Speyer Nichts für Weicheier

Mannheim

. Es ist ein Mittwochabend in einem Schwimmbad im Mannheimer Stadtteil Vogelstang. Der offizielle Badetag ist längst beendet, die letzten Badegäste sind in den Umkleidekabinen verschwunden. In der Schwimmhalle ist es ruhig, nur ab und an ist ein Glucksen des Wassers zu hören oder ein Ruf aus einer der Umkleiden zu vernehmen. Dann jedoch eilen einige junge Frauen – ausgerüstet mit Schnorchel und Schwimmflossen – herbei und hüpfen ins Wasser. Platsch, platsch, platsch. Sie tauchen ab, um Unterwasserrugby zu spielen. Die Mädels sind vom TSC Shark Mannheim, dem erfolgreichsten deutschen Unterwasserrugby-Verein bei den Damen. In den Jahren holte die Mannschaft zweimal den deutschen Meistertitel, belegte zweimal den zweiten und einmal den dritten Platz – und gewann zudem zweimal den Champions-Cup, eine Unterwasserrugby-Champions-League. Bayern München lässt freundlich grüßen. „Gewinnen macht immer Spaß“, sagt Laura Dörflinger, eine der Besten, und lacht. Unterwasserrugby ist eigentlich ein ganz einfaches Spiel. An zwei gegenüberliegenden Beckenrändern wird jeweils ein Metallkorb auf dem Beckenboden befestigt. Und darin versuchen die Spieler der beiden Mannschaften den mit Salzwasser gefüllten Ball zu versenken. Was das Spiel, das komplett unter Wasser stattfindet, jedoch etwas komplizierter macht, ist die Tatsache, dass es dreidimensional ist. Ein Gegner kann nämlich nicht nur von hinten oder vorne, von rechts oder von links auftauchen, sondern auch von oben oder unten. Also von überall. Und das meist mit ordentlich Krawumms. Unterwasserrugby ist nämlich eine Sportart, bei der man den Körperkontakt mit dem Gegner nicht scheuen sollte. Wer Angst davor hat, in einen menschlichen Knäuel unter Wasser verwickelt zu werden oder ein paar blauen Flecken abzubekommen, dürfte sich beim Unterwasserrugby unwohl fühlen. Und sollte besser erst gar nicht abtauchen. Verboten sind laut Regelwerk Schlagen, Würgen, Treten, sowie „übermäßiges Verdrehen von Gliedmaßen“ – zumindest wenn es die Schiedsrichter sehen. Was wie ein knallharter Kampf in Badekleidung klingt, ist für die Athleten jedoch nicht außergewöhnlich hart. „Brutal ist es nicht. Aber es ist halt nicht so etwas wie Turmspringen, da geht es schon etwas ruppiger zu“, sagt Lena Rossmann. Zumindest so ruppig, dass sie im Sommer selten mit einem kurzen Top rumläuft. „Da wird man wegen der vielen blauen Flecken oft komisch angeschaut“, erzählt sie. Doch die Blicke, die blauen Flecken, Rossmann nimmt sie in Kauf – für den Erfolg. Den gibt es in Mannheim allerdings noch gar nicht so lange. Erst seit 2005 besteht eine Damenmannschaft in der rund 40 Jahre alten Sportart. Am Spielbetrieb teil nimmt das Team allerdings erst, seitdem 2008 ein Großteil der Weinheimer Mannschaft in die Quadratestadt wechselte. Der nordbadische Verein konnte den Spielerinnen die Bundesliga mit ihren teilweise weiten Anreisen zu Blockspieltagen nicht mehr finanzieren. In der zweiten Saison reichte es für Platz zwei. Nachdem sich dann zwei Berliner Spielerinnen den Mannheimerinnen anschlossen, stiegen die Sharks zum besten deutschen Team auf. Vorige Saison wurde die Mannschaft wieder deutscher Vizemeister. So ganz glücklich Dörflinger trotzdem nicht. Lieber würde die Nationalspielerin den einen oder anderen Titel weniger gewinnen und dafür mehr nationale Konkurrenz haben. Mehr als nur ein paar Vereine. Doch neue Mannschaften tauchen meistens genauso schnell wieder ab, wie sie aufgetaucht sind. „Das sind dann meistens nur so One-Hit-Wonder“, sagt Dörflinger. Das geschah letztlich auch mit Mannheim. Das Team schloss sich vor Kurzem dem UC Langen an. Nun spielt dort sozusagen eine badische Topauswahl unter einem hessischen Deckmantel. Unterwasserrugby ist eben eine Randsportart in Deutschland. Genaugenommen sogar eine Rand-Randsportart. Es gibt ein paar Hundert Spieler hierzulande, bei den Männern noch verhältnismäßig viele, bei den Frauen allerdings nur wenige. Sehr wenige sogar. Genau sechs Mannschaften sind es, die am Spielbetrieb teilnehmen. Die Frauen trainieren daher meistens bei den Männerteams in ihrer Umgebung mit – schließlich lohnen sich bei einem Sport, den man nicht professionell betreibt, keine Anfahrtswege von eins, zwei Stunden – einfach. Die Spielerinnen, die für Mannheim aktiv waren, etwa kamen aus Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart oder Offenburg. Auch sie waren selten da. Bei den Begegnungen, die in Blockform ausgetragen werden, übernachten die Spielerinnen zumeist bei ortsansässigen Kolleginnen. Man kennt sich ja seit Jahren, der Kreis der Spielerinnen ist klein. Es ist eben eine kleine Welt, in die sie da abtauchen.

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