Speyer Nationale Zuversicht, lokale Attacke

Am Promi-Tisch: SPD-Landeschef Roger Lewentz (rechts), Alt-MP Rudolf Scharping (Zweiter von rechts) und Malu Dreyer (ganz links)
Am Promi-Tisch: SPD-Landeschef Roger Lewentz (rechts), Alt-MP Rudolf Scharping (Zweiter von rechts) und Malu Dreyer (ganz links).

Im Foyer vor dem Eingang zum kleinen Saal der Stadthalle stehen Martin Schulz und Andrea Nahles. Als Pappfiguren. Aber richtig angeordnet. Schulz, er hat sich inzwischen als Ex-Heilsbringer aufs Abstellgleis nach Würselen rangiert, steht hinter Nahles, die – möglicherweise – dessen Mission weiterführen darf. Die Genossen aus Speyer brauchen am Aschermittwochabend weder den einen noch die andere. Sie haben ja die „die beliebteste Politikerin im Land“, wie SPD-Landeschef Roger Lewentz ausruft, eine, die noch siegen kann für die älteste demokratische Partei Deutschlands. Und sie haben Stefanie Seiler, die neue Hoffnungsträgerin für ihre Heimatstadt mit Blick auf den Urnengang zur OB-Wahl am 27. Mai. Gabi Tabor, SPD-Ratsmitglied in Speyer, trägt ein Pappschild durch die Reihen der gut 200 Zuhörer. „Kein Bart, viel Herz“ steht darauf und der Name der Kandidatin. Viele andere tragen ein T-Shirt mit deren Namen. Der Name ist Programm. Im Saal ist die Herausforderin schon am Ziel ihrer Träume. Spätestens als Malu Dreyer nach der engagierten Rede Seiler adelt: „Du könntest stante pede die Stadt übernehmen.“ Seiler hat zuvor ihr „Regierungsprogramm“ dargelegt: Bürger einbeziehen, Verkehrsentwicklung, mehr Wirtschaftsförderung, bezahlbarer ÖPNV, Containerterminal am Hafen, Spielplätze in Baugebieten, bezahlbarer Wohnraum, bessere und rechtzeitige Info über die AfA, ein neues Frauenhaus. Es ist eine Generalabrechnung mit dem Amtsinhaber. „Er hat keinen Plan gehabt oder ihn in den acht Jahren nicht gefunden“, urteilt sie. Seiler bläst zur Attacke – die Fans jubeln. „Echt schön, wieder hier zu sein“, fängt Malu Dreyer mit ihrem ersten Satz die Speyerer ein. Fast andächtig lauschen sie dann dem Mitglied der Verhandlungskommission, wie sie den Inhalt des „sozialdemokratischen“ Koalitionsvertrags referiert und zur Annahme motiviert. Dreyer schafft es auch trotz aktuell 16,5 Prozent Zustimmung zur SPD in Umfrage, Zuversicht zu vermitteln. Wie gerufen, steht Alt-MP Rudolf Scharping am Mittwoch im Saal. Sein hoch emotionales Stegreif-Grußwort-Grußwort streichelt die Genossen-Seele. Er nennt die SPD unverzichtbares soziales Korrektiv, erinnert an Bebel, Brandt und kitzelt das Selbstbewusstsein der Genossen. Tosender Jubel. Heringe munden, die Twins-Band macht Musik.

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