Speyer Nur kleine Hürden auf dem Weg ins Wahllokal

Volkes Stimme: Wahlvorgang in der Zeppelinschule.
Volkes Stimme: Wahlvorgang in der Zeppelinschule.

Drei Wahlen mit mehr als 38.000 Wahlberechtigten allein in Speyer korrekt abzuwickeln, ist eine Meisterleistung. Zu ihrem Gelingen tragen am Sonntag mehr als 600 Helfer in 59 Wahllokalen bei. Blicke hinter die Kulissen zeigen: Die Ehrensache ist den meisten keine Last, sondern kann auch Erfreuliches mit sich bringen.

Einige Seufzer hat man schon gehört“, sagt Johannes Schäfer mit einem Blick auf die drei Wahlkabinen in der Bücherei der Zeppelinschule. Er ist Beisitzer im Wahlvorstand von Stimmbezirk 134 und weiß, dass das Verteilen von bis zu 47 Kreuzen für drei Gremien verzwickt sein kann. „Wir haben des Öfteren Kumulieren und Panaschieren erklärt“, so Schäfers Gattin Sarah Mang-Schäfer. Sie ist als Fraktionschefin der Speyerer Wählergruppe mit den politischen Regeln vertraut und leitet an diesem Sonntag den Wahlvorstand.

Mehr als 200 Wähler hatten sich bis 14.30 Uhr bei den Schriftführerinnen Elena Burgart und Andrea Schmitzer am Eingang des Raums registriert. Gerade hat sich eine Warteschlange gebildet „Wir hatten gedacht, das wegen des Wetters verstärkt am Vormittag gewählt wird, aber der Strom reißt nicht ab“, sagt Mang-Schäfer. Um 7.30 Uhr hat ihr Dienst begonnen. Mindestens eine Stunde Pause soll jeder der Neun im Vorstand gehabt haben, bis zwischen 18 und geschätzt 21 Uhr die Auszählung läuft. „Keine Zwischenfälle“, bilanzieren die Helfer, die sich auch über Geschenke vor allem von politischen Akteuren freuen dürfen: Es seien Brezeln und „viel Schokolade“ vorbeigebracht worden.

Oberbürgermeisterin zufrieden

„Keine großen Vorkommnisse“ hatte zuvor auch Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) als Zwischenbilanz gezogen. Sie hat zusammen mit Pressesprecherin Annika Roth und Fahrer Uwe Dieter seit dem Vormittag alle Wahllokale persönlich besucht. „Ich habe den Helfern ein großes Dankeschön gesagt, das gehört sich so“, betont sie. Einzelne Ausfälle angemeldeter Wahlhelfer seien kein Problem gewesen; aus Hinweisen auf kleine Defizite würden Lehren gezogen: So seien die barrierefreien Zugänge nicht immer optimal beschildert gewesen. Und manche Bürger seien verwirrt gewesen, weil auf den Wahlscheinen nur Straße und Hausnummer der Lokale standen, aber nicht der Name der Schulen, in denen sie lagen. „Das können wir ändern.“

Weg suchen in der Woogbachschule

Wer in der Woogbachschule seine Kreuzchen machen will, muss erst einmal den richtigen Raum finden. Dabei hilft ein Blick auf das Flipchart gleich am Eingang, auf dem der Weg zu den Stimmbezirken 154, 155, 156 und 162 eingezeichnet ist. Um kurz nach 15 Uhr können sich Wähler dabei Zeit lassen: viel Andrang ist nicht.

Wegweiser: Flipchart in der Woogbachschule
Wegweiser: Flipchart in der Woogbachschule

„Es plätschert eher aus“, sagt Fabian Eichstetter. Er ist stellvertretender Wahlvorstand im Wahllokal 154 mit dem kürzesten Weg, gleich vorne links am Eingang. Um kurz nach 10 Uhr an diesem Tag sei deutlich mehr los gewesen, erzählt der städtische Mitarbeiter. „Um die Kirchenzeit herum kam ein Schwung“, berichtet Eichstetter. 224 Wahlberechtigte haben bis zum Nachmittag vorbeigeschaut, 926 stehen für die Stadtratswahl auf der Liste. Probleme habe es keine gegeben: „Alles ruhig“, versichert Eichstetter. Nur ein Wähler habe sich verlaufen – auch das Flipchart half hier nichts: Sein Wahlbezirk befinde sich in einem anderen Teil der Stadt, der Wahlvorstand schickte ihn an die richtige Adresse.

Kumulieren, Panaschieren – wie war das noch mal? Die eine oder andere Frage kam dazu auch in der Woogbachschule hin und wieder auf. Peter Ullemeyer wusste in solchen Fällen Rat. In der Woogbachschule hilft er bereits zum dritten Mal, ist seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlicher Wahlhelfer und weiß, wie der Hase läuft. Dienstbeginn eine halbe Stunde vor Öffnung der Wahllokale und ganz wichtig: Nirgendwo in der Schule dürfen Wahlplakate zu sehen sein. Eine neutrale Zone, gewissermaßen. Die Wahlbeteiligung, freut er sich, sei diesmal etwas höher als noch bei der vergangenen Europawahl.

Friedlich in der Siedlungsschule

Alles ist bisher friedlich verlaufen“, sagt Volker Weinmann, stellvertretender Wahlvorstand im Stimmbezirk 271 in Nord. Das Grünen-Mitglied ist nach eigenen Worten weder als Abgesandter einer politischen Partei, noch als städtischer Bediensteter, sondern ehrenamtlich im Einsatz. „Es ist doch wichtig, dass man so etwas macht“, findet Weinmann. Das Wahllokal, die Turnhalle der Siedlungsschule, teilt sich sein Bezirk mit dem Bezirk 272. „Es ist viel los“, sagt Weinmann, und Isabel Borkenhagen, Wahlvorstand im Bezirk 272, kann das nur bestätigen. Bis gegen 15 Uhr hatten in beiden Bezirken jeweils um die Hälfte der Wähler ihre Stimmen abgegeben.

Urnengang: In der Sporthalle Nord herrscht reger Betrieb.
Urnengang: In der Sporthalle Nord herrscht reger Betrieb.

Zeitweise sei der Andrang so groß gewesen, dass sich eine längere Schlange gebildet habe, erzählt Weinmann. Aber das sei nicht verwunderlich, schließlich brauche es Zeit, die Stimmzettel für die Europa-, Bezirkstags, aber vor allem die Stadtratswahl korrekt auszufüllen. Als sehr hilfreich hätten sich die Erklärtafeln erwiesen, die die Stadt an den Eingängen der Wahllokale angebracht habe, sagt Weinmann. Auch einige Jungwähler hätten ihre Stimme für Europa abgegeben, freut sich Borkenhagen.

Rein damit: Wahlurne in der Turnhalle der Siedlungsschule.
Rein damit: Wahlurne in der Turnhalle der Siedlungsschule.

Von einem ruhigen und sachlichen Ablauf berichtet auch Christopher Buhl, Wahlvorstand des Bezirks 276. Sein Wahllokal ist in der PSD Bank Sporthalle Nord eingerichtet, wo auch die Wahlurnen für vier weitere Stimmbezirke stehen. „Es ist immer etwas los, die Menschen kommen permanent, ohne große Pause“, sagt CDU-Mitglied Buhl und spricht von einer „gefühlt großen Wahlbeteiligung“. Er sei „positiv überrascht“ und habe ein „gutes Gefühl“. Neben dem Tisch der Schriftführer stapeln sich Briefwahlunterlagen: „Die Menschen geben sie bei uns ab, sie zur Post zu bringen, traut sich jetzt niemand mehr.“

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