Speyer Schicksale und Zahlen

RÖMERBERG. Jede Woche kommen im Rhein-Pfalz-Kreis Flüchtlinge an, in manchen Wochen sind es bis zu 30. Bis zum Ende des Jahres soll der Kreis Wohnraum für 1000 Menschen bereitstellen, bis Ende Juli wurden bereits 522 Menschen aufgenommen. Die Unterbringung der Asylbewerber stelle den Kreis vor große Herausforderungen, heißt es bei der Ludwigshafener Behörde.

Diese Woche hat der Bund die Anzahl der Flüchtlinge, die in diesem Jahr in Deutschland erwartet werden, nach oben korrigiert: Bis zu 800.000 Menschen sollen kommen. Auch der Rhein-Pfalz-Kreis hat seine Zahlen in diesem Jahr schon mehrfach angepasst. Momentan geht man davon aus, dass bis Jahresende 1000 Menschen untergebracht werden müssen. Die Bürgermeister haben sich mit der Kreisverwaltung darauf geeinigt, die Asylbewerber abhängig von der Einwohnerzahl und der Finanzkraft in den Kommunen zu verteilen. In den Verbandsgemeinden Römerberg-Dudenhofen und Waldsee sind diese „Soll-Zahlen“ schon erfüllt. In anderen Kommunen ist das nicht der Fall. Genaue Angaben will die Kreisverwaltung dazu nicht machen, ein Sprecher erklärt auch, warum: „Landrat Clemens Körner (CDU) und der Erste Kreisbeigeordnete Martin Haller (SPD) möchten betonen, dass die Bewältigung und die Unterbringung der Flüchtlinge eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellen und ein Aufwiegen, welche Gemeinde mehr oder weniger Flüchtlinge aufnimmt, der Sache nicht dient.“ Zumal sich diese Zahlen ja sehr schnell ändern könnten – und Verbandsgemeinden, die heute viele Menschen unterbringen, auch rasch wieder unter das „Soll“ fallen könnten. Der Kreis sei dankbar für jedes Angebot von Wohnungsbesitzern, da absehbar sei, dass weiterhin in allen Gemeinden Menschen aufgenommen werden müssten. Für die Römerberger CDU ist die Frage nach der gleichmäßigen Verteilung der Asylbewerber im Kreis schon ein Thema. Mathias Müller, Sprecher der Ratsfraktion, führt das Thema umsichtig ein: „Wir möchten entschieden klarstellen, dass wir die Notwendigkeit humanitärer Hilfe sehen und auch bemüht sind, die aufzunehmenden Flüchtlinge bestmöglich zu integrieren. Unsere Mitglieder im Arbeitskreis Asyl – allen voran Käthe Maier – leben dies vor“, schreibt Müller in einer Anfrage an den Bürgermeister. Die CDU verstehe auch, dass der Kreis jedes Wohnungsangebot dankbar nutze. „Gleichwohl möchten wir unsere Sorge zum Ausdruck bringen, dass derzeit bezüglich der Verteilung der Asylbewerber eine Ungleichbehandlung zu Lasten von Römerberg stattfindet“, so Müller weiter. Und zwar sowohl innerhalb der Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen als auch innerhalb des Kreises. Müller will, dass die Kreisverwaltung von den Bedenken weiß: „Denn wir wollen vermeiden, dass eine bislang positive Stimmung irgendwann durch eine ungleiche Konzentration innerhalb eines Ortsteils von Römerberg umschlagen könnte.“ Von den 161 Flüchtlingen, die in der Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen wohnen, leben 114 in Römerberg, je 19 in Dudenhofen und Harthausen und neun in Hanhofen. Zu den Zahlen sagt Uwe Wagner von der Verbandsgemeindeverwaltung Römerberg-Dudenhofen: „Die Bürger von Römerberg sehen, dass es funktioniert und sind eher bereit, Wohnraum zur Verfügung zu stellen.“ Römerbergs Beigeordnete Käthe Maier (CDU), die sich seit Jahren um Wohnraum und Flüchtlinge kümmere, habe einen wesentlichen Beitrag für diese Akzeptanz geleistet, sagt er. Zudem leisteten die Arbeitskreise Asyl, die es in der Verbandsgemeinde gibt, ausgezeichnete Arbeit. In der Verbandsgemeinde Waldsee ist der Plan „übererfüllt“: „Wir haben 22 Asylbewerber mehr aufgenommen“, sagt der Erste Beigeordnete Wolfgang Kühn (SPD). In den vier Ortsgemeinden leben im Moment rund 215 Flüchtlinge, um die 120 von ihnen wohnen in Waldsee. Der Blick auf die Zahlen und den Schlüssel helfe aber wenig, findet Kühn: „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, deswegen bemühe ich mich weiterhin, Wohnraum anzumieten.“

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