Speyer Rebläuse und Meerspinnen lassen sich blicken

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Man kann mit vielem malen, das nicht eigens als „Farbe“ verkauft wird, auch mit Wein, Rotwein natürlich, wie eine Ausstellung mit Arbeiten von Reinhard Zink beweist. Die Schau wird heute Abend um 19.30 Uhr im Foyer der Speyerer Universität eröffnet und ist bis zum 29. November zu sehen.

Zink, vor seiner Pensionierung Kunsterzieher am Hans-Purrmann-Gymnasium, suchte 2003 nach Ideen für sein Unterrichtsthema „Malen mit Naturpigmenten“, spritzte Rotwein auf Papier und bearbeitete die Flecken mit dem Pinsel. „Die Schüler fanden, dass es ziemlich versoffen roch“, meint er. Seine Technik hat er mittlerweile künstlerisch weiter entwickelt, davon kann man sich bei der Ausstellung überzeugen. Die Technik nennt sich Vianello, das italienische Wort für einen sehr leichten, sehr jungen Rotwein. „All over the world“ hat er seine Ausstellung benannt, denn seine Themen findet er vor allem, wenn er seinem großem Hobby frönt: Fernreisen. In den vergangenen 30 Jahren war er 20 Mal in Lateinamerika, 15 Mal in Asien und vier Mal in Nordafrika. Was ihn dabei fasziniert, sind Kunst und besonders Architektur; die finden sich dann auf seinen Bildern wieder – in manchmal überraschenden Kombinationen und mit witzigen Details, etwa allgegenwärtigen „Satellitenschüsseln“ auf altehrwürdigen Tempeln, Kirchen und Burgen. Im Grunde ist es eine Ausweitung der Aquarellmalerei: erst eine Zeichnung mit wasserfester Tusche, dann die Farbgebung mit Rotwein, manchmal kombiniert mit Aquarellfarben. Aber auch, wo man es nicht sofort sieht, ist Rotwein dabei, der dann vielleicht Schatten tiefer macht. Zink erklärt dazu: „Ich fülle von der Flasche, die ich trinke, ein bisschen in ein Schraubglas ab und lasse es zum Oxydieren sehr lange stehen. Ich habe immer ein paar Schraubgläser da, verschiedene Sorten, verschieden alt. Dornfelder etwa wird violett bis grau, Italiener bleibt rötlicher und heller.“ Auf zwei Bildern hat er die Erfindung der Technik aufs Korn genommen – mit einer Reise durch die Kunstgeschichte: Eine Figur aus Goyas „Caprichos“ verspritzt Wein mit einer riesigen Klistierspritze; Figuren aus Rembrandt-, Picasso- und Dix-Bildern verteilen die Flecken. Auf anderen Bildern bespritzen sich sehr muntere, auf Podesten stehende Gebäude, die man aus Bildern von Hieronymus Bosch bis Albrecht Dürer, von Giotto, Caillot und Caspar David Friedrich kennt, mit Wein. Andere Bilder vereinen alle Kontinente als Architekturelemente – ungewöhnlich kombiniert. Auch Speyerer Dom, Trifels und Teufelstisch lassen sich blicken – mit Rebläusen und der Gimmeldinger Meerspinne. Noch ein Rezept vom erfahrenen Rotweinfleckenmacher: Da, wo sie nicht hingehören, kriegt man die Flecken gut mit Weißwein raus.

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