Speyer Sorgen und Freuden der Zusammenlegung

HARTHAUSEN

. Nicht nur die Kommunen haben ihre Verwaltungsreform – beim Projekt „Gemeindepastoral 2015“ des Bistums Speyer geht es allerdings nicht nur darum, die katholischen Gemeinden mit ihren Verwaltungsstrukturen zusammenzulegen, sondern auch die Gemeindemitglieder zusammen wachsen zu lassen. Eine menschlich einfache Sache ist das nicht, viele Befürchtungen, Ängste, auch Trauer um das, was nicht mehr machbar sein wird, ist im Spiel. Zu Beginn der Pfarrversammlung am Sonntagnachmittag luden die Moderatoren Thomas Kiefer, Jutta Schwarzmüller und Norbert Geis von der Abteilung Gemeindeberatung des Bischöflichen Ordinariats die Gäste in der vollen Halle dazu ein, Fragen zu stellen. Die Teilnahme war lebhaft, vieles ging auch weit über das Projekt „Gemeindepastoral 2015“ hinaus, etwa die Frage nach dem Diakonat der Frau. „Ohne die Frauen wäre die Kirche tot“, stellte jemand fest. Eine Antwort zu diesen Fragen könne allerdings nur Rom geben, sagte Thomas Kiefer. Sehr konkret war die Frage, wie sich künftig der Informationsfluss zwischen dem zentralen Pfarreibüro und den einzelnen Gemeindeteilen gestalten werde. Die Erfahrungen der Projektpfarreien seien geteilt, meinte Kiefer. Auf der einen Seite erführen die Hauptamtlichen deutliche Vorteile, wenn alles an einem Ort beisammen sei und man oft nur ins Nachbarbüro wechseln müsse. Andererseits sei der Informationsfluss zu den Ehrenamtlichen vor Ort schwieriger. Kiefer gab zu, dass hier noch einiges verbessert werden müsse. Mehrere Jugendliche – unter anderem Joel Lehmann aus Mechtersheim und Simon Grill aus Dudenhofen – meinten unter dem Beifall der Zuhörer: „Wir werden für unsere Jugendarbeit gelobt, und wir geben uns auch sehr viel Mühe – und dann ist plötzlich das Jugendheim weg, weil das Bistum diese strengen Vorgaben zum Immobilienverkauf hat. Wie dann weiter arbeiten?“ Kiefer meinte zum von der Diözese geforderten Verkauf von kirchlichen Immobilien, man könne eben nur mit dem Geld arbeiten, das man auch habe. Es sei nicht anders, als wenn eine Familie von Arbeitslosigkeit betroffen sei. Sein Vorschlag zu angemieteten Räumen stieß allerdings auf wenig Gegenliebe: „Und wer zahlt diese?“, wurde gefragt. Weitere Fragen betrafen die Lösung kleinerer Probleme vor Ort – dies seien Fälle für den „Gemeinde-Ausschuss“, in dem sich die Ehrenamtlichen einbringen könnten, die ihr Engagement auf ihren eigenen Ort beschränken wollten, hieß es. In einer zweiten Runde äußerten sich die Ehrenamtlichen aus den Gremien der katholischen Gemeinden zu ihren Befürchtungen und Hoffnungen. Die meisten wollten zunächst Positives sagen: Man habe den Blick erweitert und mit viel Freude die Ehrenamtlichen der anderen Pfarreien kennengelernt – obwohl die B 9 immer noch eine Grenze sei. Das beste Beispiel für Hoffnung sei die gemeinsame Organisation dieses Festes, die so problemlos geklappt hat, sagte beispielsweise Annette Meindl aus Berghausen. Danach kamen aber doch ein paar Befürchtungen: Es sei bisher schon schwer gewesen, neue Ehrenamtliche zu finden, die sich etwa als Kandidaten für den Pfarrgemeinderat zur Verfügung stellten. Unter den neuen Bedingungen sei dies noch schwerer und die Belastung für die Ehrenamtlichen dadurch immer größer. Die nächste Runde ging an die Hauptamtlichen: Welche Wünsche haben sie? Pastoralreferentin Sabine Alschner meinte: „Zunächst bin ich einfach froh, dass ein deutliches Konzept vorliegt und die Zeiten der Unsicherheit vorbei sind.“ Pfarrer Josef Metzinger meinte, das Wichtigste habe er schon morgens in der Predigt angesprochen, aber er wünsche sich, nicht so zerrissen zu werden von den widerstrebenden Anforderungen: „Manche rechnen genau aus, wie oft ich in der einzelnen Gemeinde bin.“ Aber dieses gelungene Pfarrfest mache Hoffnung auf die gemeinsame Zukunft. Die letzte Runde ging an die Jugendlichen aller Gemeinden. Die hatten am Abend und in der Nacht bereits gemeinsam gefeiert: Zuerst gab’s Abendessen, danach wurde gemeinsam Fußball geschaut. Zum gemeinsamen Nachtprogramm gehörte der Mitternachtsgottesdienst und eine Nachtwanderung. Wer dann noch konnte, schaute sich Filme an. „Geil war’s“, meinte Metzinger, der selbst nur eine Stunde Schlaf hatte, „68 Jugendliche waren dabei, und am Sonntagmorgen halfen alle bei den Vorbereitungen.“ Die Stimmen der Jugendlichen waren denn auch vor allem positiv: „Wir haben schon ganz viel gemeinsam gemacht“, meinte etwa Amelie Seithel aus Heiligenstein: „Sicher, Probleme gibt’s immer, aber wir haben auch viel Unterstützung.“

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