Speyer Ohne Spiegel geht gar nichts

Mit „Gesichtsleichen“ kann Simone Pepping-Sattelberger nichts anfangen. Damit meint sie Sänger ohne Mimik. Der gute Ton komme schließlich durch Einsatz der Gesichtsmuskulatur und richtige Atemtechnik zustande. Um ihre derzeit acht Gesangsschüler daran zu erinnern, greift sie gern zu einem etwas unorthodoxen Abschreckungsmittel: dem Foto eines Hushpuppys, einer Hunderasse mit sprichwörtlich hängenden Gesichtszügen.

Und überhaupt: Ohne Spiegel und Kopierer gehe in der Gesangsausbildung gar nichts, findet die ausgebildete Opern- und Konzertsängerin. Den Spiegel brauche es zur Kontrolle der Körperhaltung und Atmung, den Kopierer für die Noten. 2001 kam Simone Pepping-Sattelberger zusammen mit ihrem Ehemann, dem Bezirkskantor Robert Sattelberger, nach Speyer. Seither unterrichtet sie klassischen Gesang an der Städtischen Musikschule. „Generell macht mir die Arbeit mit Menschen Spaß“, sagt die Leiterin der Kinderchöre an der Speyerer Gedächtniskirche, die gerade an einem Kindermusical über den Auszug Israels aus Ägypten arbeitet. Das Thema eignet sich ihrer Einschätzung nach sehr gut für Kinder. Denn Moses habe den Exodus nicht allein bewältigt, sondern mit der Hilfe seines Bruders und Gefährten Aaron. Die Botschaft sei also „Du musst nicht alles alleine machen, frag doch einen Freund“, so Pepping-Sattelberger. Für das Musical, das im September kommenden Jahres im Martin-Luther-King-Haus aufgeführt werden soll, habe sie sich mit Klezmer und ägyptischer Musik befasst sowie die Texte selbst geschrieben. Selbst in Speyer auf der Bühne stehen wird die Altistin wieder im Advent, beim Weihnachtsoratorium von Bach in der Dreifaltigkeitskirche. Zuletzt habe sie ein Opernvorsingen in Köln und einen Gastvortrag beim „Fliegenden Holländer“ in Koblenz gehabt, erzählt die Sängerin. Jetzt, da ihre beiden Söhne zwölf und 14 Jahre alt sind, könne sie sich vorstellen, „mal so ein Projekt mitzumachen“, so Pepping-Sattelberger. „Gerade bei Wagner reicht der Chor oft nicht, weil das Orchester so laut ist.“ Denn ins Opernfach hätte es sie eigentlich gezogen, bekennt sie – auch wenn sie im Opernbereich nie solistisch gearbeitet habe. „Schwere“ Komponisten wie Wagner und Verdi seien ihr Ding, aber auch alte Musik aus der Zeit der Renaissance oder von Bach liege ihr. Bei Mozart und Haydn dagegen fühle sie sich nicht heimisch. „Ich brauche Stücke mit großem Umfang“, erklärt die Sängerin dazu. Immer ein C halten zu müssen, sei ihr zu anstrengend. Man habe eben so seine Wohlfühlkomponisten – ein Sänger, der behaupte, er könne alles singen, lüge. „Ich habe immer gesungen, solange ich mich erinnern kann“, sagt sie rückblickend, „meine Eltern waren genervt“. Ihre Laufbahn begann sie mit Querflöten-Unterricht an der Musikschule, um Orchestermusikerin zu werden. Auf Anregung ihrer Musiklehrerin fing sie mit 17 Jahren an, Gesangsunterricht zu nehmen. An ihr anschließendes Studium an der Essener Folkwangschule erinnert sie sich gerne. Dort lernte sie nicht nur zum Beispiel Bühnenfechten, sondern auch ihren Ehemann kennen, der für das Musical seiner Frau die Arrangements macht. Übrigens: Zur abendlichen Entspannung singt Simone Pepping-Sattelberger weder Opernarien noch Musicalhits, sondern am liebsten Songs von Joan Baez oder Johnny Cash, zu denen sie sich selbst am Klavier begleitet.

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