hat sogar schon Ideen für meinen dritten Flug. Ist Ihre nächste Mission schon klar? Gesundheitlich habe ich zwar alles durchgestanden, offiziell wurde ich aber noch keinem Flug zugeteilt. Doch ich vermute stark, dass es im Jahr 2020 so weit sein wird. Zur Person Oleg Nowizki wurde am 12. Oktober 1971 in Tscherwen, einer Gemeinde in der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik, geboren. Als Militärpilot bewarb er sich als Kosmonaut und wurde 2005 ausgewählt. Jeweils als Kommandant (Pilot) flog Nowizki mit einem Sojus-Raumschiff für zwei Langzeit-Forschungsaufenthalte (2012/13 und 16/17) zur Internationalen Raumstation ISS. Inzwischen ist er russischer Staatsbürger. Ein dritter Weltraumeinsatz ist möglich. Termin Am Dienstag, 1. Mai, wird im Technik-Museum das Jubiläum „25 Jahre Spacelab D-2“ gefeiert. Erwartet werden alle damaligen und heute noch lebenden Missionsmitglieder zu einer Talkrunde. | Übersetzung: Margarita Riedel

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